So einfach fährt die „Eisenbahn“ an ihren fleißigen Gönnern vorbei
EBENSEE/BAD ISCHL. 1,5 Milliarden Euro investieren die ÖBB in den nächsten Jahren in Regionalstrecken und auch in Bahnhöfe. Zugleich schließt man aber auch drei Haltestellen im Salzkammergut.
„Die drei Haltestellen Lahnstein, Langwies und Mitterweißenbach werden nicht mehr angefahren, was soll das heißen? Es halten dort ohnehin seit Jahren nur mehr Züge im Zwei-Stundentakt, das sagen die ÖBB nicht, denn 50 Prozent aller Züge fahren schon seit Jahren von Ebensee bis Bad Ischl durch. Wenn man nicht anhält, hat man halt auch keine Frequenz, das weiß jedes kleine Kind“, stößt es Anrainer Reinhard Feuchtner sauer auf. Seit Jahrzehnten fahren er und seine Frau Margarita mehrmals jährlich mit der Bahn ab Lahnstein, um ihre Kinder zu besuchen. „Mit unseren Koffern ausgestattet spazieren wir von unserem Haus in wenigen Gehminuten zur Haltestelle, brauchen keinen Parkplatz suchen und können vor allem unser Auto zuhause stehen lassen“, erzählt Margarita Feuchtner.
Busse sollen Ersatz bringen
Für die ÖBB ist die Fahrgastzahl zu niedrig. Man will deshalb die aufgelassenen Bahnhalte mit Bussen bedienen. Für Reinhard Feuchtner und viele andere Anrainer der betroffenen Haltestellen völlig unverständlich. „Was ersparen sich die ÖBB dabei, vielleicht sechs Minuten – das reicht in Bad Ischl nicht einmal für eine Kaffeepause. Aber man kann auch die Frequenz schön manipulieren, wie es in Lahnstein seit Jahren geschieht. Jedes Mal, wenn wir in Wien, Linz oder sonst wo eine Fahrkarte nach Lahnstein kaufen, spuckt der Automat ein Ticket lautend auf Langwies aus. Auch wenn wir beim Automaten in Lahnstein eine Karte ausdrucken, steht Langwies drauf. Wie will man also die Frequenz in Lahnstein messen, sie ist immer Null laut Kartenverkauf“, wundert sich Feuchtner.
Wartehäuschen bauten die Bürger vor 60 Jahren selbst
So wie es heute dort steht, wurde das kleine Wartehäuschen in Lahnstein in den 50er-Jahren von den Bürgern und der Freiwilligen Feuerwehr Langwies selbst errichtet. „Mein Großvater hat damals mitgeholfen, damit wir hier in Lahnstein eine Halstestelle bekommen und die Kinder nicht kilometerweit zum nächsten Halt gehen müssen, um in die Schule zu kommen“, erzählt Reinhard Feuchtner. Es war der damalige rote Vize-Kanzler Bruno Pittermann, der sich nach einer politischen Veranstaltung in Ebensee um das Bürgeranliegen angenommen hat und nach einem Lokalaugenschein die Haltestelle in Lahnstein genehmigte. Nach nun 60 Jahren steht Lahnstein gemeinsam mit Langwies und Mitterweißenbach auf der ÖBB-Abschussliste. Dann halten die Züge auf gesamt 13 Kilometern zwischen Steinkogel und Bad Ischl nicht mehr. „Wir dürfen die „Eisenbahn“ zwar mit unseren Steuern finanzieren, unsere Anliegen werden jedoch nicht angehört“, wirft ein verärgerter Anrainer beim Tips-Lokalaugenschein ein und ergänzt: „Hoffentlich nehmen's uns in Lahnstein mit, wenn die Straße aufgrund einer Naturkatastrophe gesperrt werden muss und wir was zum Essen oder einen Arzt brauchen.“ Auch die Haltestelle in Mitterweißenbach (Gemeinde Bad Ischl) soll es bald nicht mehr geben. Das Bahn-Personal bleibt aber auch nach Auflassung des Pesonenverkehrs an der Haltestelle stationiert. Hier müssen die Weichen nämlich noch manuell gestellt werden. Für die Fahrt zur Arbeit muss aber auf das Auto umgestellt werden.
Protestkundgebung
Die Bürgermeister von Ebensee und Bad Ischl laden am kommenden Sonntag, 8. Dezember ab 9.30 Uhr zu einer gemeinsamen Protestkundgebung in Mitterweißenbach ein. Ab diesem Tag wird nämlich diese Haltestelle bereits ausgelassen.
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