Alchimistin aus Eggelsberg macht Kunst aus der Natur
EGGELSBERG. Ob Schneckenhäuser, Wespennester oder Birkenasche: In ihren 30 Jahren als Künstlerin hat Heidi Zenz in ihrer Galerie in Eggelsberg ein ganzes Sammelsurium an Naturmaterialien, die sie für ihre Kunstwerke verwendet, angehäuft. Derzeit arbeitet sie unter anderem, inspiriert von Corona, mit Blaueisenerde am Thema „blaue Stunde“.
„Forscherin, Sammlerin und Alchimistin“, so wird Heidi Zenz von manchen beschrieben. Tatsächlich ist ihr Hauptarbeitsgebiet im Freien. Hier sammelt sie im Moor, bei Tümpeln, auf Schottergruben oder Sanddünen die Materialien, die sie später für ihre Kunstwerke verwendet und etwa zu Farben anrührt. Generell werden bei ihren Werken nur Naturmaterialien verwendet, Acrylfarbe ist bei ihr tabu. Gearbeitet wird nur auf handgeschöpftem Papier.
„Meine Hauptmaterialien sind Algen, Erde und Schlamm“, erklärt die Künstlerin begeistert. „Alles, was ich in der Natur sehe und interessant finde, sammle ich und habe inzwischen schon eine Art Wunderkammer in Eggelsberg, die wie ein Museum auch für Besucher interessant ist. Ob ich dann aus den Stücken künstlerisch etwas mache, stellt sich erst mit der Zeit heraus.“
Umfangreiche Erdfarben-Sammlung
Gesammelt wird sowohl in der Region, bevorzugt im Ibmer Moor, aber auch an sehr viel weiter entfernten Orten. Mittlerweile besitzt Zenz zum Beispiel eine umfangreiche Auswahl aus 300 verschiedenen Erdfarben aus aller Welt.
Die Begeisterung für die Naturmaterialien begann für sie mit der Beobachtung der Natur. „Mich haben die vielen verschieden Farben der Erde fasziniert. Im Süden ist die Erde rötlicher, mit höherem Schwefelgehalt hat sie einen Gelbton. Auch jede Asche von verbrannten Bäumen hat einen anderen Farbton. Damit experimentiere ich dann in meinen Werken. Dabei halten die Farben ewig, schließlich entstanden schon die Höhlenmalereien aus Erde und Schlamm.“
Borkenkäfer als künstlerischer Assistent
Derzeit beschäftigt sich die Eggelsbergerin mit den Spuren des Käferfraßes in der Region und macht diese mit einer Art Frottagetechnik sichtbar. „Die Borkenkäfer erzeugen auf der Baumrinde fast schon eine eigene Architektur. So schrecklich das Baumsterben ist, so faszinierend ist doch die Struktur, die hier zu Tage tritt“, sagt die Künstlerin. „Ich möchte dem banalen Material eine gewisse Ästhetik geben.“
Blaue Stunden
In anderen Arbeiten befasst sie sich mit dem Thema der blauen Stunde. „Am Abend, wenn man sich entspannt, spricht man von der ‚blauen Stunde‘. Durch die Corona-Pandemie hatte ich teilweise das Gefühl, dass der ganze Tag aus blauen Stunden besteht. Daher kam die Inspiration für diese Thematik“, erklärt Zenz.
„Bei den dazugehörigen Werken setze ich mich zum Beispiel mit der Abenddämmerung und den drei Dämmerphasen auseinander.“ Die blaue Farbe, die für diese Bilder benötigt wird, stammt von einem Mineral namens Vivianit, auch Blaueisenerde genannt. „Ein Geologe hat mir dieses Material zur Verfügung gestellt. Ohne das daraus hergestellte Pulver könnte ich gar keine Bilder in Blau malen.“
Ausstellungen geplant
Für den Sommer und Herbst sind Ausstellungen in Ried und Braunau geplant. Im 20gerHaus kann man die Werke ab 10. Juni sehen. Wer Interesse hat, die vielen Werke der Künstlerin zu besichtigen, kann unter 0664/1770725 einen Termin vereinbaren.
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