Der schnellste Pfarrer Österreichs verlässt sein selbstgebautes Kloster
PUPPING. 23 Jahre lang war Fritz Wenigwieser in Pupping als Provinzvikar des Shalom-Klosters tätig. Der Umbau und die Neustrukturierung des der Anlage sind auf seine Initiative zurückzuführen. Jetzt verlässt der 55-Jährige den Ort für höhere Aufgaben.
Zum Provinzialminister der Franziskanerorden wurde Fritz Wenigwieser gewählt; in seinen Aufgabenbereich fallen zukünftig alle 20 Franziskanerklöster in Österreich, der Schweiz und Südtirol. In den kommenden Wochen will er jedes einzelne besuchen, die Personalsituation besprechen und gewisse Positionen neu besetzen. „Es geht auch darum, manche Dinge neu zu denken“, erklärt der Franziskaner. Ungewöhnliche Wege zu gehen, ist für den gebürtigen Gallneukirchner nicht neu. Schon in den vergangenen Jahren sorgte er mit ungewöhnlichen Ideen im Kloster für Aufsehen, nicht nur in Pupping, sondern auch über die Grenzen hinaus. Das vormals geschlossene Schwesternkloster in Pupping wurde eigenhändig umgebaut, renoviert und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. „Bei uns ist keine Tür verschlossen“, erklärt Wenigwieser.
Mitbeten und Mitarbeiten
Gäste sind im Kloster jederzeit willkommen. „Wir sind kein Urlaubskloster, bei uns können die Leute kommen, mitbeten und mitarbeiten“, erklärt der Provinzvikar. Bei seinen eigenen Pilgerreisen, bei denen er stets ohne Geld in der ganzen Welt unterwegs war, habe er Menschen in Not getroffen und daraufhin beschlossen, das Kloster für Gäste und bedürftige Menschen zu öffnen. Vom Obdachlosen bis zum Doktor waren bereits zahlreiche Menschen zum Mitarbeiten zu Gast.
Das Leben pulsiert
„Heute pulsiert das Leben in dem Kloster, in dem der Heilige Wolfgang von Regensburg starb“, erklärt Wenigwieser. Neben den Bewohnern und Gästen leben auch Ziegen, ein Hengst, ein Esel und ein Muli im Kloster. Im Garten hat Wenigwieser eine Kapelle für Widerstandskämpfer im Nationalsozialismus, Franz Jägerstätter gebaut. „Das Thema Zivilcourage und Widerstand hat mich auch aufgrund meiner Familiengeschichte schon lange beschäftigt“, erklärt der Pater.
Raum zum Verwurzeln
Zivilcourage zeigte auch er, als 2015 flüchtende Menschen nach Österreich kamen. Zehn Männer wurden in Pupping aufgenommen. Auch sie arbeiteten im Kloster mit und bis heute bestehen freundschaftliche Verbindungen zu allen von ihnen – einer ist auch geblieben. „Wir haben den Menschen Raum gegeben, sich an einem anderen Ort zu verwurzeln“, zieht Wenigwieser sein Resümee über die Zeit.
Schnellster Pfarrer Österreichs
Österreichweit bekannt wurde Wenigwieser mit einer ungewöhnlichen Aktion im Jahr 2001. Als ein Stiegenhaus im Kloster weggerissen wurde, ersetzte er die freigewordene Stelle kurzerhand mit einer Feuerwehrrutschstange in der Länge von sieben Metern, die den Pater binnen Sekunden von seinem Wohnzimmer vor die Kirchentür bringt. Als schnellster Pfarrer Österreichs wurde damals über ihn berichtet. Mitnehmen wird er die Stange bei seinem Umzug ins Provinzialat in Salzburg nicht; zwischen sechs und neun Jahren wird er dort wohnen. Eine Rückkehr ins Shalom-Kloster im Anschluss kann sich Wenigwieser gut vorstellen. „In Pupping war das Miteinander immer am schönsten“, so der Pater.
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