KRONSTORF. Eine besondere Beobachtung machten die Ornithologen Martin Brader und Gottfried Pilz. Bei der Wasservogelzählung im Jänner entdeckten sie einen seltenen Gelbschnabeltaucher.
Der Gelbschnabeltaucher ist der „Riese“ unter den Seetauchern und erreicht fast einen Meter Körperlänge und eine Flügelspannweite bis zu 1,5 Meter. Der massige, dolchförmige Schnabel ist bei Jungvögeln an der Spitze gelblich gefärbt. Die Vögel brüten im arktischen Sibirien und im Norden Nordamerikas. In Europa überwintern sie überwiegend an den Küsten Nordskandinaviens. Nach Mitteleuropa gelangen sie nur als seltene Wintergäste. Wie alle Seetaucher sind sie extrem an das Leben im Wasser angepasst. Sie ernähren sich von Fischen, die sie auf ausgedehnten Tauchgängen erbeuten. Dabei können sie bis zu 8 Minuten unter Wasser bleiben und fast 75 Meter tief tauchen. Die großen Vögel können vom festen Boden nicht auffliegen und brauchen auch am Wasser lange Anlaufstrecken. Bis auf eine Ausnahme wurden in Österreich einjährige Jungvögel nachgewiesen, die an der fahl braunen Oberseite mit dem sauberen Wellenmuster erkennbar sind.
Bedeutung der Stauseen
Bei Anerkennung durch die Avifaunistische Kommission von BirdLife Österreich handelt es sich dabei um den zehnten Nachweis für Österreich. Die Kommission setzt sich derzeit aus acht ehrenamtlichen Mitgliedern zusammen, deren Aufgabe die Sammlung und Auswertung von Beobachtungen seltener Vogelarten in Österreich ist. Die Ergebnisse werden in der Zeitschrift “Egretta“ veröffentlicht. Seit vielen Jahren wird im Jänner die „Mittwinterzählung“ veranstaltet, die in Oberösterreich von Martin Brader koordiniert wird. Gezählt wird an den großen Flüssen und Seen, sowie an diversen kleineren Gewässern. An der Enns wurden dabei in den letzten Wintern über 4000 Enten, Schwäne, Blässhühner, Taucher, Möwen und viele andere Wasservögel registriert. Gelbschnabeltaucher konnten bislang in Wien, Ober- und Niederösterreich, der Steiermark und Kärnten nachgewiesen werden. Martin Brader entdeckte seinen ersten Gelbschnabeltaucher bereits 1995 unterhalb des Kraftwerks Staning. Die jüngste Beobachtung ist ein weiterer Beleg für die Bedeutung der Ennsstauseen für durchziehende und überwinternde Wasservögel.
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