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Heimische Landwirtschaft fordert Chancengleichheit

Katharina Bocksleitner, 12.08.2025 13:33

EFERDING. Der Preisdruck durch Konkurrenzprodukte aus dem Ausland, die stark gestiegenen Produktionskosten in Anbau und Verarbeitung sowie der Wegfall notwendiger Pflanzenschutzmittel erschweren den Anbau österreichischer Ackerfrüchte. Die heimischen Landwirte, die österreichischen Jungbauern, der Verein „Wirtschaften am Land“ und die Firma efko warnen davor, dass viele regionale Lebensmittel bald aus den Supermarktregalen verschwinden könnten.

V. l.: Thomas Krahofer (efko), Robert Pichler (Wirtschaften am Land), Viktoria Hutter (Österreichischer Bauernbund) und Matthias Ecker sprechen über die momentane Situation beim heimischen Ackerbau. (Foto: Tips)

Robert Pichler, Obmann von „Wirtschaften am Land“, erklärt: „Wir verfügen in Österreich über eine nachhaltige, hochwertige Lebensmittelproduktion, die auch in Krisenzeiten eine hohe Versorgungssicherheit gewährleistet. Das ist nicht selbstverständlich.“ Damit das so bleibt, müsse der Konsument sich wieder bewusst für heimische Produkte entscheiden. Viele Handelsketten verwenden bei ihren Eigenmarken Konkurrenzprodukte aus dem Ausland, was den Konsumenten wegen fehlender Kennzeichnungspflicht oft nicht auffällt. Durch geringe Rentabilität werden viele landwirtschaftliche Flächen bereits nicht mehr bewirtschaftet. Aber auch wirtschaftliche, politische, Klima- und Umweltherausforderungen erschweren die Lebensmittelproduktion. „Konsumenten haben es selbst in der Hand, durch ihre Kaufentscheidung gezielt heimische Produkte zu fördern und so auch künftig die Produktion und damit Wertschöpfung sowie Arbeitsplätze in Österreich zu sichern.

Faire Rahmenbedingungen

efko-Geschäftsführer Thomas Krahofer fordert faire Rahmenbedingungen für alle - unter anderem durch eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung auch bei verarbeiteten Produkten: „Unser Anspruch bei efko ist, auch in Zukunft regionale Lebensmittel in höchster Qualität anzubieten - vom Feld bis ins Regal. Das gelingt nur, wenn Landwirtschaft, Verarbeitung, Handel, Politik und die Gesellschaft gemeinsam an einem Strang ziehen. Es braucht faire Preise entlang der gesamten Wertschöpfungskette und die Bereitschaft, für diese Qualität auch zu bezahlen. Nur so können wir sicherstellen, dass das Österreich-Regal auch in Zukunft gut gefüllt bleibt. Regionale Qualität hat ihren Preis.“ Zudem sei auch die Politik gefordert, indem sie für gleiche Rahmenbedingungen wie bei der Konkurrenz - beispielsweise bei den Lohnnebenkosten oder den Richtlinien für Pflanzenschutzmittel - sorgt. Denn „regionale Lebensmittel brauchen faire Rahmenbedingungen“, sagt Krahofer. Nur dann herrsche Chancengleichheit.

Versorgungssicherheit in Gefahr

Die Jugendsprecherin des österreichischen Bauernbundes, Viktoria Hutter, klagt vor allem den Wegfall wichtiger Pflanzenschutzmittel an: „Es kann nicht sein, dass Mittel ersatzlos aus dem Verkehr gezogen werden. Wir brauchen dringend moderne, effektive Pflanzenschutzmittel, die auch entsprechend geprüft sind. Denn gerade uns Jungbauern ist der Erhalt unserer Umwelt besonders wichtig. Unser Problem ist, dass die Zulassung neuer Mittel kompliziert und bürokratisch ist. Gleichzeitig fallen leider auch immer mehr alte Mittel weg. Dieser Entwicklung gilt es gegenzusteuern, andernfalls setzt sich der Rückgang bei vielen Ackerfrüchten ungebremst fort und zwar mit schwerwiegenden Folgen für unsere Versorgungssicherheit mit hochwertigen heimischen Lebensmitteln.“ Den Jungbauern fehlt die Planungssicherheit, um zu investieren. Die fehlenden Pflanzenschutzmittel bilden einen Wettbewerbsnachteil, der viele Hofübernehmer die Zukunftsperspektive koste. Die heimische Landwirtschaft könne durch Versorgungssicherheit für Unabhängigkeit sorgen, aber dazu brauche es praktikable Lösungen: „Schon jetzt sind etwa die Anbauflächen beim Raps, beim Rettich, bei Kirschen oder bei Kartoffeln massiv zurückgegangen. Gerade für uns junge Bäuerinnen und Bauern braucht es bessere Perspektiven, um unsere Flächen wirksam zu schützen und Betriebe wirtschaftlich zu führen.“ Um auf jene Kulturen hinzuweisen, bei denen ein besonders großer Pflanzenschutzmangel besteht, startet die österreichische Jungbauernschaft im Sommer eine neue Social-Media-Kampagne.

Bei den Landwirten herrscht Unsicherheit

Landwirt Matthias Ecker, auf dessen Hof das Pressegespräch stattfand, sagt: „Inzwischen ist das alles keine Warnung mehr, sondern bittere Realität.“ Es herrsche - vor allem bei den jungen Bauern, aber mittlerweile auch bei den erfahrenen Landwirten - große Unsicherheit, weil die Möglichkeiten fehlen und es keiner wagt, zu investieren. Er betont, dass die Landwirte gerne weiter in der Lebensmittelproduktion arbeiten wollen, das aber nur mit den richtigen Rahmenbedingungen möglich sei. „Es funktioniert nur, solange die Konsumenten auf regionale Produkte zurückgreifen.“


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