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ST. VEIT IM INNKREIS/BEZIRK BRAUNAU. Nach dem Bau der größten Agri-PV-Anlage Oberösterreichs in Pischelsdorf entsteht in St. Veit im Innkreis aktuell ein noch größeres Projekt. Tips sprach mit der aus Braunau stammenden Projektleiterin Elisabeth Reinthaler von der oekostrom AG über Herausforderungen, Chancen und den weiteren Ausbau im Bezirk Braunau.

Elisabeth Reinthaler vor den ersten Baumaßnahmen der Agri-PV-Anlage in St. Veit (Foto: Tips/Senzenberger)

Tips: Frau Reinthaler, was ist das Besondere an dem Projekt in St. Veit? Wie viel wurde darin investiert?

Elisabeth Reinthaler: Das Agri-PV-Projekt in St. Veit zählt zu den ersten Agri-PV-Projekten, die in Oberösterreich realisiert wurden – zu einer Zeit, als die Genehmigungsprozesse noch nicht so eingespielt waren wie heute. Viele Fragen wurden damals zum ersten Mal gestellt, was zu einem außergewöhnlich langen Umwidmungs- und Genehmigungsverfahren von rund drei Jahren führte. Inzwischen laufen derartige Prozesse deutlich effizienter ab. Die Investitionssumme für das Projekt liegt im mittleren einstelligen Millionenbereich.

Tips: Inwiefern wird das Projekt landwirtschaftlich genutzt?

Reinthaler: Die Fläche wird künftig doppelt genutzt: zur Stromerzeugung und für die Landwirtschaft. Sie geht damit nicht verloren, sondern bleibt aktiv bewirtschaftet. Nur etwa zwei Prozent der Gesamtfläche werden durch die Fundamente der Unterkonstruktion und die Trafostandorte versiegelt. Zusätzlich wird auf 18 Prozent der Fläche eine Biodiversitätsfläche angesät, die ökologisch wertvollen Lebensraum bietet. Rund 80 Prozent der Fläche stehen weiterhin für Ackerbau oder Grünlandnutzung zur Verfügung – eine zukunftsweisende Win-win-Situation. Der langjährige Bewirtschafter möchte sich langsam herantasten und mit verschiedenen Anbauformen experimentieren, sobald das Kraftwerk in Betrieb ist.

Tips: Welche weiteren Projekte sind im Bezirk geplant?

Reinthaler: Der nächste Spatenstich der oekstrom AG ist bereits für Anfang September in der Nachbargemeinde Höhnhart geplant – nur drei Kilometer entfernt. Danach folgen ein kleineres Projekt in Burgkirchen sowie – bei erfolgreichem Genehmigungsverlauf – das voraussichtlich größte Projekt in der Region in ein bis zwei Jahren in Pischelsdorf.

Darüber hinaus entwickelt die oekostrom AG weitere Anlagen in Oberösterreich sowie unter anderem in Tschechien, der Slowakei und Deutschland. Ein besonderes Highlight: Im Burgenland errichten wir derzeit unser erstes hybrides Kraftwerk – eine Kombination aus Windkraft und Photovoltaik mit integriertem Speicher.

Tips: Welche Kriterien sind für den Standort einer Agri-PV-Anlage entscheidend?

Reinthaler: Wir legen großen Wert darauf, keine hochwertigen landwirtschaftlichen Böden in Anspruch zu nehmen. Es gibt viele Flächen mit mittlerer Bodenqualität, die sich gut für Agri-PV eignen. Ein wesentlicher Faktor ist die Nähe zu einem Umspannwerk – je kürzer die Netzableitung, desto wirtschaftlicher das Projekt.

Auch ökologische Kriterien spielen eine wichtige Rolle: Wir achten darauf, dass keine schützenswerte Flora oder Fauna beeinträchtigt wird.

Tips: Welchen Einfluss haben die Projekte auf die Umwelt?

Reinthaler: Jede erzeugte Kilowattstunde (kWh) Photovoltaik-Strom spart etwa 160 Gramm CO2-Äquivalente im Vergleich zum österreichischen Strommix. Das bedeutet: Das Agri-PV-Projekt in St. Veit spart jährlich rund 1.200 Tonnen CO2-Äquivalente ein – ein beachtlicher Beitrag zum Klimaschutz.

Tips: Was sind die größten Herausforderungen beim Umsetzen der Projekte?

Reinthaler: Großprojekte wie dieses benötigen viel Geduld: In St. Veit vergingen von der ersten Idee bis zum Baustart rund vier Jahre.

Ein weiterer zentraler Punkt ist die Einbindung aller relevanten Akteure – von der Gemeindevertretung über die Bevölkerung bis hin zu den Grundstückseigentümern entlang der Netztrasse. Nur mit Rückhalt der lokalen Politik und der Menschen vor Ort lassen sich solche Projekte nachhaltig umsetzen.

Tips: Wie reagieren die Anwohner auf die geplanten Projekte?

Reinthaler: Natürlich gibt es gelegentlich Bedenken – insbesondere hinsichtlich der optischen Wirkung. In St. Veit profitieren wir von einer bestehenden dichten Hecke, die sogar Teil eines Heckenlehrpfads ist und das Projekt gut einbettet.

Bei anderen Projekten in Oberösterreich wird meist eine neue Hecke als Sichtschutz gefordert. Dabei fällt auf: Erneuerbare-Kraftwerksprojekte unterliegen oft strengeren Auflagen als etwa Einkaufszentren oder Lagerhaustürme, bei denen kaum Rücksicht auf das Landschaftsbild genommen wird.

EWS Sonnenfeld Pischelsdorf:
• Projekt der EWS Consulting GmbH und der Energie AG OÖ
• Gesamtfläche: 5 Hektar
• Pro Jahr: 5,9 Gigawattstunden (Strom für 1.680 Haushalte)
• EWS plant weitere Projekte im Bezirk, darunter eine Agri-PV-Anlage in Mining (Gesamtfläche: 18 Hektar, Strom für rund 5.042 Haushalte)
Agri-PV-Anlage in St. Veit:
• Projekt der oekostrom AG
• Gesamtfläche: 8,5 Hektar
• Pro Jahr: 7,7 Gigawattstunden (Strom für über 2.500 Haushalte)
• Die oekostrom AG plant weitere Projekte im Bezirk

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