Frauen arbeiten im Bezirk Eferding 106 Tage „umsonst“: 29 Prozent weniger Einkommen als Männer
EFERDING. Die Einkommensschere – also der Lohn- und Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen – ist weiterhin weit geöffnet. Statistisch gesehen mussten die Frauen im Bezirk Eferding 106 Tage lang – von Jahresbeginn bis zum 16. April „umsonst“, also unentgeltlich arbeiten.
Frauen verdienen in Österreich auch im Jahr 2015 – gemessen an Vollzeitbeschäftigung - immer noch um 23,85 Prozent weniger als Männer. In Oberösterreich ist die Einkommenssituation für Frauen sogar noch schlimmer: Bei uns müssen Frauen mit 27,1 Prozent weniger Gehalt auskommen als ihre männlichen Kollegen. Im europäischen Vergleich ergibt sich ein beschämendes Bild: Die Einkommensschere ist in unserem südlichen Nachbarland Slowenien (3,2 Prozent) am geringsten. Österreich hingegen befindet sich auf dem blamablen vorletzten Platz, dahinter folgt nur noch Estland. „Dass es in einem wohlhabenden Land wie Oberösterreich nach wie vor Frauen mit Existenzängsten gibt, weil trotz Arbeit zu wenig Geld zum Leben da ist, ist absolut untragbar“, sagt dazu die Grüne Frauensprecherin Maria Buchmayr.
Gleiche Arbeit – gleiches GehaltWarum Frauen weniger verdienen sollten als Männer kann man nicht rechtfertigen. Kollektivvertraglich wird zwar kein Unterschied zwischen den Geschlechtern gemacht, im Berufsleben steigen Frauen aber meist weniger schnell auf, wenn überhaupt. „Trotz immer mehr Vätern in Karenz und einem geänderten Rollenbild bleibt die die Vereinbarkeit von Job und Familie zum Großteil Frauensache. Väterkarenz ist daher häufig eine Frage des Sich-Leisten-Könnens“, so Buchmayr. Alleinerzieherinnen haben es noch schwerer. Für viele von ihnen bleibt oft nur die Weg in die Teilzeitarbeit, bei gleichzeitig geringeren Bezügen. Die Gründe, warum es Frauen seltener in Führungspositionen schaffen, sind vielfältig. Zur Doppelbelastung von Kindererziehung und Beruf erschweren diverse Interessensgruppen die Einführung einer Frauenquote. Zum anderen regieren Männerbunde auch weiterhin, die Frauen von vornherein ausschließen. „Der freie Markt regelt also doch nicht alles“, stellt Buchmayr fest. „Das alte System der Parteibuchwirtschaft funktioniert immer noch. Männerbunde versorgen sich mit Jobs, Frauen sind von der Mitgliedschaft ausgeschlossen“, so Buchmayr weiter. Fest steht auch, dass Männer wesentlich häufiger den Weg ins Chefbüro antreten um über ihr Gehalt zu verhandeln, als Frauen das tun. Das soll sich ändern.
Die Einkommensschere – also der Lohn- und Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen – ist weiterhin weit geöffnet. Statistisch gesehen mussten die Frauen im Bezirk Eferding 106 Tage lang – von Jahresbeginn bis zum 16. April „umsonst“, also unentgeltlich arbeiten. Daten der Arbeiterkammer vom Herbst 2014 weisen für den Bezirk einen Einkommensunterschied von satten 29 Prozent auf. Oberösterreichweit verdienen Frauen um 27,1 Prozent weniger als Männer, bei gleicher Arbeit und bei gleicher Leistung. „Diese Ungerechtigkeit können wir nicht länger hinnehmen“, sagt dazu der Grüne Bezirkssprecher, Heinz Grandl. Denn während Männer bei ganzjähriger Vollzeitbeschäftigung im Durchschnitt auf 45.083 Euro kommen, verdienten Frauen im Bezirk nur 32.007 Euro. Umgerechnet bedeutet das: „Männer haben bis 16. April bereits 13.092 Euro verdient, bis die Frauen im Bezirk überhaupt erst den ersten Euro aufs Konto überwiesen bekommen“, so Grandl weiter.
