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Niederösterreich: 1.100 Firmenpleiten im Jahr 2025

Michaela Aichinger, 12.12.2025 07:03

NÖ. Ein Anstieg von rund 0,6 Prozent hält die Anzahl der NÖ Unternehmensinsolvenzen laut KSV1870 weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Mehr als ein Drittel der Pleiten entfällt auf nicht eröffnete Insolvenzen, welche die niederösterreichische Wirtschaft massiv belasten.

 (Foto: Marco2811/stock.adobe.com)
(Foto: Marco2811/stock.adobe.com)

Laut aktueller Hochrechnung des KSV1870 ist die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen im Jahr 2025 in Niederösterreich mit 1.106 Fällen um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr (1.099 Insolvenzen) gestiegen.

Gleichzeitig sind die geschätzten Verbindlichkeiten* um rund 42 Prozent auf 540 Millionen Euro im Vergleich zu 2024 gesunken.

Insolvenztreiber sind laut KSV1870 Statistik weiterhin der Handel, die Bauwirtschaft und die Gastronomie. Weiters sind 3.900 Arbeitnehmer (- 42 Prozent) und 8.400 Gläubiger (+ 5 Prozent) von Firmenpleiten betroffen.

Für das Jahr 2026 wird mit einem ähnlich hohen Niveau an Firmeninsolvenzen in Niederösterreich gerechnet, sofern sich an den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht gravierend etwas ändert.

Anstieg der Firmenpleiten im vierten Quartal

Das letzte Quartal des Jahres 2025 zeigt, dass sich die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen wieder erhöht. „Nachdem in den ersten drei Quartalen 2025 ein geringfügiger Rückgang bei den Insolvenzzahlen zu verzeichnen war, zeigt der Anstieg der Firmenpleiten im vierten Quartal 2025 deutlich, dass das hohe Kostenniveau bei Energie, die steigende Inflation sowie der Mangel an Personal nach wie vor massive Auswirkungen auf die niederösterreichischen Betriebe haben. Auch die Beendigung von staatlichen Förderungen wirken sich beträchtlich auf das Insolvenzgeschehen in Niederösterreich aus“, erklärt Brigitte Dostal, Leiterin KSV1870 Insolvenz Wien/NÖ/Bgld.

 Nach wie vor hohe Anzahl an abgewiesenen Insolvenzen

Im Jahr 2025 entfallen mehr als ein Drittel (356 Fälle) aller Insolvenzen auf Pleiten, die mangels kostendeckenden Vermögens abgewiesen wurden. Diese Unternehmen verfügen nicht einmal über die erforderlichen 4.000 Euro für eine Insolvenzeröffnung.

„Dies entspricht zwar einem geringfügigen Rückgang von rund drei Prozent im Vergleich zu 2024 (368 Fälle), jedoch sind diese Pleiten mit gravierenden Folgen für die Wirtschaft verbunden: Die Gläubiger müssen Forderungen, die für ihre wirtschaftliche Existenz notwendig sind, zur Gänze abschreiben und betroffene Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz“ so Dostal.

Deutlicher Rückgang bei geschätzten Verbindlichkeiten*

Der deutliche Rückgang der geschätzten Passiva* im Jahr 2025 ist auf mehrere Großinsolvenzen mit Gesamtpassiva von rund 348 Millionen Euro im Vergleichszeitraum des Vorjahres zurückzuführen.

Im Jahr ersten Halbjahr 2025 stellt die größte niederösterreichische Insolvenz - die Palmers Textil Aktiengesellschaft, mit rund 60 Millionen Euro - den Hauptanteil der vorläufigen Verbindlichkeiten* dar. 

Handel, Bauwirtschaft und Gastronomie besonders betroffen

Wie im Vorjahr zeigt sich auch im Jahr 2025 deutlich, dass die häufigsten Insolvenzfälle im Handel (200 Insolvenzen mit rund 116 Millionen Euro), in der Bauwirtschaft (180 Insolvenzen mit rund 117 Mio. Euro) und in der Gastronomie (106 Fälle mit rund 21 Millionen Euro) aufgetreten sind.

Dostal dazu: „Im Vergleich zum Vorjahr zählen auch im Jahr 2025 diese Branchen zu den Insolvenztreibern und machen rund 45 Prozent aller Insolvenzen in Niederösterreich aus.“

Weniger betroffene Arbeitnehmer – Anstieg bei Gläubiger

Bei der Zahl der betroffenen Arbeitnehmer zeigt sich gegenüber dem Vergleichszeitraum 2024 ein deutlicher Rückgang von rund 42 Prozent auf 3.900 betroffene Arbeitnehmer. Dies ist vor allem der Großinsolvenz der Leiner & kika Möbelhandels GmbH im Jahr 2024 geschuldet. Einen Anstieg von rund fünf Prozent auf 8.400 wurde bei den von einer Insolvenz betroffenen Gläubiger verzeichnet.

Ausblick auf das Jahr 2026: Ähnlich hohes Niveau an Insolvenzen erwartet

Die Entwicklung der Insolvenzzahlen im Jahr 2026 wird laut Dostal nicht zuletzt von Einflussfaktoren wie der Inflations- und Kostenentwicklung abhängen.

Zum jetzigen Zeitpunkt sei noch offen, ob die von der Wirtschaftsforschung erwartete Abschwächung der Inflation und ein moderater BIP-Zuwachs zu einer nachhaltigen finanziellen Entlastung der Unternehmen in Niederösterreich führen werde.

Zudem würden auch die geopolitischen Entwicklungen, welche erheblichen Einfluss auf die Exportwirtschaft haben, genau zu beobachten bleiben.

„Nach Einschätzung des KSV1870 werden sich die Insolvenzzahlen im Jahr 2026 auf einem ähnlich hohen Niveau wie 2025 bewegen. Für Niederösterreich würde das rund 1.100 Firmenpleiten im kommenden Jahr bedeuten“, so Dostal.

*)   Die Passiva für das Jahr 2025 sind vorläufige Werte und beziehen sich auf den Stichtag der Hochrechnung, den 2.12.2025. Im Zuge der fortlaufenden Insolvenzverfahren werden sich diese Passiva noch verändern.

Quelle: KSV1870


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