ENNS. Die gotische Stadtpfarrkirche St. Marien ist immer wieder Anziehungspunkt für Kunstinteressierte. Die Fenster der Apsis wurden von Markus Prachensky, einem zeitgenössischen Künstler, gestaltet und sorgen manchmal für Kritik.
Stadtführer Alfred Hudec war erstaunt, als eines Tages eine Gruppe Touristen in der Kirche auftauchte. Nicht die gotische Wallseer-Kapelle stand in ihrem Interesse, es waren die modernen Fenster der Apsis, die sie betrachteten und fotografierten. Im Gespräch mit ihnen erfuhr Hudec, dass unter den Besuchern auch Schüler von Markus Prachensky waren, die extra nach Enns gekommen waren, um die Fenster zu sehen. Die Kirchenfenster mit ihren großflächigen Ornamenten unterscheiden sich grundlegend von den kleinteiligen gotischen Fenstern und sorgen auch immer wieder für Kritik. „Die Fenster sind ein Verbrechen an der Kirche“, soll einmal ein Besucher gerufen haben. Andere Besucher sehen in den modernen Elementen „Fenster der Liebe“. In den 1970er Jahren stand die Renovierung der 1911 eingesetzten Fenster an.
Restaurierung der Apsis
Die hohen Renovierungskosten führten damals zur Entscheidung, einen Künstlerwettbewerb mit dem Thema „Der Sonnengesang des heiligen Franziskus“ auszuschreiben. Der Entwurf von Markus Prachensky gewann den Wettbewerb und 1975 wurden die neuen Fenster eingesetzt. Der Künstler wurde 1932 in Innsbruck geboren und studierte Architektur und Malerei in Wien. Er lebte später in Paris und Wien, hatte auch ein Atelier in Stuttgart und unternahm viele Reisen. „Rot – das ist Feuer, Liebe. Es gibt kein Bild ohne Rot. Auf Rot baue ich auf“, war eine der wichtigsten Aussagen des Künstlers, die sich auch in der Gestaltung der Fenster widerspiegelt. „Ich war damals im Pfarrgemeinderat. Zusammen mit dem Pfarrer entwickelten wir eine Strategie, wie wir den Bürgern die neuen Fenster erklären konnten“, so Hudec. Dadurch gab es letztlich nicht allzu viele negative Stimmen. Besucher, die sich die Kirchenfenster zu verschiedenen Tageszeiten ansahen, erkannten bald die Schönheit und Stärke dieser Fenster, die mittlerweile zum Anziehungspunkt für Kunstinteressierte geworden sind.
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