Undisziplinierte Hundehalter zwingen Bad Goisern zum Handeln
BAD GOISERN. Achtlos weggeworfene Hundekot-Sackerl, Leinenpflicht „vergessende“ Hundebesitzer und zunehmend aggressivere Umgangstöne machen der Gemeinde zu schaffen. „Die Beschwerden haben massiv zu genommen. Wir müssen Maßnahmen setzen“, sagt Bürgermeister Peter Ellmer (SP).
„Wir haben ein Interesse an einem guten Miteinander. Das hat auch jahrelang funktioniert. Jetzt gibt es aber immer öfter Probleme mit freilaufenden Hunden und Hundekot auf den Wegen“, sagt Bürgermeister Ellmer. Dabei habe die Gemeinde bereits viele Maßnahmen gesetzt.
120 Hundekot-Kübel reichen offensichtlich nicht
So könne man sich Hundekotsackerl gratis am Gemeindeamt holen, rund 120 Hundekotkübel hätte man im Gemeindegebiet installiert, zudem gebe es fünf Sationen mit Sackerl-Abgabe. Aber gerade im nichtbebauten Gebiet komme es vermehrt zu Konflikten zwischen Hundebesitzern, die ihre vierbeinigen Lieblinge frei laufen lassen und Joggern, Radfahrern oder Familien mit kleinen Kindern. „Sprüche wie „Er tut ja eh nix“ sind nicht zielführend“, sagt Ellmer.
Machtlos gegenüber Ignoranz, Wachdienst angedacht
Das Exekutieren des Hundehaltungsgesetzes habe sich als schwierig erwiesen. Die Polizei schreite erst nach Tatbegehung, zum Beispiel Hundebissen, ein. Man habe auch schon über einen Wachdienst angedacht und sei dabei die juristische Situation abzuklären. Eine Gemeindewache bedeute aber hohen Personalaufwand und entsprechende Kosten. „Es schaut so aus, als ob es ohne Strafen nicht geht“, bedauert auch Umweltausschuss-Vorsitzender Vizebürgermeister Heimo Kain (FP).
Leinenpflicht am Soleweg wird erweitert
Auf Empfehlung des Umweltausschusses wird jedenfalls ab Juni die Leinenpflicht erweitert. Und zwar ab Juni auf einem rund fünf Kilometer langen Teilstück des Solewegs zwischen Ortszentrum und Gosaumühle, das zur Zeit noch als Freilauffläche gilt. Aber auch hier dürfen sich die Hunde nur auf Sichtweite vom Besitzer entfernen. „Dort gibt es die meisten Konflikte. Wir können hier nicht weiter zusehen“, sagt Ellmer. „Das macht ohnehin nur rund fünf Prozent unseres gesamten Wegenetzes aus“, sagt Kain. Der Landwirt kennt als Wiesenbesitzer die Problematik aus eigener Erfahrung. „Da kommen wirklich Spaziergänger vorbei und lassen ihre Hunde auf der Wiese frei laufen und Hendl jagen“, schildert Kain einen besonders drastischen Fall.
Suche nach Lösungen
Die Stimmung im Ort ist mittlerweile aufgeheizt, Besonders verärgert zeigt man sich über manche Aussagen uneinsichtiger Hundebesitzer. „Sprüche wie „Dann sollen die Leute halt woanders spazieren gehen“ gehen gar nicht. Der Mensch muss Vorrang haben“, sagt Kain. Zugleich warnt man aber auch vor zu Selbstjustiz neigenden Hundehassern. Gerüchte über ausgestreute Giftköder empören die Gemeindepolitiker, die potentiellen Tätern entsprechende Anzeigen androhen.
Hundefreilauffläche als Alternative?
Die Gemeindeführung versucht zu eskalieren und auch positive Signale zu senden. „Ich kann mir eine umzäunte Hundefreilaufzone vorstellen“, sagt Ellmer. Die Gemeinde würde eventuell ein Fläche zur Verfügung stellen. Allerdings nur wenn ein Verein oder Freiwillige deren Betreuung übernehmen.
Mit 87 Euro ist die Hundesteuer in Bad Goisern (nach Obertraun) die zweithöchste im Salzkammergut. Rund 21.000 Euro nimmt man pro Jahr ein. „Das entspricht ungefähr den Kosten, die uns durch die Hunde entstehen. Dabei ist die vermehrte Entleerung der Spezial-Mistkübel im Sommer allerdings nicht berücksichtigt“, sagt Ellmer.
Appell für mehr Miteinander
Der Bürgermeister appelliert an mehr gegenseitiges Verständnis: „Sonst ist das Miteinander gefährdet. Ich weiß, es ist ein heikles Thema. Aber ich frage mich, warum Menschen, die in einer 60-Quadratmeter-Wohnung ohne Garten leben, überhaupt Hunde halten. Die Frage muss erlaubt sein, ob das artgerecht ist.“ 314 Hunde sind offiziell in Bad Goisern gemeldet. „Die Dunkelziffer ist aber wesentlich höher. Ein Drittel ist noch vorsichtig geschätzt“, sagt Kain.
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