ST. VALENTIN. Im Geschichtlichen Museum der Stadt St. Valentin wird ein Stein aufbewahrt, der eine germanische Runeninschrift trägt. Die Wissenschaft ist sich nicht einig, ob diese Inschrift authentisch oder eine Fälschung ist.
In Zusammenarbeit mit dem Geschichtlichen Museum der Stadt St. Valentin versucht der Historiker Michael Mühlberghuber dem Rätsel des Steins von Rubring auf die Spur zu kommen.
Der Stein aus Rhätkalkstein ist etwa handtellergroß und trägt eine germanische Runeninschrift. Den Rand des Steins bildet ein etwa fingerdicker Wulst. Dieser besteht aus versteinertem Tierkot. Ein Drittel des Objekts ist abgebrochen und verschollen.
Würde sich dieser Fund als authentisch erweisen, dann wäre das eine Sensation: Es wäre der einzige germanische Runenstein Österreichs.
Ungenaue Fundgeschichte
Mitte der 40er-Jahre hatten zwei Hauptschüler den Stein in einem Bombentrichter in einer Schotterbank der Enns in Rubring gefunden. Sie übergaben ihn ihrer Lehrerin Elisabeth Schmalbaug. Diese sandte den Stein an ihren Bruder Pater Raynald Schmalbaug, der den Fund 1955 an das Niederösterreichische Landesmuseum verkaufte. Dieses wiederum überlies ihn dem Museum in St. Valentin als Dauerleihgabe.
Aus Sicht der Wissenschaft gibt es Hinweise, die auf eine Fälschung schließen lassen und Hinweise, die auf eine Authentizität schließen lassen. Der Runenexperte Robert Nedoma von der Universität Wien neigt eher zur Ansicht, es handle sich um eine Fälschung.
Fälschung oder echt?
Für eine Fälschung spricht etwa, dass die Ritzungen zu deutlich erkennbar sind. Immerhin muss der Stein über 1.300 Jahre im Wasser gelegen sein. Allerdings könnte er auch in einem Gefäß gelegen sein, erklärt Mühlberghuber.
Es gibt auch runologische Bedenken, da die Runen von ungeübter Hand geritzt wurden und keine Deutung erlauben. Das wiederum könnte laut Mühlberghuber aber auch dafür sprechen, dass die Inschrift echt ist, da sie nicht – wie bekannte Fälschungen – von einem in den 30er- und 40er-Jahren kursierenden Runenbuch abgezeichnet wurde.
„Für die Echtheit spricht, dass sich – im Gegensatz zur Bruchstelle – auf den Ritzungen bereits Kristalle gebildet hatten. Dies beweist zumindest, dass die Inschrift schon vor der Beschädigung vorhanden war“, erklärt Mühlberghuber. „Auch für die Echtheit spricht das sehr spezielle Material: Der wulstförmige Rand besteht aus einem Fossil, dem zu allen Zeiten besondere Heil- und Abwehrwirkung nachgesagt wurde, wenngleich die Funktion in diesem Fall nicht klar erkennbar ist.“
Und schließlich deutet auch der Ortsname Rubring für Mühlberghuber in Richtung Echtheit, da dies ein bairischer und damit germanischer Name ist.
Aufruf an Zeitzeugen
Da zu den Kriterien, die für eine Fälschung sprechen, die nebulöse Fundgeschichte zählt, startet Michael Mühlberghuber einen Aufruf, um Licht in die Fundgeschichte zu bringen.
Mühlberghuber sucht nach den damaligen Hauptschülern, die den Stein gefunden hatten, so diese noch am Leben sind. Vielleicht gibt es andere Zeitzeugen, die sich an den Fund des Steines erinnern können. Möglicherweise haben die Finder den Stein im Freundeskreis hergezeigt oder im Verwandtenkreis davon erzählt. Wer Hinweise zu der Fundgeschichte beitragen kann, möge sich melden.
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