Väterarbeiter: „Jeder Papa bringt etwas für die gesamte Gesellschaft“
PRAMBACHKIRCHEN/ GRIESKIRCHEN. Dieter Breitwieser-Ebster aus Prambachkirchen und seine Kollegin Daniela Wittinger aus Grieskirchen bieten Online-Workshops für gleichberechtigte Eltern an. Anlässlich des Vatertags hat Tips mit Breitwieser-Ebster über die moderne Vaterrolle gesprochen.
Tips:Wie sind Sie Väterarbeiter geworden?
Breitwieser-Ebster: Ich bin Kindergärtner und habe anschließend im Behindertenbereich gearbeitet, bevor ich Sozialarbeit studiert habe und anschließend im Sozialbereich gearbeitet habe. Seit damals beschäftige ich mich viel mit dem Thema Väterkarenz und sozialer Väterarbeit. Bevor unsere erste Tochter zur Welt kam, habe ich selbst einen Geburtsvorbereitungskurs absolviert, bei dem papainfo.at einen Nachmittag lang Väter informierte. In den Workshops lernen Väter über Aufgaben während der Geburt, Wochenfluss und Unterstützung in den ersten Wochen nach der Geburt des Kindes. Es gibt kein Mama-Gen für Mütter und auch Väter müssen diese neue Rolle lernen.
Tips:Was versteht man unter gleichberechtigter Elternschaft?
Breitwieser-Ebster: Beide Menschen in der Beziehung sind zu gleichen Teilen in der Kinderarbeit involviert und dürfen und sollen die Arbeit gerecht aufteilen. Dabei geht es um Care-Arbeit, aber auch um das Drumherum, die Organisation, wer bringt das Kind in den Kindergarten, wer organisiert Geschenke für Kindergeburtstage. Das Ganze wird als Mental Load bezeichnet. Ich erkläre das immer so: „Wenn man die Augen zumacht und fünf Minuten lang nachdenkt, wie lange ist die To-Do-Liste, die erledigt werden muss“, das ist der Mental Load, der oft ungerecht verteilt ist. In einer gleichberechtigten Elternschaft sollen sich beide Partner selbstständig um diese Dinge kümmern, je nachdem, wem was mehr liegt.
Tips:Laut einer Studie der Arbeiterkammer gibt es in acht von zehn Familien keine Väterbeteiligung. Was ist damit gemeint?
Breitwieser-Ebster: Die Arbeiterkammer misst damit vor allem Karenzzeiten, acht von zehn Väter engagieren sich in den ersten Lebensjahren des Kindes nicht, weil sie glauben, sie können in dieser Zeit nichts machen. Viele greifen oft auf Muster zurück, die sie selber erlebt haben. Die Väterkarenz wird mehr, aber beträgt bei vielen nur zwei bis drei Monate. Das sind die sogenannten Sommerväter, die während des Sommers in Karenz gehen. Das ist schön, aber nicht nachhaltig. Nur ein Prozent der Väterkarenzen dauert länger als sechs Monate.
Tips:Warum ist das so?
Breitwieser-Ebster: Oft sind es die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, in denen Männer besser verdienen und deshalb Vollzeit arbeiten. Das kann man sich aber überlegen und eventuell anders aufteilen. Ich war sechzehn Monate lang bei den Kindern zuhause, wir haben uns für das gehaltsabhängige Modell entschieden und das im Vorhinein genau durchgerechnet. Ich denke, dass viele Männer glauben, dass sie zu Beginn des Kinderlebens nicht zuständig sind. Da bräuchte es andere rechtliche Rahmenbedingungen, die derzeitigen Karenzmodelle sind vor allem kompliziert. Das gehaltsabhängige Modell wurde eingeführt, um mehr Väter zur Karenz zu bringen, das hat nicht funktioniert. Wenn der Kindergarten um halb 12 zusperrt, ist es schwer, mehr als drei Stunden pro Tag zu arbeiten, also muss ein Elternteil in Teilzeit arbeiten. Je länger man etwas tut, desto selbstverständlicher wird es dann. Das gilt auch für Elternarbeit. Ich habe auch am Anfang bei Ausflügen mit meiner Tochter Windeln und Fläschchen vergessen, aber irgendwann lernt man dann.
Tips:Worum geht es in den Elternworkshops?
Breitwieser-Ebster: Wir machen ein bisschen Theorie und lassen dann die Eltern miteinander sprechen, was ihnen wichtig ist und wie sie sich gleichberechtigte Elternschaft vorstellen. Im zweiten Teil geht es um Bedürfnisse und Wünsche, was sich die Mitglieder vorstellen. Zum Abschluss gibt es Life-Hacks, die Eltern dabei helfen, eine gleichberechtigte Partnerschaft zu führen. Zum Beispiel ist das ein wöchentlicher Jour-Fixe, bei dem sich die Partner austauschen, was gemacht werden muss und wer was übernimmt. Die Vorträge werden österreichweit angeboten und finden online zu einer Uhrzeit statt, zu der Kinder schon schlafen.
Tips:Jeder Papa bringt etwas für alle, so der Verein papainfo.at. Inwiefern profitiert die Gesellschaft von einem Vater, der in Karenz geht?
Breitwieser-Ebster: Vätern soll erlaubt sein, Dinge anders zu tun als Mütter. Da sehe ich auch die Frauen ein wenig in der Pflicht, dass sie zulassen, dass Dinge nicht hundertprozentig so gemacht werden, wie sie sich das vorstellen, sondern dass Papas ihre eigenen Ideen haben.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden