Wirte befürchten Aussterben der Stammtischkultur
ENNS/ENNSDORF. Seit Juni 2015 ist es beschlossene Sache: das Rauchverbot in der Gastronomie tritt ab 1. Mai 2018 in Kraft. Während die einen ihr Lokal bereits rauchfrei halten und durchaus positive Erfahrungen mit dieser Entscheidung gemacht haben, wittern andere das Ende der Gastronomie.
Kaum ein anderes Thema sorgte in den letzten zwei Jahren für so viel Gesprächsstoff, wie das generelle Rauchverbot in der Gastronomie. Petitionen wurden gestartet, Unterschriften gesammelt und so manch eine Partei griff die Thematik auf, um damit bei der Nationalratswahl auf Stimmenfang zu gehen. Und das aus gutem Grund: viele Wirte sehen die österreichische Gastronomie beziehungsweise die Stammtischkultur in Gefahr, wie etwa Gerhard Spitzer vom Gasthof Stöckler in Ennsdorf.
Bedürfnisse zufriedenstellen
„Mir geht es vor allem darum, die Bedürfnisse meiner Gäste zufrieden zu stellen, was ich aber nicht kann, wenn ich in meiner Entscheidungsfreiheit beschnitten werde“, so Spitzer. Deshalb sei auch die aktuelle Regelung – die Trennung von Raucher- und Nichtraucherbereich – eine durchaus annehmbare. „Mit einem Raucher- und einem Nichtraucherbereich, kann ich dem Wunsch des Gastes nachkommen. In einem Lokal, das zur Gänze rauchfrei sein muss, kann ich das nicht mehr.“
Das Ende der Stammtischkultur
Des Weiteren sieht sich Spitzer mit dem Untergang der österreichischen Stammtischkultur konfrontiert. „Eine Stammtischkultur, wie sie in Österreich existiert, gibt es sonst nirgendwo, weshalb die Gastronomie in anderen Ländern mit der Einführung des Rauchverbotes auch weiterhin ganz gut funktionieren mag. Bei uns würde die Stammtischkultur und somit auch viele Gasthäuser aussterben.“
Gute Erfahrungen
Für Wolfgang Brunner (Hotel zum goldenen Schiff) hingegen, stellt das nahende Rauchverbot keine Probleme dar: „Ich habe mich vor einem Jahr dazu entschlossen, in meinem Lokal schon vorzeitig ein Rauchverbot einzuführen. Dass das die richtige Entscheidung gewesen ist, bestätigt mir heute ein Blick auf meine Bilanzen.“ Zwar gebe es durchaus Gäste, die seither andere Lokale bevorzugen, genauso aber habe man neue Gäste gewonnen, die sich über die rauchfreien Räumlichkeiten freuen.
Leute reagieren sensibel
„Viele Leute reagieren mittlerweile so sensibel auf den Zigarettenrauch, dass sie sich selbst in den Gastgärten davon gestört fühlen. Ich denke, dass der Großteil der Gäste das generelle Rauchverbot in den Lokalen begrüßt“, zeigt sich Brunner überzeugt.
„Fast“ einheitlicher Tenor
Eher weniger begrüßt wird das generelle Rauchverbot aber von 75 Prozent der Gastronomen. Von 20 befragten Wirten aus der Region, lehnen 15 das generelle Rauchverbot ab. So etwa Edith Schörghuber vom Kleinen Beisl zum Gü: „Wir sind gegen das Rauchverbot. Jeder Gastronom sollte selbst entscheiden, ob er ein Raucher- oder Nichtraucherlokal betreiben will.“
Der rote Faden
Vor allem die Entscheidungsfreiheit zieht sich wie ein roter Faden durch die Antworten der Befragten. Doch es gibt auch Ausnahmen, wie etwa Charly Wendtner vom Rapidwirt in Ennsdorf: „Ich warte schon sehnsüchtig und freue mich daher schon auf den 1. Mai 2018, wenn das generelle Rauchverbot in der Gastronomie beginnt. Weil an diesem führt kein Weg vorbei.“
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24.10.2017 07:06
Hilfe! Ich verhungere hier in Kalifornien weil ALLE Restaurants und Gasthäuser zugesperrt haben seitdem man vor Jahren das generelle Rauchverbot eingeführt hat!
23.10.2017 16:29
Kopfschütteln über Wirte
Die Wirtshauskultur in Österreich fußt auf Rauch? Interessante Behauptung! Die Wirte sollten sich bei der Rauchfrage schlicht und einfach heraushalten - es ist nicht ihre Sache, sondern die Lungen der Gäste und Angestellten.