HAAG. Im Jahr 2018 wurde im Gemeinderat der Stadt Haag ein positiver Beschluss für die Errichtung einer Fernwärme in Haag gesetzt, um eine optimale Versorgung der Betriebe und der privaten Haushalte sicherzustellen. Der damals zuständige ÖVP-Wirtschafts-Stadtrat Christian Marquart wurde beauftragt, das Fernwärmeprojekt in Haag zu erstellen.
Zu Beginn des Projekts stand an erster Stelle die Findung einer Betreibergemeinschaft: Da für eine Zusammenarbeit mit den landwirtschaftlichenBetrieben in Haag kein Interesse bestand, wurde eine Zusammenarbeit mit der Seitenstettner Fernwärme GmbH geplant. Durch die Zusage der Gemeinde für eine Fernwärme in Haag konnten in den nächsten Schritten Konzepte und Planungen erstellt werden. Im Zuge dessen wurde im Juni 2020 die Fernwärme Haag GmbH gegründet. Durch die Genehmigung der Stadtgemeinde Haag für den Bau der Fernwärme Haag wurde mit derSuche nach einem passenden Standort begonnen. Da auch das Blaulichtzentrum in Haag neu errichtet werden musste, wurden Planungen für eine Synergie Blaulichtzentrum und Fernwärme Haag durchgeführt.
Gutachten der Projektgegner bestätigt Sinnhaftigkeit der Fernwärme
Im Jänner 2021 erfolgte eine Konzeptfertigstellung der Fernwärme Haag mit einer Präsentation in der Mostviertelhalle Haag für den Gemeinderat und die Anrainer. „Daraufhin startete die Bürgerliste Für HaaG eine Unterschriftenliste gegen die Fernwärme. 503 Unterschriften wurden gegen die Errichtung einer Fernwärmeanlage gesammelt und öffentlich gegen die Fernwärme Haag Stimmung gemacht. Aufgrund dieser Kampagne musste die Stadtgemeinde das politische Projekt bis auf weiteres auf Eis legen. Im Sommer 2021 wurde letztlich ein externer Gutachter für 17.000 Euro netto von der Bürgerliste für HaaG bestellt. Der Gutachter kam jedoch ebenfalls zum Ergebnis, dass es keine sinnvolle Alternative zum ursprünglich angepeilten Fernwärmeprojekt gibt. Die Vorgangsweise der Bürgerliste für HaaG kommt den Steuerzahlern teuer zu stehen. Eigentlich sollten die Verantwortlichen Konsequenzen ziehen“, so Christian Marquart.
Thomas Stockinger widerspricht vehement
Dem widerspricht Thomas Stockinger von der Bürgerliste Für HaaG vehement: „Da ist leider sehr vieles falsch. Die Bürgerliste hat keine Kampagne mit Unterschriftenliste gestartet. Das war eine private Initiative rund um die Familie Gabriel, noch immer nachzulesen auf Facebook. Die Bürgerliste hat auch keinen Gutachter bestellt, das kann sie auch gar nicht. Das war die Stadtgemeinde Haag. Dieses Gutachten, welches von einem ÖVP-Vertreter im Arbeitskreis vorgeschlagen wurde, war sehr wichtig, um überhaupt den Zustand der Gebäude und der Heizungsanlagen genau zu kennen. Das Ergebnis des Gutachtens der Firma Engelmann war, dass zuerst die Gemeindegebäude thermisch saniert werden müssen, um die Energiekosten und den CO2-Ausstoß an der Wurzel zu packen. Vor der thermischen Sanierung können die meisten Gebäude nur mit Biomasse beheizt werden, was per se nicht eine Fernwärme voraussetzt. Nach der thermischen Sanierung stehen bei allen Gebäuden sehr viele Möglichkeiten offen, wie zum Beispiel eine Wärmepumpe.“
Nun drohen Mehrkosten von über einer Million Euro
Da das geplante Blaulichtzentrum mit der Fernwärme Haag eine Rangierfläche geplant hatte, hätte diese Fläche ebenso als Parkplatz verwendet werden können. Durch die Verhinderung des Projekts mussten Parkflächen für das Blaulichtzentrum um mehrere hunderttausend Euro neu errichtet werden. Des Weiteren ist zu befürchten, dass rund 1,2 Millionen Euro (Bau-)Mehrkosten und Heizkosten für öffentliche Gebäude anfallen. Gerade im Hinblick auf die sanierungsfähigen öffentlichen Gebäude in Haag war ein Fernwärme-Anschluss geplant. Da diese Gebäude weiterhin mit Gas heizen, kommt es nunmehr zu erhöhten Heizkosten. „Es ist einfach untragbar, dass so wichtige Projekte wie die Fernwärme Haag durch die Bürgerliste für HaaG blockiert werden. Anstatt ihren persönlichen Feldzug gegen mich fortzuführen, sollte die Bürgerliste für HaaG das tun, wofür sie gewählt wurde: Nämlich arbeiten für die Stadt Haag. Wäre das Projekt schon umgesetzt, hätte die Stadtgemeinde schon mehrere hunderttausend Euro an Heizkosten eingespart“, so Christian Marquart.
Grundsatzbeschluss am 1. Juni
Dazu Stockinger: „Die Bürgerliste hat nichts verzögert. Es wurde von der Stadtgemeinde ein Fernwärmeprojekt professionell ausgeschrieben, wo die Firmen EVN und Kelag in die engere Auswahl kamen und nicht das Projekt von Marquart. Die Firma ETM musste beim Tierpark Wirtschaftshof 111.822,31 Euro zurückzahlen und nun hat Ing. Hackl (Bauaufsicht) der Stadtgemeinde mitgeteilt, dass die ETM-Rechnung beim Bezirksgericht um 101.386,87 Euro zu hoch sei. Marquart versucht nun, davon mit seinem alten Fernwärmeprojekt abzulenken. Darüber hinaus sind die ganzen Zahlen von Marquart für mich nicht nachvollziehbar. Uns liegen derzeit noch keine Berechnungen seitens der Stadtgemeinde für die Mehrkosten vor. Bezüglich einem größeren Fernwärme-Projektstopp ist zu sagen, dass derzeit beim Bürgermeister die beiden Angebote der Firmen EVN und Kelag zur Bearbeitung sind. Aktuell wird aber auch an Alternativen gearbeitet. Das Rathaus soll mit der Hackschnitzelanlage des benachbarten Pfarrhofes mitgeheizt werden. Eine kleine 500kW-Hackschnitzelanlage soll bei der Mittelschule errichtet werden und die Mittelschule, die Sporthalle, das Bezirksgericht und den alten Kindergarten versorgen. Der Grundsatzbeschluss dafür soll in der Gemeinderatsitzung am 1. Juni beschlossen werden.“
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