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Leserartikel Wolfgang Simlinger, 10.10.2023 07:30

ENNS. Seit einem halben Jahr gibt es eine Bürgerinitiative, die sich zum Ziel gesetzt hat, die älteste Stadt Österreichs energieautark zu machen. Bürger, die selber seit Jahren in erneuerbaren Energie privat investiert haben, haben ein Manko erkannt: Vielen Leuten sind die teils erheblichen Investitionen und Risiken zu hoch und sie scheuen die verstärkte Nutzung von erneuerbaren Energien.

Gruppenfoto (Foto: Tamara Voglsam-Hödl)
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Gestiegene Energiekosten, aber auch ein zunehmendes Umweltbewusstsein führen dazu, dass sich immer mehr Menschen Gedanken über die zukünftige Energieversorgung machen. Der Fokus liegt einerseits auf der vernünftigen Nutzung der Ressourcen, anderseits auch im Streben nach autarker Energieversorgung.

Nachhaltiges Wohngebäude

Ein Haus ohne Beton, das nur mit regionalen und nachwachsenden Materialien gedämmt wird diese Idee ließ Familie Pfleger nicht mehr los. Anfang des Jahres wurde das Haus errichtet, welches auf Schraubfundamenten steht und Kleintieren unter der Bodenplatte Unterschlupf bietet. Das in Holzbauweise errichtete Gebäude wird mit Stroh gedämmt und ist innen mit Lehm verputzt. Die Außenfassade ist aus Lärchenholz. Geheizt wird mit einem lehmverputzten Holzofen, der über einen Pufferspeicher die Wärme im Haus verteilt. Die Stromversorgung erfolgt über eine Photovoltaikanlage.

Beispiel am Altstadthaus

Stromgewinnung aus Sonnenenergie ist für viele ein Weg, um in Zukunft energieautark zu sein. Die Grundfesten des Färberhauses in der Ennser Innenstadt stammen aus dem 16. Jahrhundert. Eine Wärmedämmung der Außenfassade ist aufgrund des Denkmalschutzes nicht möglich. Im Obergeschoß wurden neue Kastenfenster aus Kiefernholz eingebaut und die obere Geschoßdecke mit einer Zellulosedecke gedämmt. Die Beheizung des Altstadthauses mit 400 Quadratmeter Wohnfläche erfolgt über eine 35 Kilowatt-Pelletheizung mit einem 1.000 Liter-Pufferspeicher. In den Sommermonaten wird das Wasser fast ausschließlich solar erwärmt. Eine Photovoltaikanlage liefert im Jahr zwischen sechs und sieben Megawattstunden Energie. „Die oftmals genannten Schwierigkeiten mit dem Denkmalschutz traten bei uns in keiner Phase der Sanierung auf. Auch der Umgang mit Photovoltaikanlagen auf Dächern denkmalgeschützter Gebäude in Enns hat sich bei den Konservatoren verändert. Als Hausbesitzer eines denkmalgeschützten Althauses waren wir sehr gefordert, um es nach baubiologischen und energieeffizienten Kriterien zu sanieren. Es war sehr viel Eigeninitiative und Durchhaltevermögen von uns gefragt“, erklärt Hannes Hohensinner. Die Planung, und Umsetzung war nur mit fachlicher Unterstützung eines erfahrenen Architekten zu bewerkstelligen. Derartige Beispiele sollen Mut machen, in nachhaltige Energieversorgung zu investieren.

Fernwärme und Solarparks

Weiters spricht die Bürgerinitiative intensiv mit dem Fernwärmeanbieter KELAG, um möglichst viele Bürger von der Nutzung der Fernwärme zu überzeugen. Der Ausbau der Fernwärme in Enns wird aktuell vorangetrieben, fast alle stadteigenen Gebäude und das Schloss Ennsegg werden in Zukunft mit Fernwärme versorgt. Mit Investoren, die in Solarparks investieren werden, ist die Gruppe bereits im Gespräch, um einer Vielzahl von Bürgern, die persönlich nicht in Solarenergie investieren wollen oder können, die Möglichkeit zu bieten, kostengünstig lokale, erneuerbare Energien zu nutzen.

Durch die aktuelle Förderung in Österreich ist die regionale Energiegemeinschaft äußerst interessant. Man ist befreit von der Elektrizitätsabgabe und profitiert von einem reduzierten Netznutzungsentgelt, da man regional produziert und verbraucht. Im Bunde mit einigen Nachbargemeinden will man sich austauschen, um in Enns eine „Erneuerbare Energiegemeinschaft“ zu gründen. Das Ziel der EEG ist gemeinnützig, alle Mitglieder verfolgen ihre Ziele ehrenamtlich, wollen die CO2 Belastung reduzieren und Enns energieautark machen. Die überparteiliche Gruppe setzt dabei auf direkte Kommunikation zu den Bürgern und intensive Zusammenarbeit mit der Gemeinde. So sind die Klimakoordinatorin und der Klimareferent dauerhaft eingebunden. Nach der Aufklärung geht es nun in handfeste Projekte, welche die CO2 Belastung durch starken regionalen Energieverbund reduzieren wird. Ende November ist eine größere Informationsveranstaltung geplant. Die Kommunikation der Gruppe erfolgt über eine eigene Facebook-Gruppe mit dem Namen „E^3 Energie Effizienz Enns“.


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