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Von Enns nach Baku: Theresa Öllinger vertritt Österreichs Jugend auf der COP 29

Maya Lauren Matschek, 03.12.2024 17:00

ENNS/BAKU. Die gebürtige Ennserin Theresa Öllinger vertrat dieses Jahr als eine von vier Jugend-Delegierten bei der 29. internationalen Klimakonferenz (Cop 29) in Baku, Aserbaidschan, die Stimme der Jugend in Österreich. Beiträge aus ihrem Heimatland empfand sie größtenteils als ambitioniert, trotzdem sei die nächste Cop 2025 in Brasilien für sie und viele andere „der große Hoffnungsträger“.

  1 / 2   Die zwei diesjährigen Junior-Jugend-Delegierten Sigrid Karl und Theresa Öllinger (v.l.). (Foto: CliMates Austria)

Exakt 197 Länder und die Europäische Union (EU) verhandelten heuer auf der 29. Internationalen Klimakonferenz globale Klimaziele (unter anderen die Ziele des Pariser Klimaabkommens), die Finanzierung von Verlusten und Schäden durch die Krise für Entwicklungsländer (Klimafinanzierungsziel) und Möglichkeiten, wie man Emissionen reduzieren könnte (Mitigation).

Jugend-Delegierte aus Enns

Theresa Öllinger ist eine der vier Jugend-Delegierten für Österreich und engagiert sich besonders seit der Maturaklasse für Klimaschutz, „da war die 'Fridays for Future' Bewegung grad so richtig in Aufschwung.“ Und: „Das Bewusstsein dafür habe ich aber schon immer gehabt“, so die heute 23-Jährige, die sich, seit sie fünf Jahre alt ist, vegetarisch ernährt.

Eigenen Klimastreik organisiert

„'Fridays for Future' riefen vor circa fünf Jahren zu so kleineren Aktionen in einzelnen Gemeinden auf, und da organisierte ich und ein Team aus ungefähr sechs Leuten so einen Protest in Enns - am Nachmittag“, erzählt Öllinger. Sie verteilten Kundgebungen in der Schule, beim Streik seien auch Lehrer dabei gewesen.

Umweltsystemwissenschafts-Studium und Praktikum im Außenministerium

Das Jugend-Delegierten-Programm kennt die junge Aktivistin seit ihrem Studium in Umweltsystemwissenschaften an der Uni in Graz. Mittlerweile hat sie den Bachelor und bewarb sich dieses Jahr schriftlich und in Form eines Videos oder Audios als Jugend-Delegierte für die COP 29. „Danach werden einige Bewerber zu einem Assesment Center eingeladen. Bei diesem Termin wird auch die Teamfähigkeit geprüft.“ Diese Eigenschaft und „wahrscheinlich auch der Fakt, dass ich in diesem Bereich gearbeitet habe“, dürften Gründe gewesen sein, warum BMK und die CliMates sich für Öllinger entschieden haben, die zuvor ein Praktikum im Bereich Klima- und Energiediplomatie im Außenministerium absolviert hat.

Erste Eindrücke bei der Ankunft

Ihre ersten Eindrücke bei der Ankunft in Baku: „Das Konferenzgelände waren Zelte in einem Olympiastadion. Da haben wir dann tagelang kein Tageslicht gesehen. Das war eher ungemütlich.“ Aber: „Die Atmosphäre ist schon cool. Man sieht Menschen von der ganzen Welt, die über das Klima reden wollen. Auch von Inselstaaten, teilweise indigene Bevölkerungsgruppen und verschiedene Aktivisten waren dabei, um so viele verschiedene Aspekte wie möglich in die Verhandlungen miteinzubringen.“

Kernforderungen und Vorschläge an Verhandelnde

Gemeinsam mit anderen jungen Menschen, beziehungsweise Jugend-Delegierten aus Europa und der Welt arbeitete die 23-Jährige an Vorschlägen, um diese direkt an die Verhandelnden weiterzugeben. Sie verfolgte die Diskussionen, analysierte neue Textentwürfe und brachte die Perspektiven der Jugend ein. „Es ist wichtig, dass unsere Stimme gehört wird, schließlich sind wir es, die mit den Folgen dieser Entscheidungen leben müssen“, betont sie.

Die Kernforderungen seien bei internationalen Jugend-Delegierten die gleichen: „Zum einen der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und zum anderen gerechte Klimafinanzierungshilfen für die Länder, die am stärksten betroffen sind“, erläutert Öllinger.

300 Milliarden Dollar für Entwicklungsländer

Als Klimafinanzierungsziel einigten sich die Industrieländer darauf, bis 2035 jährlich mindestens 300 Milliarden Dollar für den globalen Süden bereitzustellen. Das entspricht in Österreich einer Verdreifachung des bisherigen Ziels. Allerdings forderten Entwicklungsländer eine deutlich höhere Summe von 1,3 Billionen Dollar jährlich, um die Folgen des Klimawandels zu bewältigen.

