Personalnot im Pflegebereich: leere Betten und lange Wartelisten
BEZIRK BRAUNAU. Der Mangel an Fachpersonal in der Pflegebranche macht auch vor den Pflegeeinrichtungen im Bezirk Braunau keinen Halt. So kommt es etwa bei der Mobilen Caritas sowie in den Bezirksseniorenzentren zu längeren Wartezeiten, Zusatzschichten sind zu machen, Heimplätze müssen leer bleiben. Der Personalmangel wird durch coronabedingte Personalausfälle zusätzlich verstärkt.
Während sich die Bezirksseniorenheime des Sozialhilfeverbands (SHV) Braunau zum Abbau von Heimplätzen gezwungen sehen, müssen die Beschäftigten der Mobilen Pflegedienste der Caritas Braunau Wartelisten für einen mobilen Pflegeplatz führen und oftmals zusätzliche Betreuungen übernehmen.
Bezirksseniorenzentren mit längeren Wartezeiten
Der SHV Braunau betreibt sechs Bezirksseniorenheime mit insgesamt mehr als 550 Plätzen. Damit es zu keiner Überbelastung der bestehenden Pflegekräfte kommt, werden aufgrund des Personalmangels weniger Bewohner aufgenommen. Laut derzeitigem Stand müssen ungefähr 80 Pflegeplätze in den Seniorenheimen leer stehen, um den Pflegepersonalschlüssel einhalten zu können. Da der Bedarf an Seniorenheimplätzen trotzdem groß ist, arbeitet der SHV Braunau eng mit der Überleitungspflege der umliegenden Krankenhäuser zusammen, damit es im Bedarfsfall schnellstmöglich zu einer Aufnahme kommen kann.
Personalausfälle durch Quarantäne
Die Mobile Caritas spüre die Auswirkungen der höheren Corona-Infektionen im Bezirk Braunau und die damit verbundene höhere Zahl an Quarantänen, da diese zu noch mehr Personalausfällen führen. Dadurch müssen auch oft kurzfristig Touren geändert werden: „Da müssen die Mitarbeiter sehr flexibel sein und derzeit oft Betreuungen zusätzlich übernehmen. Das führt natürlich dann auch zu Mehrstunden“, erklärt Sabine Karrer, Teamleiterin der Mobilen Caritas im Bezirk Braunau. Zum Großteil seien die betreuten Menschen sehr verständnisvoll, wenn sich Betreuungszeiten ändern. Es gäbe aber auch Menschen, die die Corona-Maßnahmen für überzogen halten und mit negativen Äußerungen reagieren.
Caritas: breite Mitarbeiter-Werbung
„Leider gibt es nur wenige Bewerbungen auf unsere Job-Ausschreibungen“, bedauert Doris Wurm, Leiterin der Mobilen Pflegedienste der Caritas OÖ. Deshalb setzt die Caritas bei der Personalsuche verstärkt auf Social-Media-Plattformen sowie die Verteilung von Plakaten und Flyern durch bestehende Beschäftigte. Außerdem beteiligt sich die Mobile Caritas an gemeinsamen Aktionen aller Träger der Mobilen Pflege in OÖ. „Wir sind in Werbevideos, auf Messen, bei Infoständen in Einkaufszentren und natürlich in Medien vertreten. Bei den trägerübergreifenden Aktionen wollen wir die Besonderheiten und Vorteile der Mobilen Pflege – wie beispielsweise ein regionaler Arbeitsplatz und die gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf – in den Vordergrund rücken. Viele wissen darüber nicht oder zu wenig Bescheid“, so Wurm.
„Goodies“ für attraktivere Arbeitsplätze
Um die Arbeitsplätze in der Pflegebranche noch attraktiver zu gestalten, wird vermehrt auf sogenannte „Goodies“, Anreize, gesetzt. So bekommen etwa in den Bezirksseniorenzentren alle zu Dienstbeginn eine sechste Urlaubswoche pro Jahr sowie die Möglichkeit für Ausbildungen im Bezirk, um weite Anfahrten zu vermeiden. Die Mobile Caritas setzt auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und regionale Jobmöglichkeiten.
Dankbarkeit zeigen
„Auch in Zeiten der Pandemie und des Pflegepersonalmangels sollte man nicht vergessen, auch an die vielen schönen und wertschätzenden Seiten eines Pflegeberufes zu denken. Wir sind sehr froh um unsere engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und freuen uns, wenn sich jemand für diesen sinnstiftenden Bereich entscheidet“, so die Geschäftsführerin des SHV Braunau Karin Altmüller. Auch die Leiterin der Mobilen Caritas OÖ schätzt den Zusammenhalt: „Die vielen positiven Rückmeldungen der betreuten Menschen und ihre Dankbarkeit stärken ebenso wie der Rückhalt im Team.“
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