ZIMT-Projektleiterinnen: „Gute Integration gelingt durch Austausch und Begegnung“
BRAUNAU. Wenn Menschen das Gefühl haben, willkommen zu sein, gelingt vieles in Bezug auf Integration leichter, sind Daniela Auer und Nina Hofmann vom ZIMT Begegnungszentrum Braunau überzeugt. Der Alltagsrassismus allerdings steigt, wie die beiden Co-Projektleiterinnen des Zentrums, das kürzlich vom Land ausgezeichnet wurde, berichten.
Das Begegnungszentrum ZIMT schafft viele Angebote für Neuzugezogene im Bezirk Braunau und erhielt für sein Engagement den Landespreis für Integration. „Dieser Preis bedeutet eine große Wertschätzung für unser Haus und die vielen Menschen, die ein gutes Gelingen ermöglichen“, sagt Auer. „Es freut uns sehr, dass unsere Arbeit sichtbar gemacht und honoriert wird. Für uns alle ist es natürlich auch eine große Motivation, so weiterzumachen und wir fühlen uns auf dem richtigen Weg.“
Großes Angebot
Das Angebot des ZIMT ist umfassend und reicht beispielsweise von der Vermittlung der deutschen Sprache, Kunstangeboten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, offenen internationalen Frauen- und Männertreffs bis hin zu internationalen Kochabenden. Der Name steht für Zentrum für Interkulturalität, Miteinander und Teilhabe: ZIMT.
„Das Ziel ist es, die österreichische Bevölkerung und unsere neuen Mitmenschen zusammenzubringen, was uns auch schon wunderbar gelingt“, erklärt Hofmann. „In unserer Arbeit ist das Empowerment der Menschen sehr wichtig – und dass wir ihnen die Möglichkeit geben können, ihre Ressourcen zu stärken und eigene Initiativen zu setzen.“
Neben den Projektleiterinnen sind rund 20 Personen, manche von ihnen ehrenamtlich, im ZIMT tätig. 2022 kamen knapp 9.000 Besucher ins Begegnungszentrum.
Viele Höhepunkte
Seit der Eröffnung des Zentrums gab es viele Höhepunkte. Zur Veranstaltung „Braunau is(s)t bunt“ kamen rund 400 Besucher. Highlights waren laut den ZIMT-Mitarbeiterinnen auch die Lesungen von Jad Turjman, Elyas Jamalzadeh und Andreas Hepp oder der Besuch eines ehemaligen Kapitäns eines Seenotrettungsschiffes.
Seit diesem Jahr gibt es als neues Angebot ein oberösterreichweites Pilotprojekt. Dieses gibt Müttern die Möglichkeit, einen Deutschkurs der Volkshochschule zu besuchen, indem der Verein Tagesmütter Innviertel ihre Kinder während des Kurses betreut. Im Advent bietet das ZIMT zudem einen Backworkshop mit syrischen Köstlichkeiten an.
2024 ist unter anderem der Lehrgang „Migrants Care“ geplant. Dieser Vorbereitungslehrgang ermöglicht den Einstieg in Pflegeberufe mit nicht deutscher Muttersprache.
Vielfältige Gesellschaft
Die Gesellschaft in Österreich ist vielfältig. Das Thema Interkulturalität ist Auer und Hofmann daher ein großes Anliegen. Sie sind sich sicher: Ein gutes Zusammenleben ist nur dann möglich, wenn alle Menschen wahrgenommen und wertgeschätzt werden.
„Es liegt so viel Potenzial in den Menschen, die neu gekommen sind, das es gilt zu unterstützen und für die Gesellschaft zu nutzen. Die Menschen können sich in vielen Bereichen einbringen, wenn man ihnen die nötige Unterstützung zu Beginn zuteilwerden lässt“, sagt Auer.
Vermehrt Alltagsrassismus
Derzeit wird das Thema Integration allerdings vielfach diskutiert. „Das Thema ist wieder aktuell, weil es gerade von vielen Parteien für die bevorstehende Wahl instrumentalisiert wird“, meint Hofmann. „Eine große Herausforderung ist der Alltagsrassismus, der leider immer mehr sein Gesicht zeigt.“
„Flucht und Migrationsbewegungen hat es in der Geschichte der Menschheit immer schon gegeben und wird es immer geben. Man kann es sich als Staat aber auch zunutze machen, dass Menschen zu uns kommen, zum Beispiel in der Frage der fehlenden Fachkräfte in beinahe allen Berufssparten“, so Hofmann.
Ihr zufolge haben viele der Zugezogenen einen hohen Bildungslevel. Werden schnell Deutschkurse und eine niederschwellige Ausbildungsmöglichkeit ermöglicht, könnte sich der Fachkräftemangel durchaus verringern lassen, so die Projektleiterin.
Hier gebe es aber, wie beim Thema Staatsbürgerschaft, noch Verbesserungspotenzial. Das ZIMT unterstützt deshalb beim Erwerb der Sprache und der Orientierung in der neuen Heimat. „Es scheitert nicht am Willen der Menschen. Wir können hier ohne Übertreibung sagen, dass die geflüchteten Menschen mit großem Ehrgeiz mitwirken.“
Viele Erfolgsbeispiele
„Gute Integration gelingt durch Austausch, Begegnung und indem man sich vorurteilsfrei selbst ein Bild macht“, sagt Auer. Im Haus wird daher bewusst ein respektvoller, offener und fröhlicher Umgang mit allen Menschen gepflegt: „Jeder darf sich willkommen fühlen“, betont Hofmann.
Das trägt Früchte. Es gibt viele Erfolgsbeispiele: „Wir haben Menschen bei uns, die die Ausbildung zur Heimhilfe mit Erfolg beendet haben, die eine Ausbildung zur Pflegefachkraft abgeschlossen haben, sehr viele junge Männer, die eine Lehre in einem Mangelberuf gemacht haben und nun versierte Fachkräfte sind.“
Mittlerweile bringen sich viele Frauen und Männer mit ihren Begabungen aktiv im ZIMT ein, die zu Beginn noch selbst Angebote in Anspruch genommen haben. „Menschen aller Nationen arbeiten und lachen hier Seite an Seite“, so Auer. „Wir machen jeden Tag die Erfahrung, wie gut ein Miteinander funktioniert und wie viele Freundschaften entstehen.“
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