92-jähriger Ennser berichtete über seine Erfahrungen in der NS-Zeit
ENNS. Das Mauthausenkomitee Enns veranstaltete ein Erzählcafé im Pfarrsaal Enns-St. Laurenz.
Als 16-Jähriger war Gerhard Danninger Anfang Mai 1945 als Soldat in Berlin und erfuhr beiläufig von einem SS-Offizier, dass Hitler tot sei. Das war das Ende seiner Jugendgeschichte, die er beim Erzählcafé des Mauthausenkomitee vergangene Woche berichtete. Knapp 80 interessierte Besucher lauschten gespannt seinen Erzählungen. Er berichtete, wie perfide das Nazi-Regime es geschafft hatte, Ennser Jugendliche in seinen Bann zu ziehen, mit der Belohnung durch die HJ-Uniform mit Cordhose, Überwurf und Dolch, militärischen Übungen und gemeinsamem Liedersingen im Wochenendzeltlager. Es war unmöglich, diesem System zu widerstehen, das mit Angst und Belohnung agierte: So musste z.B. bei den Gruppentreffen erzählt werden, was die Eltern so zuhause vom Regime hielten.
Prägend für Leben als Antifaschist
Als Strafe für Jugendstreiche musste Danninger die HJ verlassen und als 14-jähriger Kurier Dokumente nach Tschechien bringen. Als er sich auch da Freiheiten herausnahm, wurde er zum Kriegsdienst eingezogen, erlebte die Bombardierung Dresdens und wurde anschließend Kriegsgefangener. Bewundernswert wie detailreich Gerhard Danninger als heute 92-Jähriger diese bewegenden Jahre noch in Erinnerung hat und wie diese Erfahrungen sein späteres Leben als Antifaschist geprägt haben. Die Wiese am Eichberg wird für ihn dabei immer ein Symbol sein: Das war der Ort, wo die Nazis mystische Fackelabende veranstalteten und zu Kriegsende Widerstandskämpfer und Deserteure erschossen. Wenn es ältere Ennser gibt, die ebenfalls als Erzählende einen Nachmittag gestalten möchten: Das Mauthausenkomitee freut sich über Kontaktaufnahme unter enns@mkoe.at oder bei Gabriele Käferböck unter 0699/10190436.
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