Frauenwohnung in Enns schützt Frauen in Problemlagen und Gewaltsituationen
ENNS. Der Ennser Gemeinderat beschloss im Juni einstimmig die Anmietung einer Frauenwohnung in Enns, in der von Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder einen Rückzugsort finden.
Die Wohnung, deren Adresse geheim gehalten wird, wird vom Verein Wohnplattform angemietet und steht derzeit in Fertigstellung. Die Vergabe und Begleitung erfolgt nach Einstiegsgesprächen über das Frauennetzwerk Linz-Land. Betroffene Frauen können die Wohnung mit ihren Kindern, nicht jedoch mit Partnern oder Freunden, für sechs Monate benützen. Die Dauer kann bei Bedarf auf maximal neun Monate verlängert werden. Finanziert wird die Wohnung von der Stadt Enns. Die Bewohnerinnen haben einen Kostenbeitrag zu leisten.
Keine Notschlafstelle
Die Frauenwohnung kann aus verschiedenen Gründen in Anspruch genommen werden. „Neben belastenden häuslichen Situationen oder auch allgemeinen belastenden Situationen helfen wir Frauen bei unterschiedlichen Problemlagen. In einer akuten Gewaltsituation, wo eine aktive Einbindung der Polizei notwendig ist, raten wir, sich wie bisher an ein Frauenhaus zu wenden“, erklärt Christine Baumgartner, die Geschäftsführerin des Frauennetzwerks Linz-Land. Von einem Suchtproblem oder Obdachlosigkeit betroffene Frauen werden ebenfalls nicht aufgenommen, die Frauenwohnung ist keine Notschlafstelle.
Über 530 Frauen beraten
Anfragen bekommt das Frauennetzwerk Linz-Land sehr viele – hauptsächlich aus dem Bezirk Linz-Land, aber auch aus dem niederösterreichischen Westwinkel. Über 530 Frauen wurden heuer schon in mehr als 600 Gesprächen persönlich beraten, und die Zahl der Anfragen steigt weiter an. „Das liegt sicher auch an der Corona-Krise, denn man konnte sich ja nicht so leicht aus dem Weg gehen. Auch sind viele Frauen finanziell – durch verschiedene Umstände wie zum Beispiel die Kurzarbeit – belastet“, sagt Baumgartner.
Forderung nach Frauenhaus
Trotzdem sei es immer noch eine große Hürde für Frauen, die sich in einer Gewaltsituation befinden, in Beratungsstellen zu kommen, Hilfe anzunehmen oder Anzeige zu erstatten. Einen Grund dafür sieht Baumgartner darin, dass es im Bezirk Linz-Land kein Frauenhaus gibt. „Betroffene Frauen sind somit gezwungen, nach Linz, Wels oder Steyr zu gehen, was für manche auch aufgrund der Kinder zu weit ist“, sagt sie. Baumgartner fordert daher ein Frauenhaus im Bezirk Linz-Land. Um die steigenden Anforderungen zu bewältigen und mehr Fördermittel bzw. Personal zu bekommen, will Obfrau Edith Jochinger das Frauennetzwerk Linz-Land außerdem zu einer Frauenservicestelle erweitern. Dafür hat sie eine Anfrage an Frauen-Bundesministerin Susanne Raab (ÖVP) gestellt.
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