„Die Summe ist eigentlich zu niedrig, das ist schade. Ich finde, die Industriestaaten und der globale Norden hätte sich mehr 'committen' sollen. Dafür sind beim Zugang zu diesen Finanzmitteln Verbesserungen geschaffen worden, sodass dieses Geld dann natürlich bei denen ankommt, die es am meisten brauchen“ erklärt die Jugend-Delegierte aus Enns.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler gab in einem ersten Statement nach der Klimakonferenz bekannt, „dieser Beschluss ist das Pflichtprogramm, die Kür fehlt aber. Das Finanzierungsziel ist ein wichtiger Schritt. Wir haben die Verantwortung, etwas zu tun. Der werden wir gerecht - und wir erwarten, dass es uns andere Länder gleichtun.“ Gespannt blickt sie, als auch Öllinger deshalb auf die kommende Cop 2025 in Brasilien.

Öllinger: „Umweltschutz und Klimaschutz betrifft uns alle“

Auf den Cops sind neben den fast 200 Mitgliedsstaaten auch Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs), Wissenschaftler, Politiker, Unternehmer, Journalisten, Jugend-Delegierte, Vertreter von indigenen Völkern und Lobbyisten. Diese Vielfalt „führt einem vor Augen, dass Umweltschutz und Klimawandel uns alle betrifft und was eigentlich für die ganze Welt am Spiel steht“. Aber: „Bei so vielen Beiträgen ist es oft schwierig, eine (schnelle) gemeinsame Lösung zu finden. Bei den Emissionsminderungen beispielsweise war es sehr schwer auf einen grünen Zweig zu kommen. Gerade auch, weil viele fossile Lobbyisten, Ölchefs, in den Verhandlungsräumen gesessen sind“, findet Öllinger.

Beiträge aus Österreich und Europa - Emissionsminderung

Beiträge aus Österreich, beziehungsweise aus Europa, sind der Ennserin nach größtenteils „ambitioniert“: „Österreich verhandelt auf diesen Konferenzen immer als Teil der EU. Die ist im internationalen Kontext was die Emissionsminderung angeht, schon recht ambitioniert. Vergangenes Jahr machte sich die EU auf der Konferenz grundsätzlich stark für die Abkehr von Fossilen. Auch heuer, aber unter schwereren Bedingungen“, so die Jugend-Delegierte.

Im Bereich Emissionsminderungen hat die Cop 2024 eine Vertagung der nächsten Schritte im sogenannten VAE-Dialogue (United Arabic Emirates) beschlossen - für Gewessler „kein Fortschritt, aber auch kein Rückschritt.“

Bedeutung von Jugend-Delegierten

Für Öllinger und die Jugend-Delegierten aus den anderen Ländern spielte sich viel hinter verschlossenen Türen ab, „so ist es schwierig einen direkten Input zu bewirken. Vieles geht schriftlich über Anträge“. Aber: „Die Rolle von Jugend-Delegierten ist sinnvoll und wichtig für die Verhandelnden, weil - und das ist das besondere - wir innerhalb der Delegation eine kritische Stimme sind.“

Mehr Windräder, keine Gasheizungen

Seit knapp einer Woche ist die Ennserin nun wieder in Österreich und konzentriert sich neben den Vorbereitungen für die Junior-Jugend-Delegierten-Ausschreibung zur nächsten Klimakonferenz in Brasilien, auf ihr Master-Studium an der Universität für Bodenkultur (Boku) in Wien. Für den Umweltschutz bleibt sie weiter aktiv. Konkrete Lösungen hierzulande sieht die jetzt in Wien Lebende, im Ausbau erneuerbarer Energien, „es gibt einige Bundesländer in Österreich, die kein einziges Windrad haben. In Wien gibt's noch ultra viele Gasheizungen, die gegen Wärmepumpen getauscht werden können.“ Und: „Der Einzelne verliert sich oft in der Vielfalt an Beiträgen, die er zu leisten hat, aber man muss ambitionierte Klimapolitik vor allem auf politischer Ebene einfordern!“

Jugend-Delegierten Programm

Das Klimaschutz-Bundesministerium (BMK) und der ehrenamtliche Verein „CliMates Austria“ schickt jährlich junge Menschen zur COP, die die Stimme der jüngsten Generation vor Ort stärken sollen. Bei dem Jugend-Delegierten Junior-/Seniorprogramm werden jährlich zwei neue Kandidaten (Junioren) auserwählt, die von zwei ehemaligen Junioren (jetzt Senioren) zu den jährlichen Klimakonferenzen begleitet werden.

Kritik an Gastgeberland

Dass die COP heuer schon zum dritten Mal in Folge in einem fossilen und autoritären Staat stattgefunden hat, wurde von vielen kritisiert, auch von Österreichs Jugend-Delegierten Theresa Öllinger: „Aserbaidschan ist ein Land, das stark von fossilen Brennstoffen abhängig ist und dafür Öl produziert. Man hat irgendwie schon ein bisschen den Eindruck gehabt, dass Aserbaidschan eigentlich, obwohl es die Klimakonferenz organisiert (hat), nicht wirklich daran interessiert ist, dass Klimaschutz betrieben wird.“


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