
LINZ-LAND. Das Land Oberösterreich will in Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen die Lollipoptests weiter ausbauen, um für größtmögliche Sicherheit und Gesundheit zu sorgen. Zweimal die Woche soll das ab nächster Woche in den Einrichtungen möglich sein, wenn die Eltern einwilligen. Tips hat sich umgehört, wie das Programm aufgenommen wird.
Bereits über 400 Kindergärten in Oberösterreich nehmen an den wöchentlichen Lollipop-Antigentestungen teil. Manche bereits seit Beginn des Kindergartenjahres. Viele weitere holen derzeit die Einverständniserklärungen bei den Eltern ein. Denn ab nächster Woche sollen freiwillige Tests zweimal die Woche durchgeführt werden. „Wir machen das bereits seit Herbst einmal die Woche und werden das jetzt auf zweimal erhöhen“, berichtet Claudia Waldhäusl, Kindergartenleiterin aus Niederneukirchen. Rund die Hälfte der Kinder macht mit. „Es ist aber schon eine große Herausforderung. Einfacher wäre es aber, wenn die Eltern ihre Kinder zuhause testen könnten. Es ist ja freiwillig, also hätte ich da schon Vertrauen, dass das daheim gut funktioniert.“
Weitere Kindergärten steigen nun ins Testprogramm ein
Ab nächster Woche wird das Testprogramm auch in den Ennser Kindergärten ausgerollt. Im Kindergarten Mosaik hat bereits ein Drittel der Eltern die Einverständniserklärung dafür abgegeben. „Die Tests sind bestellt und ab nächster Woche geht es dann los“, verrät Petra Ziegler, Leiterin des Kindergartens. Auch im Kindergarten in Asten würde man gerne an den Testungen teilnehmen. Aufgrund der aktuellen Personalsituation sei das aber unmöglich, erklärt die Leiterin Birgit Kitzmüller. „Wir müssten das im Haus machen und haben derzeit fünf Leute in Quarantäne. Seit November sind wir permanent unterbesetzt. Wir sind einfach am Limit. Ich wüsste nicht, wie wir das Testen machen sollen“, so Kitzmüller im Tips-Gespräch.
Verwaltungsaufgaben durch Covid-19 nehmen massiv zu
Über das Wochenende war die Kindergartenleiterin damit beschäftigt, zahlreiche Eltern zu kontaktieren, deren Kinder Kontakt hatten zu positiv Getesteten. Täglich kommen wieder weitere Kinder dazu, die in Quarantäne geschickt werden müssen, eine Gruppe musste jetzt komplett geschlossen werden. „Die Verwaltungsaufgaben durch Covid-19 nehmen Ausmaße an, die kann sich keiner vorstellen. Wir sind seit Beginn der Pandemie brave Dienerinnen, aber wenn uns auch mal die Hutschnur reißt, dann geht nichts mehr. Ich frage mich, wie lange wir das System noch aufrecht halten können“, bedauert Kitzmüller.
Forderung nach Tests für zu Hause
Die Elementarpädagogin steht den Lollipop-Testungen grundsätzlich sehr positiv gegenüber: „Wenn es eine andere Lösung geben würde und die Eltern das zu Hause machen könnten, wäre ich sehr dafür. Aber momentan bekommen wir es einfach nicht hin. Es gibt ständig Kinder, die positiv getestet sind und es sitzen auch sicher noch einige bei uns in den Gruppen. Wir haben fast täglich neue Ausfälle, auch bei den geimpften Kolleginnen“, so die Kindergartenleiterin. Inzwischen gibt es auch Pädagoginnen, die sich überlegen, sich umschulen zu lassen. „Wir machen das alle gerne, aber wo bleibt da die qualitative Kinderbetreuung? Die Eltern sind oft verärgert und ich versteh das auch. Und auch die Kinder sind durcheinander, wir müssen auch auf sie schauen.“
AK-Studie bestätigt ernste Lage in der Kinderbetreuung
Wie dramatisch derzeit die Situation in den Kinderbetreuungseinrichtungen ist, bestätigt auch eine aktuelle Studie der Arbeiterkammer Oberösterreich. Nicht einmal zwei von zehn Beschäftigten haben laut einer Umfrage ausreichend Zeit, um Bildungsaufgaben umzusetzen oder um auf die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Kinder einzugehen. Stress und Überforderung, hervorgerufen durch das hohe Maß an Verantwortung unter den derzeit schlechten Rahmenbedingungen, würden zu psychischen Belastungen führen. Beinahe die Hälfte der Beschäftigten gibt an, dass es schwierig sei, die Aufsichtspflicht einzuhalten. „Was droht, ist ein Systemversagen auf Kosten unserer Kinder. Die Einrichtungen sind keine Aufbewahrungsstätten, es handelt sich um professionelle Einrichtungen, in denen der Grundstein der Bildung unserer Kinder gelegt werden soll“, kritisiert AK-Präsident Andreas Stangl. Neun von zehn Beschäftigten sehen ihren Beruf grundsätzlich aber als sinnstiftend an. Allerdings fühlt sich mehr als ein Drittel emotional erschöpft und kann es sich nicht vorstellen, den Beruf überhaupt bis zur Pension auszuüben. Gefordert werden deshalb kleinere Gruppen, mehr Personal und ein funktionierendes Corona-Sicherheitskonzept mit flächendeckenden Maßnahmen, das auch überall durchführbar ist.