Asyl: "Es herrscht bei vielen große Verzweiflung"
ENNS/ST. FLORIAN. Das Thema Asyl lässt zur Zeit kaum einen kalt. Weltweit diskutiert man, wie man der Lage Herr werden kann. Tips fragte nach, wie es den Flüchtlingen in Enns und St. Florian geht und stellte fest, der Großteil wartet seit einem Jahr auf die Ersteinvernahme.
Seit September 2014 sind in der Ennser Dr. Renner-Straße Flüchtlinge untergebracht. Vorwiegend handelt es sich um junge Männer, aber auch drei Kinder sind darunter. Eine Frau bekam sogar ihr Baby während ihrer Zeit in Enns. Durchschnittlich seit einem Jahr sind die Syrer und Somalier bereits in Österreich, wie Flüchtlingsbetreuerin Marianne Lebschy von der Volkshilfe OÖ erzählt: „Bisher wurden erst drei Verfahren positiv erledigt und einer wartet gerade auf den Bescheid, der Rest wartet noch immer auf die Ersteinvernahme.“ Die Stimmung in der Unterkunft beschreibt sie als durchwachsen. „Einerseits sind sie sehr froh, weil die Bevölkerung sie sehr gut aufgenommen hat, andererseits macht sich auch große Verzweiflung bei vielen breit.“ Als Beispiel nennt sie einen jungen Syrer, der erstmals ohne Familie den muslimischen Fastenmonat Ramadan begehen muss (18. Juni - 16. Juli). Für Lebschy ist das Ganze oft keine einfache Situation, teilweise ermüdend: „Ich stehe in der Mitte, habe meist wenig Einsicht, woran es in den einzelnen Fällen hapert, habe aber gegenüber den Flüchtlingen viel Erklärungsbedarf.“Schlepper: „Europa wartet auf euch“Wie frustrierend die Situation für die Flüchtlinge sein muss, lässt sich aus den Ausführungen der Ennser Flüchtlingsbetreuerin erahnen, die aus Gesprächen mit den Betroffenen weiß: „Die Schlepper erzählen den Menschen, dass Europa auf sie wartet, sie als Arbeitskräfte gebraucht werden.“ Die Schlepper würden auch versprechen, dass sie sofort aufgenommen werden und die Familie ohne Probleme nachkommen kann. Daher herrsche oft Unverständnis unter den Asylwerbern für die aktuelle Situation: „Sie sind der Meinung, dass Österreich pro Flüchtling Geld, also Ausgleichszahlungen, bekommt.“Von Sprachkurs bis FußballturnierIn Enns war das Feedback und die Akzeptanz von Beginn weg positiv. Lebschy berichtet von sehr wenigen negativen Rückmeldungen, im Gegenteil. Immer wieder bekomme man Spenden, Freiwillige halten Deutschkurse und auch ein Benefizkonzert in der Zuckerfabrik wurde schon veranstaltet. Dazu brachte eine Einladung zu einem Volleyballspiel der Supervolley OÖ sowie einem Weihnachtsessen oder die Teilnahme einer eigenen Mannschaft bei einem Hobby-Fußballturnier Abwechslung in den oft tristen Alltag. „Wir erhalten tolle Unterstützung von der Bevölkerung“, bedankt sich Lebschy.Vier Flüchtlinge im StiftAm Tag vor Weihnachten 2014 nahm das Stift St. Florian über die Caritas vier syrische Flüchtlinge auf. Dechant Werner Grad ist der Ansprechpartner und Betreuer der Flüchtlinge: „Drei warten noch auf ihre Erstbefragung, einer hat diese schon vor Wochen gehabt, allerdings noch keine Antwort erhalten. Das ist ärgerlich.“ Die Gefühlslage beschreibt auch er als sehr schwierig und betont: „Wenn man mitkriegt, wie es den Familien in Syrien geht, wie gefährlich die Situation ist, kann man nur sagen: Die Flucht ist berechtigt.“ Die Verständigung mit den vier Männern erfolgt mittlerweile auf Deutsch. Die Gemeinde, die Pfarre sowie der Lions Club Linz-Land Athena ermöglichten ihnen einen dreimonatigen Deutschkurs am Wifi Linz. Im Moment helfen die Syrer tagsüber gelegentlich bei kleineren Arbeiten im Stift mit. Auch sonst bemüht man sich, ihnen etwas Abwechslung im grauen Alltag zu bieten. Die Katholische Männerbewegung lud sie zum Grillkurs ein und auch in Klassen der Landwirtschaftsschule (HLBLA) St. Florian waren sie schon zu Gast.
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