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Gewerkschaftsbund: Gender Pay Gap in Amstetten besonders hoch

Michaela Aichinger, 05.11.2025 09:40

AMSTETTEN. Die Lohnschere zwischen Männern und Frauen klafft im Bezirk Amstetten besonders weit. Gewerkschaften fordern mehr Transparenz.

Als Männer haben die ÖGB-Frauen in Amstetten ein Schließen der Einkommensschere und Lohntransparenz gefordert – gemeinsam mit ihren männlichen Kollegen. (Foto: ÖGB)

12.773 Euro verdienen Männer im Bezirk Amstetten pro Jahr mehr als Frauen – obwohl beide Geschlechter ganzjährig in Vollzeit arbeiten.

Der sogenannte Gender Pay Gap beträgt somit 20,5 Prozent. Zum Vergleich: Im niederösterreichischen Durchschnitt liegt die Differenz bei 10.784 Euro beziehungsweise 16,5 Prozent.

Die Einkommenslücke hat sich in den vergangenen zehn Jahren kaum verringert: Nur um 6,6 Prozent wurde der Unterschied reduziert. „Zu wenig und zu langsam“, kommentiert Markus Wieser, Vorsitzender des ÖGB Niederösterreich und Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich.

Bezirk Amstetten mit zweitgrößtem Einkommensunterschied

Der Bezirk Amstetten liegt damit auf Platz zwei im niederösterreichweiten Vergleich – hinter dem Bezirk Mödling, wo der Einkommensunterschied sogar 23,9 Prozent beträgt. Am geringsten ist die Differenz in der Landeshauptstadt St. Pölten mit 12,7 Prozent.

„Selbst im günstigsten Fall arbeiten Frauen in Niederösterreich Jahr für Jahr mehr als eineinhalb Monate gratis. Kein Mensch kann ernsthaft behaupten, dass das fair oder gerecht ist“, so Sabine Eichinger, stellvertretende ÖGB-Regionalvorsitzende.

Strukturelle Ursachen für Lohnunterschiede

„Die Einkommenslücke besteht auch deshalb, weil in Branchen, in denen viele Frauen beschäftigt sind, generell schlechter bezahlt wird. Diese systematische Unterbewertung erklärt aber nur einen Teil der Differenz“, erklärt Bernadette Korherr, Landesfrauensekretärin des ÖGB Niederösterreich.

„Mehr als zwei Drittel des Unterschieds bei Löhnen und Gehältern sind allein auf das Geschlecht zurückzuführen.“ Sie warnt zudem: „Diskriminierung beim Entgelt aufgrund des Geschlechts ist seit dem Jahr 1979 verboten. Fehlende Transparenz ermöglicht sie dennoch weiterhin.“

Lohntransparenz soll für mehr Fairness sorgen

Eine offene Gesprächskultur über Einkommen, volle Transparenz bei sämtlichen Entgeltbestandteilen – insbesondere bei Boni und Zulagen – sowie leicht zugängliche Informationen über Gehälter seien laut Gewerkschaft zentrale Maßnahmen.

„Transparenz und Gerechtigkeit gehören ganz oben auf die Agenda“, fordert Sabine Eichinger. „Es geht nicht um persönliche, sondern um strukturelle Daten. Nur so können Arbeitnehmer wirklich erkennen, ob sie fair behandelt werden oder nicht.“

Die Lohntransparenzrichtlinie der Europäischen Union muss bis zum Jahr 2026 umgesetzt werden. „Von dieser Transparenz werden auch Männer profitieren – denn auch sie können unter ungerechter Bezahlung leiden“, so Eichinger abschließend.


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