Sommergespräch: „Die ÖVP als staatstragende Partei sollte keine Mimose sein“
ASTEN/LINZ-LAND. Tips sprach im Rahmen der Sommergespräche mit Neos-Gemeinderat Thomas Madler aus Asten über aktuelle Themen wie eine geplante Schottergrube, über die Situation in der Justizanstalt und über die Nationalratswahl.
Tips: Normalerweise laden wir zu den Sommergesprächen traditionell die Bezirksparteiobleute ein, die es ja bei Neos nicht gibt. Warum ist die Struktur bei Neos so anders?
Madler: Wir unterscheiden uns in einem Punkt ganz gravierend von den anderen Parteien: bei uns braucht man keine Mitgliedschaft. Die Leute kommen wegen der Themen zu uns. Als Bürgerbewegung muss man offen sein. Deshalb finde ich es gut, dass jeder, der ein Thema hat, sich bei uns ohne Parteibuch einbringen kann. Da braucht es ganz automatisch eine andere Struktur.
Tips: Wie würden Sie die Entwicklung von Neos im Bezirk beschreiben?
Madler: Der Trend geht nach oben. Es melden sich immer mehr Menschen, die inhaltlich mitarbeiten wollen. Zwar gibt es bei uns die klassischen Ortsparteien nicht, dafür haben wir mehr Sympathisanten, die uns punktuell unterstützen.
Tips: Sie sind Gemeinderat in Asten. Wofür setzen Sie sich ein bzw. welche Themen beschäftigen sie aktuell?
Madler: Zurzeit gibt es für mich in Asten zwei brennende Themen: die Situation in der Justizanstalt und die geplante Schottergrube auf Ennser Gemeindegebiet, das direkt an Asten grenzt.
Tips: Fangen wir mit der Justizanstalt an. Da hört man ja so einiges in den letzten Monaten.
Madler: Ich war vor knapp einem Jahr der erste, der aufgestanden ist und gesagt hat: es reicht! Während mir damals die etablierten Parteien noch Angstmache vorgeworfen haben, sieht heute der gesamte Astener Gemeinderat, dass wir hier ein Problem haben.
Tips: Wie würden Sie das Problem definieren?
Madler: Zum einen gibt es zu wenige Justizwachebeamte, da muss man dringend aufstocken und zum anderen bedarf es meiner Meinung nach einer neuen strategische Ausrichtung, wie so ein Gefängnis zu führen ist. Vor einigen Tagen gab es laut Medienberichten schon wieder einen schweren Vorfall zwischen zwei Insassen. Das alarmierende dabei ist, dass weitere Insassen eingreifen mussten, um Schlimmeres zu verhindern, was für mich darauf zurückzuführen ist, dass es in der JA Asten einfach zu wenig Justizwachbeamte gibt oder sie strategisch falsch eingesetzt werden.
Tips: Zurück zur Schottergrube. Was gefällt Ihnen daran nicht?
Madler: Für mich ist die Vorgehensweise der Stadtgemeinde Enns ein Wahnsinn. Ich stelle mir die Frage, wie man als Ennser Gemeinderat beschließen kann, was für Asten zumutbar ist und was nicht. Darüber hinaus darf der Abtransport des Schotters laut Beschluss nicht über Ennser, sondern nur über Astener Straßen passieren. Da fehlen mir die Worte. Wie soll man denn da in Zukunft, wenn vielleicht wieder einmal ein gemeindeübergreifendes Projekt ansteht, vernünftig zusammenarbeiten? Deshalb stehe ich zu 100 Prozent hinter der Forderung unseres Bürgermeisters Karl Kollingbaum, den Ennser Gemeinderatsbeschluss rechtlich überprüfen zu lassen.
Tips: Ungeachtet dessen – erachten Sie persönlich diese Schottergrube als sinnvoll für Asten?
Madler: Man muss nicht weit schauen, findet man schon die nächste Schottergrube. Mir ist durchaus bewusst, dass Schotter benötigt wird, keine Frage. Wogegen ich mich allerdings wehre ist, wirtschaftliche Interessen als wichtiger anzusehen, als die Lebensqualität der Astener. Ich denke nicht, dass wir diese Schottergrube hier brauchen.
Tips: Stichwort Nationalratswahl: Was erwarten Sie im Herbst?
Madler: Es liegt in der Natur der Dinge, dass man wachsen will. Demnach ist natürlich die Zweistelligkeit unser großes Ziel. Betonen möchte ich aber dennoch, dass wir weniger auf die Prozente schielen als in einem – von unserer Seite – sauber und fair geführten Wahlkampf, unser Konzept in den Vordergrund zu rücken. Denn dann wird auch das Wahlergebnis stimmen.
Tips: Empfinden Sie den bisherigen Wahlkampf der anderen Parteien als weniger fair und sauber?
Madler: Momentan wird ein Schmutzkübel nach dem anderen ausgeschüttet. Ich persönlich halte Sebastian Kurz und die ÖVP in der Opferrolle nicht mehr aus. Die ÖVP soll mal keine Mimose sein. Als staatstragende Partei sollte sie versuchen, mehr mit Inhalten zu Punkten anstatt mit Krokodilstränen.
Tips: Letzte Frage: was darf man von Ihnen in der Zukunft politisch noch erwarten?
Madler: Um ehrlich zu sein kann ich heute noch gar nicht sagen, was ich vorhabe. Mein großer Wunsch wäre es, dass sich neue Leute melden, die, so wie ich, für Asten was weiterbringen wollen. Welche Rolle ich dann dabei habe, ist mir persönlich dabei gar nicht so wichtig.
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