120 Jahre Hartl Haus: wenn zwei Schweizer ins Waldviertel kommen
ECHSENBACH. 120 Jahre Hartl Haus – diese Jahre bergen nicht nur eine wirtschaftliche Erfolgsgeschichte sondern auch die spannende Geschichte zweier Familien in sich. Im Zuge der großen Jubiläumsfeier am 6. Mai am Werksgelände in Haimschlag, ließ man diese Revue passieren.
Alle waren sie an diesem Tag zum Jubiläumsfest nach Haimschlag gekommen, die Bürgermeister, Nationalrats- und Landtagsabgeordneten aus der Umgebung, Finanzlandesrat Ludwig Schleritzko (VP), die Bezirkshauptmänner aus Zwettl und Gmünd, Vertreter der Wirtschaftskammer und des Landes- und Bezirkspolizeikommandos, Freunde, Familie, Bekannte, Mitarbeiter und nicht zuletzt Volker Pieszcek, der durch den Festakt führte, mit seiner Frau und Grünen-Chefin Eva Glawischnig.
Von 1897 bis 2017
Im Zuge von etlichen Interviewrunden bekamen die Gäste einen Eindruck von der Firmengeschichte und den maßgeblichen Meilensteinen, auch ein Blick in die Zukunft durfte nicht fehlen. In einem ersten Gespräch mit Walther Hartl, und den beiden Geschäftsführenden Gesellschaftern Roland und Peter Suter tauchte man tief in die Geschichte von Hartl Haus ein, die 1897 ihren Ursprung in einem kleinen Zimmereibetrieb in Wien Sievering nahm. Der Hausbau erfuhr durch Wenzel Hartl damals eine kleine Revolution – mit dem ersten Hartl Haus in vorgefertigter Bauweise im Jahre 1910. 1924 entstand der Firmensitz in Echsenbach, den Walther Hartl 1969 nach dem Tod seines Vaters übernahm. Das Geschäft florierte noch mit Großaufträgen für den Quelle-Versand sowie mit Aufträgen im Nahen Osten oder Italien. Viele Umstände, unter anderem der Iran-Irak Krieg, führten dazu, dass der Umsatz einbrach, 1985 war für Walther Hartl ein Schicksalsjahr, die Insolvenz drohte: „Es war ein grauenhafter Gedanke, wenn kein Nachfolger gefunden wird, eine Industrieruine da stehen zu haben.“
Von der Schweiz ins Waldviertel: Eine gelungene Integration
Doch es sollte sich zum Guten wenden, durch Geschäftsbeziehungen bereits vertraut, stiegen die Schweizer Gebrüder Roland und Peter Suter in das Unternehmen ein, 1990 bereits als Geschäftsführer. „In den ersten Sitzungen habe ich nichts verstanden, wir haben ein ganzes Integrationsprogramm hinter uns“, sprach Peter Suter lachend die anfängliche Sprachbarriere an. Ohne Umschweife erzählten die beiden von der ersten harten Zeit, die von sehr langen Arbeitstagen, viel Tatendrang und Schaffenskraft geprägt waren. „Ich bin in alle Waldviertler Schandtaten eingeführt worden“, so Roland Suter schmunzelnd.
Ohne unsere leitenden Mitarbeiter damals, allen voran Johann Leitgeb, Andreas Sillaber und Leo Koppensteiner, hätten wir das nicht geschafft, sind sich die beiden Brüder Suter einig. „100 Wochenstunden waren an der Tagesordnung, die ersten fünf Jahre waren schon eine harte Zeit“, erzählte Diplom-Designer Andreas Sillaber. Johann Leitgeb sprach die Vorurteile an, mit denen sich das Fertighausunternehmen in den 60ern laufend konfrontiert sah. „Von den österreichischen Baubehörden bis zu den Sachverständigen, so sind wir automatisch auf den Export gekommen.“ Ein Team, das mit den Herausforderungen gewachsen ist und stets an einem Strang zog und wie Moderator Volker Pieszcek meinte, an die Musketiere erinnerte: „Einer für alle, alle für einen“.
Eine Erfolgsgeschichte
„Wir führen das Werk sehr familiär“, betont Peter Suter und dies wurde auch während des Jubiläumsfestes spürbar. Trotz des stetigen Erfolges, blieb die menschliche und soziale Komponente nie auf der Strecke, betonen Bürgermeister Josef Baireder und Bezirkshauptmann Michael Widermann in Richtung der beiden Suter-Brüder. Während zu Beginn ihrer Führung 160 Mitarbeitern beschäftigt waren, sind es heute bereits 287, ein Viertel davon kommt aus Echsenbach. Von 1985 bis 2016 wurden rund 40 Millionen Euro umgesetzt, 2017 werde – wenn es so weitergeht – das bislang erfolgreichste Jahr werden, so Verkaufsleiter Peter Litschauer. „Besonders das Finanzlandesratsherz lacht bei einem solchen Betrieb“, schmunzelt LR Ludwig Schleritzko, der sich ebenso mit Gratulationen einstellte.
Blick in die Zukunft
Der Tag wird kommen, wo die Suter-Brüder an ihren Rücktritt denken. Vom Moderator darauf angesprochen, fasst Peter Suter den Zeitpunkt in etwa eineinhalb Jahren ins Auge. Beide blicken optimistisch in die Zukunft, ein Grund dafür ist der potentielle Nachfolger Yves Suter. „Es ist ein Sprung in das kalte Wasser für mich. Wenn die Mitarbeiter mir den Rücken stärken und mir das notwendige Vertrauen schenken, dann bin ich bin bereit dafür und kann mir das vorstellen“, zeigt Yves sich bescheiden. Gratulationen und viele lobende Wortspenden folgten, bevor die Hartl-Mitarbeiter die zahlreich erschienenen Gäste mit Waldviertler Schmankerl verköstigten.
Zweitägiges Fest mit buntem Programm
Nach dem Festakt war mit einem bunten Rahmenprogramm noch lange nicht Schluss: In und rund um das Werksgelände wurde für Unterhaltung gesorgt – mit einer Werksbesichtigung, einem eigenen Kinderprogramm, einer Hundestaffelvorführung oder einem Jahrmarkt. Das zweitägige Jubiläumsfest endete am Sonntagnachmittag, 7. Mai, mit einem Frühschoppen, und sogar Harry Prünster war mit von der Partie.
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