Zeitreise Ferdinand Pay erinnert sich an die 60er- und 70er-Jahre in Enns
ENNS. Im zweiten Teil seiner Zeitreise blickt Ferinand Pay zurück auf die 60er- und 70er-Jahre in Enns.
Ferdiand Pay erzählt: Diese Rückblende in eine unbeschwerte Kindheit erzählt von den Veränderungen, die Enns in den vergangenen sechs Jahrzehnten durchlebt hat. Es handelt sich um eine unvollständige und subjektive Zeitreise, die noch um ein Vielfaches ergänzt werden könnte.
Zu Fuß
Schulbusse gab es nicht, stattdessen gingen wir zu Fuß zur Schule. Nachdem wir unsere Hausaufgaben erledigt hatten, stellten wir unsere Schultaschen in eine Ecke und verbrachten unsere Freizeit im Freien. Auf Straßen, Wiesen und im Wald tobten wir uns mit anderen Kindern aus der Nachbarschaft aus. Wir spielten Räuber und Gendarm, Verstecken, Dritt abschlagen, Kaiser, wie wieviel Schritte darf ich machen und vor allem viel Fußball.
Kirchgang am Sonntag
Der sonntägliche Kirchgang gehörte ebenso dazu, auch wenn wir manchmal den Gottesdienst gegen das Zuschauen beim Feldhandball auf der ATSV-Sportanlage eintauschten. Félix Kocmann, Stefan Giegler und Co. waren Könner ihres Sports.
Lebensmittelversorgung
Selbst wer außerhalb des Stadtzentrums wohnte, musste sich keine Sorgen um die Lebensmittelversorgung machen. Die Geschäfte Zimak, Gaisberger, Hois, Prinz, Grünwald, Dienes, Büsser, Heck, Fürst, Klein, Binder, Indra und Würleitner versorgten die Ennser auch außerhalb der City. Brot und Backwaren aller Art konnte man bei Wehrl Nachfolger Heiden, Weikl, Steinkellner, Riegler, Danninger, Schnellendorfer und Aichberger kaufen.
Eine unvergessliche Kindheitserinnerung ist die Gasexplosion beim Heiden Bäcker in der Lerchentalgasse. Eine Gasflasche sorgte dafür, dass ein Teil der Hausmauer davonflog.
In der Linzer Straße Nr. 10 konnte man Geschirr bei der Firma Scharner erwerben. Gegenüber im Hauseingang war das Möbelhaus von Frau Toyner untergebracht, da konnte man auch Kinderwagen, Stubenkörbe erwerben.
Zum Friseur ging man ohne Termin und ließ sich bei den Friseurinnen Sautschek, Ettinger, Niedermayr, Wimberger, Weilharter und Kopatzka die Haare machen.
Schmuck und Uhren kaufte man am Hauptplatz beim Wertgarner, sowie in der Linzer Straße beim Barta und Morawetz. Meine erste Uhr, eine Bifora, erwarb meine Firmpatin in der Wienerstraße beim Böck, wo Herr Berthold, auch bekannt als Ticki-Tacki, jederzeit hilfreich für Reparaturarbeiten zur Seite stand.
Ob zum Schulbeginn, Muttertag, Vatertag, Geburtstag oder Weihnachten, bei der Familie Hohensinner in der Pfarrgasse war man mit Lederwaren aller Art gut aufgehoben. Das Schuhhaus Prokop war für Modebewusste schon immer der Angelpunkt in der Linzer Straße. Der Chef dieses unvergessenen Geschäfts lebte seine Profession mit Leidenschaft. Adidas/Puma Fußballschuhe wurden nur von Herrn Prokop persönlich mit seiner einzigartigen Beratung ausgehändigt.
Schuster
Wenn die Schuhe später eine Reparatur benötigten, waren die Schuster Achleitner, Hubauer, Daxecker und Reimann zur Stelle.
Heimarbeit
In den meisten Familien war das Geld knapp, und viele waren froh, Heimarbeit von den Gablonzern zu bekommen oder Rüben für die Zuckerfabrik zu vereinzeln.
Geheizt wurde mit Kohle, die von Herrn Danninger geliefert wurde. Briketts und Koks wurden für meine Familie auf dem Gehsteig vor dem heutigen Museumsgebäude abgeladen. In diesem Gebäude war auch die Feuerwehr untergebracht, und Herr Reisinger sorgte gemeinsam mit seinen Feuerwehrkollegen dafür, dass der Gehsteig mithilfe des Wassers aus dem Hydranten gereinigt wurde.
Sommerferien
Die Sommerferien verbrachten wir gefühlt endlos im Freibad. Im Ennser Bad gab es eine separate Mädchen- und Bubenstiege, und Herr Oswald, als Bademeister, achtete streng auf Sitte und Ordnung.
Während der Adventszeit zog die Auslage der Konditorei Hofer die Kinder magisch an. Krampus und Nikolo waren die Hauptdarsteller, und Herr Hofer ließ die Rute des Krampusses wie von unsichtbarer Hand furchterregend gegen die Scheibe schlagen. Die langen, kalten Winter nutzten wir Kinder ausgiebig zum Skifahren, Rodeln und Eislaufen am Eichberg, Rabenberg. Vom Weiklberg, wo der Startpunkt beim Teufelstritt lag, konnte man eine Abfahrt bis ins Reintal genießen. Auch auf dem Ennsberg und dem Römergraben wurde Schlitten gefahren und im Stadtpark auf der Schlangenbahn.
Eishockeymannschaft
Enns hatte eine großartige Eishockeymannschaft, die Herren Robert Grindling, Viktor Heller, Gerhard Staffelleitner, Ewald Haas, Friedrich Zocher, Felix Kocmann, Manfred Schöneborn, Adolf „Burli“ Staffelleitner, Roman Schaffler, Josef Gattermayer und Anton Bart begeisterten die zahlreichen Fans auf der ETV-Anlage. Wir Kinder durften die Eisanlage auch mit Diskomusik nutzen und bewunderten dabei Herrn und Frau Hois, die als Eispaar auftraten. Zum Aufwärmen gab es heißen Tee von Frau Maschitz.
Eisstockschießen war nicht nur auf der zugefrorenen Enns möglich, sondern auch in der Lorcherstraße hinter der ehemaligen ESK-Anlage, auf der Privat-Eisbahn der Herren Harrer und Kollingbaum.
Während der Schulzeit mussten wir um 17:00 Uhr zu Hause sein, andernfalls drohte „Hausarrest“. Ein Radiogerät in der Familie zu haben, war etwas Besonderes, und abends im Dunkeln Radiosender zu erkunden, war ein echtes Highlight. Gerald Fürholzer hatte sogar ein Tonbandgerät, er galt als „schwerreich.“
Die Nachtruhe für uns Kinder begann nach dem täglichen Traummännlein im Radio um 19 Uhr und dann kam die Taschenlampe zum Einsatz. Unter der Bettdecke lasen wir Fix & Foxi, Mickey Maus und Lassie.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden