Was ein zweiter Lockdown für die Jugend bedeuten kann
NIEDERNEUKIRCHEN/ST. MARIEN. Keiner kann es mehr hören das Wort „Corona“ und die immer wieder neuen Verordnungen, Bestimmungen und die daraus resultierenden Lebensveränderungen. „Keiner weiß was hier der richtige Zugang ist, jeder von uns probiert nach besten Wissen und Gewissen seinen Weg zu gehen und die 'neue Normalität' auszulegen“, sagt psychosozialer Berater von „Zukunft Jugend“ Sascha Reischl.
Aber was ist mit der Jugend? Besonders jene Jugendlichen die noch kein gefestigtes „Ich“ erlernen konnten beziehungsweise sich in einer ohnehin schwierigen Lebensphase befinden. Diese Jugendlichen haben ein besonders heftiges Los gezogen. „Wir von 'Zukunft Jugend' arbeiten im professionellen Setting, seit über zehn Jahren mit den verschiedensten Jugendgruppen und Szenen. Daher erkennen wir die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen besonders schnell und dürfen auch adäquat darauf regieren“, sagt Sascha Reischl. Die Jugend ist ein Ebenbild ihrer Gesellschaft und braucht Vorbilder und Idole. Aber was ist, wenn diese Vorbilder selbst gerade nicht wissen was richtig oder falsch ist? „Dann kommt es oft zur Instabilität von Persönlichkeiten und dies prägt eine gesamte Generation nachhaltig“, so Reischl.
Was die Jugend jetzt braucht
„Optimismus und positive Unterstützung, Werte und Ziele, auch wenn das gerade 2020 nicht leicht ist, müssen wir für unsere Kinder und Jugendlichen besonders in dieser herausfordernden Zeit ein Vorbild sein“, ist Reischl überzeugt. “Zukunft Jugend“ kann auf ein hervorragendes Team an Psychosozialen Beratern, Sozialarbeiter und Mentaltrainern zurückgreifen und hat seit dem ersten Lockdown 2020 ihre Methode der positiven Kommunikation auf alle Ebenen ausgebaut. So schafft die Organisation einen sehr guten Zugang zur Zielgruppe und können mit den Jugendlichen an ihren Ängsten und Sorgen arbeiten.
„Die psychische Krise bei Jugendlichen infolge der Corona-Pandemie ist massiv – aber gesprochen hat man bisher nicht über sie, derzeit merken wir den massiv verstärkten Konsum von Alkohol und anderen Bewusstseinsverändernden Substanzen in den verschiedensten Jugendszenen. Angesichts der nach wie vor angespannten Situation ist dies alarmierend. Viele Jugendlichen leiden schwer. Sie brauchen Hilfestellungen hier und jetzt, denn nicht zuletzt schwächt der Psychostress auch das Immunsystem, was Infektionsgefahren erhöhen kann“, so Rischl. Zukunftsängste sowie eine generalisierte Ängstlichkeit sind die Folge.
Psyche reagiert verspätet
„Wirtschaftliche Probleme zeigen erfahrungsgemäß erst nach einem halben oder gar einem ganzen Jahr psychische Folgen“, erklärt der psychosoziale Berater. Die Seele reagiere meist mit Verspätung auf Krisen. Für den Herbst erwartet die Organisation von „Zukunft Jugend“ noch verstärkte Herausforderungen, daher ist es besonders jetzt wichtig Jugendliche immer wieder zu bestärken und zu motivieren. Die einschränkenden Maßnahmen in der Corona-Krise haben viele Leben gerettet und vielen das Leben erschwert. Der Lockdown hat den Alltag von Kindern und Jugendlichen drastisch verändert. Der Kontakt mit Freunden, der soziale Austausch mit Gleichaltrigen und der regelmäßige Schulbesuch sind wichtige Elemente des kindlichen Alltags und der psychischen wie psychosozialen Gesundheit von jungen Menschen. „Ein längerer Ausschluss aus diesen Lern- und Erfahrungsräumen schädigt Kinder und Jugendliche in ihrer kognitiven, emotionalen und sozialen Entwicklung und hinterlässt Spuren, die schon jetzt sichtbar sind und sich auch für längere Zeit nach der Aufhebung der Restriktionen zeigen werden“, so Reischl.
Kinder und Jugendliche sind abhängig von ihrem psychischen Umfeld. Kinder und Jugendliche haben mehr Sorgen, wenn auch die Erwachsenen Sorgen haben, etwa wegen psychischer Erkrankungen, Jobverlust, Kurzarbeit oder finanziellen Schwierigkeiten. Wenn dann auch noch die schulischen Strukturen wegbrechen, wird das von Kindern und Jugendlichen sehr bedrohlich erlebt. „Worauf wir immer schauen, das sind Ängste, Schlafstörungen, Zwangshandlungen, Antriebslosigkeit, Depressionen, also internalisierende Symptome; je nach psychischem Charakter kann die Problemverarbeitung auch nach außen gerichtet sein und sich in vermehrtem Drogenkonsum, ungezügeltem Internetgebrauch oder dem Nicht-Einhalten von Regeln äußern. Wir wissen, dass psychische Erkrankungen durch sozioökonomische Umstände mitbedingt werden. Es ist wichtig, dass nun alle den Optimismus nicht verlieren daher appellieren wir an alle, auch wenn der zweite Lockdown kommen sollte oder nicht. Vergessen wir nicht auf unsere Jugend. Für externe Unterstützung gibt es zahlreiche Einrichtungen auf die Eltern, Großeltern, Lehrer und auch Jugendlichen zugreifen können. Eine der bekanntesten ist etwa Rat auf Draht, die unter der Telefonnummer 147 erreichbar ist.“
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