Auf 460 Quadratmetern in Hartheim wurden verbrannte menschliche Überreste gefunden
ALKOVEN. Am Gelände des Schlosses Hartheim, der ehemaligen NS-Tötungsanstalt in der Gemeinde Alkoven, wurde ein großflächiges Aschefeld verbrannter menschlicher Überreste entdeckt.

Auf der bislang noch nie untersuchten Nordseite der ehemaligen Euthanasieanstalt konnte in circa einem Meter Tiefe eine mehrere Zentimeter dicke Schicht an menschlicher Asche und Knochenresten festgestellt werden. Eine noch größere Fläche wurde auf der Südseite gefunden.
Die Flächen erstrecken sich auf insgesamt 458,5 Quadratmetern, eine Fläche an der Nordseite mit 110 Quadratmeter und der Südseite mit 350 Quadratmetern. Die Asche und die vereinzelten Knochen befinden sich in einer Tiefe von 80 bis 150 Zentimetern.
Das Bundesministerium für Inneres (BMI) und das Land Oberösterreich haben die Untersuchungen am Gelände rund um das Schloss Hartheim veranlasst. Gemeinsam mit dem Team des Lern- und Gedenkortes Schloss Hartheim wird man nun das gesamte Ausmaß der Grabstätte eruieren.
Untersucht wurden die Flächen aufgrund von Aussagen von Zeitzeugen und Luftbildaufnahmen. Im Dezember 2024 wurden geophysikalische Untersuchungen (Bodenradar) durchgeführt und konkrete Verdachtsflächen festgestellt. Anfang März 2025 wurden innerhalb dieser Verdachtsflächen in Zusammenarbeit mit der Universität Wien Bohrungen durchgeführt, um zu evaluieren, ob sich in diesen Verdachtsflächen menschliche Überreste befinden.
Würdiges Gedenken
„Die vorliegenden Ergebnisse sind von großer Bedeutung sowohl für das Gedenken an die Ermordeten sowie für die Forschungsarbeit in Hartheim. Wir werden die neu entdeckten Flächen mit den menschlichen Überresten in das würdevolle Gedenken einbeziehen. Ziemlich genau 80 Jahre danach bieten uns die neuen Erkenntnisse auch wichtige Informationen zu den Versuchen der Täter, die Spuren ihrer Verbrechen in Hartheim zu beseitigen“, erklärte dazu Florian Schwanninger, der Leiter des Lern- und Gedenkorts Schloss Hartheim.
„Die Aschefunde in Schloss Hartheim zeigen deutlich, dass auch 80 Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus längst nicht alle tragischen Überreste aus dieser Zeit bekannt sind. Die Verbrechen der NS-Zeit dürfen nie in Vergessenheit geraten. Daher setzen wir uns gemeinsam für ein würdiges Gedenken an die Opfer ein“, sagte der für die Kriegs- und Opfergräberfürsorge zuständige Innenminister Gerhard Karner.
Zum Schloss Hartheim
In Schloss Hartheim wurden von Mai 1940 bis November 1944 etwa 30.000 Menschen in einer Gaskammer ermordet. Es waren Menschen mit Behinderungen, psychischen Erkrankungen, KZ-Häftlinge sowie Zwangsarbeiter. Bereits in den Jahren 2001 und 2002 wurden bei Grabungen menschliche Überreste der Ermordeten, sowie persönliche Gegenstände und weitere Objekte gefunden, die in einer Friedhofsanlage an der Ostseite des Schlosses bestattet wurden.
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