HÖHNHART. Barbara Mühlbacher aus Höhnhart schreibt einen Leserbrief zum Thema „Leistung muss sich lohnen“.
In den letzten Tagen war in diversen Zeitungen in Inseraten zu lesen: „Leistung muss sich lohnen“. Doch was ist eigentlich Leistung? Viele, die ich kenne sagen: „Wer viel leistet, hat auch viel Geld!“ Leistung beziehungsweise Erfolg wird über die Gage, das Gehalt oder den Lohn definiert. Bei dieser Rechnung bleiben aber all jene auf der Strecke, die zwar Leistung erbringen, aber dafür kein Geld bekommen.
Zum Beispiel eine Mutter, die früh morgens aufsteht, um sich selbst kurz für den Tag frisch zu machen. Dann die Kinder weckt, mit Frühstück und Jause versorgt und sie in den Kindergarten/die Schule bringt. Danach fährt sie zur Arbeit, um dort „ihre Leistung“ zu bringen. Anschließend eilt sie zum Kindergarten/zur Schule, um dort die Kinder wieder abzuholen. Gegebenenfalls wird Essen gekocht, bei den Hausaufgaben geholfen und nebenbei der Haushalt gemacht. Von Fahrten zum Arzt, zur Therapie, zum Turnverein, zur Musikschule, etc. ganz abgesehen. Bezahlt wird sie nur für die Zeit, die sie in der Arbeit war. Hat sie also nur in diesen Stunden etwas geleistet?
Wieso definiert unsere Gesellschaft Leistung nur über den monatlichen Verdienst? Weil es uns über Jahre so „verkauft“ wurde. Ja, wer hart arbeitet, soll sich auch etwas leisten können. Doch diese Aussage hinkt schon lange, denn als Arbeiter mit durchschnittlichem Einkommen, kann man sich nicht (mehr) alles leisten. Die Zeiten, in denen eine vierköpfige Familie mit einem Einkommen ein leichtes Auskommen hatte und sich zum Beispiel ein Eigenheim schaffen konnte, sind schon lange vorbei. Die Kaufkraft ist über die Jahre stark gesunken und somit die Schere zwischen Mittelstand und Superreich größer geworden.
Doch: In einer Gesellschaft, die einem „lehrt“, dass Leistung nur über das Einkommen definiert wird, ist es leicht möglich, dass einzelne Personen – auf Kosten der Allgemeinheit – durch schier undurchschaubare Firmen-Konstrukte Millionenbeträge verdienen und dafür auch noch beklatscht werden. Diese Person hat ja etwas geleistet. Dass dafür tausende Mitarbeiter geschuftet haben und als Dank dafür arbeitslos wurden, wird zur Nebensache erklärt. Und wenn es nicht durch die Lohnnebenkosten finanziertes Arbeitslosengeld oder Geld aus dem Insolvenz-Entgelts Fonds gäbe, wären sie auch noch ohne jegliches Einkommen. Haben diese Menschen keine Leistung erbracht?
Es muss endlich ein Umdenken stattfinden. Die Politik muss handeln. Es darf nicht mehr möglich sein, dass Großkonzerne jährlich weniger Steuern zahlen, als Arbeitnehmer mit einem Durchschnittseinkommen. Die Umverteilung des Vermögens muss wieder gerechter werden.
Das wäre für mich eine Leistung.
von Barbara Mühlbacher, Höhnhart
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