Amag-Chef: "Wir brauchen Industrie-Energiepreis"
BRAUNAU-RANSHOFEN. Vorstandsvorsitzender Gerald Mayer gab einen Rückblick über die letzten Jahre aus Sicht der Amag, einen Einblick in die aktuelle Situation und einen Ausblick auf bevorstehende Projekte.
Covid, Markterholung und schließlich Krieg - „Es liegen spannende Jahre hinter uns, die in Wahrheit sehr turbulent verliefen“, sagt Gerald Mayer, Vorstandsvorsitzender der Amag. Im Jahr 2020 habe Corona auch die Abläufe in der Amag fest im Griff gehabt, hier sei es vor allem um Anpassung und Optimierung gegangen. Der Markt habe sich 2020/2021 erholt, doch nun sah sich das Unternehmen mit Produktionsengpässen, Personalengpässen, Störung der Lieferketten und steigenden Logistikkosten konfrontiert. „Seit Mitte 2021 sind auch die Energiekosten durch die Decke gegangen“, erklärt Mayer, also bereits gut ein halbes Jahr vor Ausbruch des Krieges in der Ukraine. Die darauf folgende Energiekrise stellt eine große Herausforderung für einen so energieintensiven Produktionsbetrieb wie der Amag dar, vor allem, weil die weitere Energieversorgung dadurch gefährdet sei. Deshalb habe das Unternehmen vorgesorgt, betont Mayer, und einen Gasspeicher angelegt, der im Fall der Fälle für zwei Monate Vollbetrieb reicht.
Rekordergebnisse trotz Krisen
Trotz der widrigen Rahmenbedingungen konnte die Amag im vergangenen und aktuellen Geschäftsjahr Höchstwerte in Umsatz und Ergebnis erreichen. Positiv ausgewirkt haben sich der weltweite Aluminiumverbrauch, der trotz Krisen gestiegen ist, und ein Aluminiumpreis, der zwar stark schwankte aber auf hohem Niveau liegt. Das Unternehmen sichert zudem laufend die Energiepreise, sprich sie kauft im Voraus und hat langfristige Lieferverträge für Strom und Erdgas. „Das haben wir gut im Griff gehabt und das sieht man auch an den Ergebnissen“, erklärt Mayer. Hinzu kommt, dass der größte Energieverbraucher im Konzern, nämlich die Elektrolyse Alouette in Kanada an der die Amag mit 20 Prozent beteiligt ist, den benötigten Strom ausschließlich aus Wasserkraft im Land bezieht und nicht von Russland abhängig ist.
Herausforderungen
Aktuell seien die Energiepreise global gesehen sehr unterschiedlich, erklärt Mayer, so liegen sie in Asien und vor allem in den USA deutlich unter jenen in Europa. Die hohen Strompreise hätten auch dazu geführt, dass die Produktion von Primäraluminium in Europa um 50 Prozent zurück ging. Stattdessen wird importiert, was wiederum Auswirkungen auf die Bestrebungen der EU zu Unabhängigkeit und Klimaneutralität habe. Mayer sieht hier die Politik in der Verantwortung. Sie müsse für Industriebetriebe Rahmenbedingungen schaffen, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben: „Wir brauchen einen Industrie-Energiepreis, sonst werden wir irgendwann überbleiben.“ Zudem müssten globale Abhängigkeiten reduziert und wo es geht auf eigene Quellen im Land zurückgegriffen werden, fordert Mayer, „das passiert noch viel zu wenig.“ Ebenso fehlen ihm seitens der Regierung die allgemeinen Aufrufe zum Energiesparen. Innerhalb des Unternehmens jedoch bemühe man sich, den Energiebedarf wo es geht zu senken und die Mitarbeiter zu informieren.
Ausblick
Aktuell investiert die Amag rund 54 Millionen Euro in den Bau einer Bandveredelungsanlage. Zudem wurde die Bahntrasse vom Werksgelände bis zum Bahnhof saniert. Rund 200.000 Tonnen pro Jahr werden hier bereits transportiert. Nach dem neuen Fuß- und Radfahrerübergang soll der Amag-Wald um einen rund 1,9 Kilometer langen Rundweg mit Erholungsinseln und Rastplätzen ergänzt werden. Zudem will das Unternehmen mit der Schaffung von Grundstücksreserven, dem Ausbau der Infrastruktur zur sicheren Versorgung mit elektrischer Energie und der Schaffung der Voraussetzung für eine Gießereierweiterung den Weg für die weitere strategische Entwicklung ebnen.
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