Nadine Wolfesberger: „Die Jugend steht unter enormem Leistungsdruck“
EFERDING. Nadine Wolfesberger leitet seit September das Jugendzentrum der österreichischen Gewerkschaftsjugend in Eferding. Die erst 20-Jährige Puppingerin spricht mit Tips über Herausforderungen für die Jugendlichen.
Wenn Nadine Wolfesberger von den Besuchern im Jugendzentrum spricht, sagt sie „Meine Jugendlichen“. Junge Menschen zwischen 13 und 20 Jahren besuchen das Zentrum regelmäßig, viele davon sind fast so alt wie Wolfesberger selbst. Die Gruppendynamik sei gut, etwa 30 Jugendliche zählen zu den Stammgästen, sie helfen einander, ohne auf Altersunterschiede zu achten. „Hier versteht sich jeder mit jedem“, erklärt Wolfesberger. Auch Jungen und Mädchen trudeln bunt gemischt, alleine und in Gruppen im Jugendzentrum ein.
Gemeinsame Renovierung
Die Jugendlichen dürfen mitbestimmen, was auf dem Programm steht, es gibt Themenabende von Billardmeisterschaft bis hin zum Vortrag über Armut, saisonal stehen auch Gewerkschaftsthemen, wie das Weihnachtsgeld, auf dem Plan. Raum für Raum wird das Jugendzentrum mithilfe der Jugendlichen renoviert, sie dürfen entscheiden, wie die Räume aussehen und wie sie genutzt werden.
In Kontakt bleiben
Die Lockdowns in den vergangenen Jahren erschwerten die Situation für die Jugendlichen, wieder bleibt das Jugendzentrum geschlossen. Wolfesberger versucht, über Handy und soziale Medien mit den Jugendlichen in Kontakt zu bleiben. „Vor allem, die, die arbeitslos sind und alleine wohnen, sollen erreicht werden. Sie haben sonst oft keinen Grund, nach draußen zu gehen“, schildert Wolfesberger die Situation. Vor allem Lehrlinge würden in der Pandemie im Stich gelassen. „Die Matura wurde erleichtert, aber Lehrabschlussprüfungen bleiben genau gleich“, resümiert Wolfesberger. Die Jugendlichen stehen unter hohem Leistungsdruck, gleichzeitig fehlt ihnen der Ausgleich durch Freunde und soziale Aktivitäten. Inzwischen versucht das Jugendzentrum in Eferding, den Jugendliche psychologische Begleitung zu vermitteln und vor allem darüber aufzuklären, dass es keine Schande ist, sich Hilfe zu holen.
Wolfesberger bemerkt, dass die Jugendlichen verstärkt den Bezug zur Außenwelt verlieren. „Sie werden zu wenig mit der Realität konfrontiert und verlieren sich in sozialen Medien und der digitalen Welt“, erklärt die Leiterin.
Mehr Geduld
Von den Ansätzen ihrer Jugendlichen könne die Gesellschaft viel lernen, so Wolfesberger. Mit großer Empathie gehen sie aufeinander zu. Wolfesberger wünscht sich auch ein wenig mehr Geduld mit jungen Menschen. „In Eferding haben die Jugendlichen keine Möglichkeit mehr fortzugehen, sie bleiben lieber an öffentlichen Plätzen, da kann es schon mal lauter werden“, erklärt sie. Mit dem Jugendzentrum will sie einen sicheren Platz schaffen.
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