Gespräch mit pro mente: „Probleme werden oft erst zeitverzögert sichtbar“
BEZIRK BRAUNAU. Pro mente unterstützt psychisch belastete Menschen mit ihren Angeboten schon seit Jahrzehnten. Durch Corona steigt der Bedarf, die großen Auswirkungen der Pandemie auf die psychische Gesundheit werden aber wohl vor allem in der Folgezeit sichtbar werden, wie Elke Hellmann, Regionalleiterin von pro mente Innviertel, im Gespräch mit Tips berichtet.
Die rigorosen Einschränkungen durch Covid-19 machen sich bei den Menschen bemerkbar. Homeoffice, Einsamkeit, zunehmende finanzielle Schwierigkeiten, Ängste. All das kann sich auf die psychische Gesundheit auswirken. Im Notfall ist es gut, wenn es Sicherheitsnetze gibt, die Unterstützung anbieten. Pro mente ist ein solches und hat in Braunau mehrere Hilfsangebote.
Diese Hilfe hat Corona durchaus erschwert, wie Elke Hellmann, Regionalleiterin von pro mente Innviertel, berichtet: „Mit 16. März gingen alle Leistungsbereiche auf einen Notbetrieb. Das heißt, dass bei Beratungsstellen persönliche Kontakte nur in Krisenfällen und unter diversen Sicherheitsmaßnahmen möglich waren.“ Ansonsten gab es nur telefonische Beratungsgespräche.
Seit Mitte Mai erfolgt nun unter Einhaltung aller Sicherheitsmaßnahmen eine schrittweise Annäherung an den Normalbetrieb. Dafür wurden für alle Standorte und Leistungsbereiche Risikoabschätzungen erstellt.
Bedarf steigt
Die Folgen von Corona auf die Psyche zeigen sich derzeit zumindest schon ansatzweise, der Bedarf für die Angebote hat sich erhöht: „Die Zahlen sind jetzt nicht massiv gestiegen, aber es gibt derzeit sehr viel Nachfrage nach Terminen für Beratungsgespräche beziehungsweise Psychotherapie. Im ersten Halbjahr 2020 gab es circa 1.300 Kontaktaufnahmen. Probleme werden oft erst zeitverzögert sichtbar, das wird man sicher merken. Ich gehe davon aus, dass wir die Auswirkungen von Corona im Laufe des Herbstes und in der Folgezeit sehen werden. Gerade mit den Faktoren wie sozialer Rückzug, Einsamkeit oder Arbeitsplatzunsicherheiten kann es sein, dass sich der Leidensdruck mit der Zeit steigert und erst später zum Ausdruck kommt“, berichtet Hellmann.
Angebote in Braunau
Menschen, die Hilfe benötigen, sei es, weil sie sich in schwierigen persönlichen Lebenssituationen befinden, psychosoziale Probleme oder psychische Krankheiten haben, können sich in Braunau bei verschiedensten Unterstützungsangeboten Hilfe suchen. „Eine erste Anlaufstelle ist die Psychosoziale Beratungsstelle. Hier kann man kostenlos und formlos per Telefonat eine Terminvereinbarung für ein Erstgespräch vereinbaren. Je nach Bedarf ist dann beispielsweise auch eine Psychotherapie möglich. Die Angebote sind grundsätzlich kostenlos“, erklärt Hellmann.
Weiters gibt es in Braunau mit dem Inn“s Wirtshaus, dem ATZ, stand up oder filino Unterstützungsangebote im Geschäftsfeld Arbeit. EGO, move oder der Integrationshof Gilgenberg unterstützen bei Suchterkrankungen. Zudem gibt es Integrative Beschäftigungsmöglichkeiten, Werkstätten, Mobile Betreuung und Hilfe sowie vollbetreutes und teilbetreutes Wohnen oder Freizeit- und Kommunikationsangebote.
Helfer sind willkommen
Derzeit gibt es bei pro mente im Bezirk über 50 Mitarbeiter, angefangen von Sozialarbeitern, Psychologen bis hin zu Krankenpflegern. Auch ehrenamtliche Helfer sind gerne gesehen: „Es gibt sicher viele Möglichkeiten, bei denen Laienhelfer etwas bewirken können. Wir sind hier sehr offen und würden uns über Kontakte freuen. Der Bedarf und die Nachfrage ist jedenfalls da. Man merkt das auch, wenn man mit den Menschen spricht, dass das Ehrenamt hier einen sehr positiven Beitrag leisten kann.“
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