Hohe Teilzeitquote Jede zweite Frau im Bezirk Eferding arbeitet nicht Vollzeit, die Teilzeitquote beträgt derzeit 49,6 Prozent. Damit zeigt sich: Familie und Beruf zu vereinen ist noch immer ein Ziel, das bisher nicht für jeden erreichbar ist. „Es zeigt sich sehr deutlich, dass ein ordentliches Kinderbetreuungsangebot wesentlich zu mehr Beschäftigung und damit auch zu einem besseren Einkommen der Frauen führt“, ist sich Grandl sicher. Den Beruf mit der Familie zu vereinbaren wird umso schwerer, weil sehr viele Frauen – wie auch Männer – größere Wegstrecken in Kauf nehmen müssen: 54 Prozent und damit jede/r Zweite/r pendelt aus dem Bezirk aus. Die Erwerbsquote lag 2014 mit 79,4 Prozent aber deutlich über dem OÖ Schnitt (75,9 Prozent). Im Bezirk Eferding sind etwa 75 Prozent der Frauen und 83 Prozent der Männer berufstätig.
Gute Ausbildung – trotzdem schlechte BezahlungAuch wenn Frauen im Bereich der Bildung enorm aufgeholt haben in den letzten Jahrzehnten, so spiegelt sich dieses Aufholen im Bereich der besseren Berufschancen nicht unbedingt wieder. Frauen arbeiten nach wie vor in Branchen die gering entlohnt sind; Beispielsweise liegt der Frauenanteil im Beruf Friseure/Friseurinnen bei 97 Prozent (Quelle Berufskarrieren in OÖ IBE 2012). Von den 143 weiblichen Lehrlingen im Jahr 2014 im Bezirk Eferding waren 18 im Lehrberuf Einzelhandel/Lebensmittelhandel, 17 im Lehrberuf Bürokauffrau und 10 im Lehrberuf Großhandelskauffrau tätig. Die Top 3 der gewählten Berufen machten ein Drittel der Gesamtlehren aus. Bei den Männern ist das Bild ähnlich: 42 Prozent waren in den Bereichen Metalltechnik, Kraftfahrzeugtechnik und in der Installations- und Gebäudetechnik tätig, mit dem Unterschied, dass die Entlohnung in diesen Berufsfeldern wesentlich besser ist. Auch so erklärt sich der bestehende Gehaltsunterschied. „Hier gilt es diese traditionellen Muster zu durchbrechen“ fordert Gottfried Hirz. „Denn auch wenn Frauen an den Universitäten und bei der Matura zahlenmäßig die Männer längst überholt haben, im Gehalt und beim Einkommen schlägt sich das derzeit noch nicht nieder“, so Hirz und weiter: „Viele wählen nach wie vor aus den immer gleichen drei Berufen aus: Frisörin, Einzelhandelskauffrau und Bürokauffrau. Hier fehlt es an Information über die vielfältigen Berufe. All das in Verbindung mit verkürzten Dienstzeiten aufgrund von fehlender Kinderbetreuung drückt das Durchschnittseinkommen massiv und trägt mitunter zum geringeren Einkommen bei.“
Die Ursachen für die immer noch eklatante Einkommensschere und deren Folgen für Frauen muss man systematisch betrachten: Geringere Entlohnung in häufig schlechter bezahlten Berufen, die hohe Teilzeitquote und der Ausfall von Gehaltssprüngen durch Karenzzeiten. All das wirkt sich in späteren Jahren auf die Pension aus. „Frauen sind daher später sehr viel häufiger von Altersarmut betroffen als Männer“, stellt Hirz fest. Zwischen Frauen- und Männerpensionen betrug die Differenz im Jahr 2013 ganze 524,79 Euro. Männer bekamen im Durchschnitt 1.358,85 Euro, Frauen nur 834,79 Euro.
Grüne OÖ präsentieren Leitfaden für erfolgreiche Gehaltsverhandlungen„Vor dem Gehaltszettel sind alle gleich“, unter diesem Motto haben die Grünen OÖ erneut einen Gehaltsverhandlungs-Leitfaden für Frauen herausgegeben. In einer kleinen, handlichen und sehr praktischen Broschüre finden sich nützliche Karrieretipps für einen Weg zu mehr Einkommensgerechtigkeit. 31 Seiten im Pocket-Format geben Anregungen und Hilfestellungen für mehr Gleichberechtigung beim Gehalt und Tipps für das Berufsleben.
Diese Antworten liefert der Leitfaden:
- Gehalt: Welche Schritte führen zum Verhandlungserfolg?
- Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Gehaltverhandeln?
- Wie hoch setze ich meine Forderungen an?
- Wie gehe ich mit Einwänden um?
- Was tun bei einer Absage?
- Welche Karrieretipps kann ich befolgen?
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