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Amstettner Gesundheitsstadträtin kritisiert in offenem Brief "Missstände im Landesklinikum Amstetten"

Michaela Aichinger, 11.11.2024 11:04

AMSTETTEN. SP-Gesundheitsstadträtin Beate Hochstrasser hat einen offenen Brief an Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und an den für die NÖ Landeskliniken zuständigen Landesrat Ludwig Schleritzko verfasst: Im Zentrum stehen „Missstände im Landesklinikum Amstetten“.

SPÖ-Gesundheitsstadträtin Beate Hochstrasser mit ihren Parteikollegen Vizebürgermeister Gerhard Riegler (l.) und Nationalratsabgeordneter Alois Schroll (Foto: SPÖ)

Hochstrasser spricht in ihrem Brief von „unhaltbaren Zuständen im Amstettner Klinikum“. „Die Informationen, die uns erreichen, sind alarmierend und zeigen deutlich, dass sofortige Maßnahmen notwendig sind, um die Patientenversorgung sicherzustellen und die Arbeitsbedingungen in Amstetten zu verbessern“, so die Stadträtin.

„Überstundenbelastung“

„Mehrfach und zunehmend verzweifelt“ würden sich Beschäftigte des Landesklinikums anonym an sie wenden. Hochstrasser: „Das medizinische Personal ist einer Überstundenbelastung ausgesetzt, die untragbare Ausmaße erreicht hat. Der Druck ist so groß, dass immer mehr Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte das Klinikum verlassen. Gleichzeitig gibt es Befürchtungen, dass zentrale medizinische Abteilungen unterbesetzt bleiben und diesen die Schließung droht. Insbesondere die Abteilung für Pathologie könnte ab Januar 2025 ohne Fachpersonal sein, da die notwendigen Nachbesetzungen ausbleiben.“

Kritik an Landesgesundheitsagentur

Hochstrasser kritisiert auch die Landesgesundheitsagentur (LGA). Für sie sei es unverständlich, dass die Agentur „zunehmend Gelder in ihre Verwaltungsstrukturen investiert, während die Bedingungen für das medizinische Personal und die Patientenversorgung leiden“. Benötigt würde der Stadträtin zufolge eine Umverteilung der Mittel. Auch dem Mangel an Fachärzten sei entgegenzusteuern.

„Laufende Maßnahmen“

Aus der ärztlichen Direktion des Landesklinikums Amstetten heißt: „Es ist aus Mitarbeiterbefragungen bekannt, dass die Arbeitsbelastung als hoch empfunden wird. Es werden daher laufend Maßnahmen gesetzt. Dazu zählen neben Maßnahmen zur Personalrekrutierung auch ablauforganisatorische Maßnahmen, um die hohe Qualität der Patientenversorgung rund um die Uhr sicherzustellen.“

Fachkräftemangel

Gerhard Kriener, ärztlicher Direktor: „So wie ganz Österreich kämpft aber auch Amstetten mit dem Fachkräftemangel. Gerade in einem Schwerpunkthaus wie Amstetten ist die Belastung mit Akutfällen besonders hoch und daher trifft uns der Fachkräftemangel nochmals härter als kleine Grundversorgungshäuser, die sich mit bestimmten medizinischen Notfällen zusätzlich nach Amstetten wenden.“ Zudem würde das Klinikum auch Ärzte in den niedergelassenen Bereich verlieren, wodurch sich die Arbeitsbelastung erhöhe.

Pathologie: Nachbesetzungsprozess läuft

Zur Pathologie äußert sich Kriener folgendermaßen: „Der Primar der Pathologie wird mit Ende März 2025 den Ruhestand antreten. Durch die Pensionierung verändert sich aber das Leistungsspektrum nicht, der Betrieb geht uneingeschränkt wie bisher weiter. Die Nachfolge wurde frühzeitig ausgeschrieben und der Nachbesetzungsprozess läuft. Es gibt zwei qualifizierte Bewerber für die Institutsleitung der Pathologie.“

LGA: „Dauerndes Hinhauen der SPÖ auf LGA-Zentrale ist ebenso ermüdend wie falsch“

Aus der NÖ Landesgesundheitsagentur heißt es: „Aktuell arbeiten über 50 hochrangige Expertinnen und Experten am Gesundheitspakt für Niederösterreich - um genau diesen Herausforderungen und neuen Rahmenbedingungen in Zukunft langfristig und nachhaltig entgegenzuwirken. Der Gesundheitspakt für NÖ wurde parteiübergreifend aufgesetzt und alle Experten stehen ausdrücklich hinter dem Prozess, um die bestmögliche gesundheitliche Versorgung der Menschen zu garantieren. Es ist nicht so, dass alle jene, die im Gesundheitswesen weit über die Parteigrenzen hinweg Verantwortung tragen, tatenlos zusehen, wir agieren mit aller Kraft und drehen an allen Stellschrauben, die uns zur Verfügung stehen.“

Die LGA sei 2020 auch mit den Stimmen der SPÖ gegründet worden und zähle zu einer der „bestgeprüften Institutionen in Österreich“. Oberstes Ziel der LGA sei die bestmögliche Versorgung für Patienten sowie Bewohner im Zusammenspiel aller Mitarbeiter – an den Standorten und auch in der Zentrale.

Das „dauernde Hinhauen der SPÖ auf die Verwaltungseinheit der LGA-Zentrale“ sei „ebenso ermüdend wie falsch“.

Mit den jährlichen Kosten der LGA-Zentrale könnte etwa der Betrieb des Universitätsklinikums Sankt Pölten für gerade einmal 23 Tage finanziert werden. Zudem trete ab 1.1.2025 ein neues Gehaltsmodell in den NÖ Landes- und Universitätskliniken mit einem Investionsvolumen von 64 Millionen Euro in Kraft. „Damit werden die Arbeitsbedingungen für unsere Ärztinnen und Ärzte verbessert, Anreize für mehr Vollzeitarbeitskräfte im medizinischen Bereich geschaffen, Nachtdienste für Ärztinnen und Ärzte attraktiviert und jüngeren Medizinerinnen und Medizinern die Möglichkeit geboten, mehr Verantwortung zu übernehmen“, heißt es in einer Aussendung der LGA.


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