„Es sieht cool aus, mehr als das eigene Gewicht über dem Kopf zu halten“
LOCHEN. Seit zwölf Jahren ist die 19-jährige Lena Raidel Gewichtheberin beim USV Lochen und ist österreichische Rekordhalterin. Früher wurde sie für die Wahl ihrer Sportart belächelt. Sie findet es aber cool, weit mehr als das eigene Gewicht über dem Kopf zu halten und ist überzeugt: Gewichtheben macht auch psychisch stärker.
Das Gewichtheben wurde Lena schon fast in die Wiege gelegt. Auch ihre Eltern sind im Kraftsport tätig. „Trotzdem habe ich auch Reiten und Bodenturnen ausprobiert. Als ich 2012 den Olympiasieger Matthias Steiner im Fernsehen gesehen habe, wollte ich es unbedingt selber ausprobieren und der Verein in Lochen hat sich perfekt dafür angeboten. Seitdem ist er meine zweite Heimat und Familie“, erzählt die Straßwalchnerin.
Sie ist neben dem USV auch im Österreichischen Nationalteam. Nach ihrem Abschluss als Büro- und Einzelhandelskauffrau arbeitete sie als Fitnesstrainerin und machte weitere Abschlüsse in B-Lizenz Fitness, als Medizinische Masseurin und Heilmasseurin.
Viel Training notwendig
Am Gewichtheben gefällt ihr: „Dass die Leistung davon abhängt, wie viel Aufwand du in deine Leidenschaft steckst, was an der Spitze dann den feinen Unterschied macht. Außerdem sieht es ziemlich cool aus, weit mehr als das eigene Körpergewicht über dem Kopf zu halten.“
Bis es dazu kommt, ist aber viel Training erforderlich. „Es dauert Jahre, um die Ausführung der Übungen im Gehirn abzuspeichern, um sie in jeder einzelnen Wiederholung abrufen zu können, auch unter psychischem Druck im Wettkampf und mit steigendem Gewicht.“
Viele Erfolge
Für Lena zahlte sich die viele Vorbereitung schon oft aus. 2018 kam sie bei der EM auf Platz zwei. Zudem ist sie unter anderem allgemeine Staatsmeisterin, Landesmeisterin, Siegerin des Internationalen Juniors Battle und sie siegte dreimal in der Damen-Bundesliga.
Immer noch Vorurteile
Trotz ihrer Erfolge waren die Reaktionen darauf, dass sie Gewichtheberin ist, nicht immer positiv. „Ich war das komische Kind, das keine gängige Sportart ausübt, vor allem als Mädchen. Das wurde oft belächelt, kritisiert und hinterfragt.“ Seit circa drei Jahren stieg aber der Frauenanteil im Fitnessstudio und beim Gewichtheben. „Das freut mich sehr! Jedoch höre ich immer noch regelmäßig, dass ich vom Aussehen nicht einer ‚typischen‘ Gewichtheberin nachkomme. Da überwiegen die Vorurteile noch immer.“
Sie wünscht sich daher: „Dass alle Frauen ohne Zweifel eine Sportart ausprobieren und ausüben können, egal welche Vorurteile sie mitbringt. Gewichtheben hat so viele positive Nebenaspekte.“ Zum Einstieg empfiehlt sie, sich professionelle Hilfe zu suchen. Denn: „Gewichtheben ist eine Sportart, bei der die Technik von Anfang an perfektioniert werden muss.“
Vorbereitung auf die WM
Der nächste große Wettbewerb ist für sie die Staatsmeisterschaft Ende Mai. Einen noch größeren Stellenwert haben für sie die WM im September und die EM im Oktober. „Mein Ziel ist, das Beste aus mir rauszuholen, unabhängig von der Leistung anderer. Gewichtheben ist meine Leidenschaft und ich lebe jeden Tag für sie.“
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