ST. PANTALEON-ERLA. Der Biolandwirt Hannes Preitfellner ist der einzige Landwirt Österreichs, der einen Farming-GT-Hackroboter zum Aushacken des Unkrauts benützt.
Im Ortsteil Engelberg führt Hannes Preitfellner (40) mit seiner Familie eine Biolandwirtschaft, die vor allem auf Tee- und Küchenkräuter spezialisiert ist. Aber auch die „Königin der Ackerfrüchte“, die Zuckerrübe, wächst auf seinen Feldern. Zum Unkrautjäten im Rübenfeld nützt Preitfellner einen Farming-GT-Hackroboter, der mit gefinkelter künstlicher Intelligenz ausgestattet ist. Der Roboter weiß bereits, was eine Zuckerrübe ist und was Unkraut und wie eine Reihe aussieht. Preitfellner zeigt ihm die Feldgrenzen des Rübenfeldes. Über Kameras erkennt der Roboter, welche Pflanzen entfernt gehören und wo die Reihe verläuft. Sobald der Farming GT alles gelernt hat, fährt er selbstständig die Reihen ab, kappt alle Unkräuter und lässt die Rüben unbeschadet.
Steuerung übers Smartphone
Hannes Preitfellner kann über das Smartphone kontrollieren, ob der Roboter seine Arbeit gut macht. Dazu muss er nicht einmal in der Nähe sein. Nur wenn der Roboter auf ein Hindernis stoßen sollte und sich automatisch ausschaltet, muss ihn Preitfellner direkt wieder einschalten. Betrieben wird der Roboter mit einer Batterie.
Der Farming GT wurde von der Firma Farming Revolution hergestellt und befindet sich noch in der Testphase. Das Projekt betreibt Preitfellner gemeinsam mit dem Josephinum in Wieselburg und der Firma Sonnentor, dem größten Abnehmer seiner Kräuter. Bei Rüben hat sich der Farming GT im Jahr 2022 schon bewährt. Als Nächstes soll er auf die Kräuter trainiert werden. Dafür zeigt ihm Preitfellner die Kräuterkulturen und der Roboter sammelt neue Daten.
Prototyp
Noch ist der Farming GT ein Prototyp, der mit jedem Einsatz verbessert wird. Insbesondere an der Verbesserung der Software wird gearbeitet. Aber Preitfellner ist sicher, dass – sobald der Roboter serienreif und zu einem erschwinglichen Preis erhältlich ist – viele Landwirte solche Geräte einsetzen werden. Er rechnet, dass man bis zum Jahr 2030 viele solcher Roboter auf den Feldern sehen wird.
Beeren und Kräuter
Hannes Preitfellner hat die Landwirtschaft im Jahr 2010 übernommen und von Schweinemast auf Biokräuteranbau umgestellt. Zuvor hatte er den Beerengarten aufgebaut: Gerade steht die Kiwi- und Traubenernte bevor.
Doch seine Leidenschaft gilt den Kräutern. In diesem Jahr hat Preitfellner sechs Kräuter auf seinen Feldern stehen: Melisse, Salbei, Brennnessel, Liebstöckel, Petersilie und Malve. Diese werden mit einem umgebauten Heulader geerntet und in einer modernen Trocknungsanlage schonend getrocknet. Betritt man die Trocknungsanlage, riecht man derzeit den Duft der Melisse, die gerade bei 40 Grad trocknet. Die Trocknungsanlage funktioniert mit einer Wärmepumpe – einem sogenannten Luftentfeuchter. Um festzustellen, ob der Trocknungsgrad perfekt ist, hat Preitfellner zwei sehr gute Sensoren: seine Hände. An den Stängeln erkennt er, wie gut die Kräuter trocken sind.
Nach dem Trocknen werden die Kräuter in große Säcke gepackt und an die Abnehmer, wie Sonnentor, übergeben. Dort werden dann die Blätter nach Größe sortiert, die Stängel entfernt und schließlich verkaufsfertig verpackt. Preitfellner produziert zwischen 20 und 30 Tonnen Kräuter pro Jahr.
Die trockenen Sommer und die Unwetter, die im Zuge der Klimakrise häufiger werden, bereiten Preitfellner Schwierigkeiten. So wird Bewässerung womöglich bald ein Thema.
Wie Preitfellner, der Wirtschaftswissenschaften studiert hat, zu seinen Projekten kommt, erklärt er so: „Der Ackerbau ist ein Saisongeschäft von März bis November. Im Winter habe ich viel Zeit und da komme ich auf blöde Ideen.“ In der Praxis zeigt sich dann, dass die Ideen alles andere als blöd sind. Derzeit tüftelt er an Möglichkeiten der Bewässerung, aber auch einer Indoorproduktion.
„Early Adopter“
Auch wenn Preitfellner der Erste ist, der einen Farming GT einsetzt, sieht er sich nicht als Pionier: „Ich bin gut im Recherchieren und Entdecken, was andere bereits umgesetzt haben. Ich bin mehr ein ,Early Adopter‘.“ Das ist ein Mensch, der Dinge einsetzt, die ganz neu am Markt und mitunter noch nicht ganz ausgereift sind.
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