OÖ Landesjagdverband verzeichnet heuer deutlich weniger Abschüsse beim Feldhasen und Wildschwein
ST. FLORIAN. Im Jagdschloss Hohenbrunn sprachen Landesjägermeister Herbert Sieghartsleitner und Christopher Böck, Wildbiologe und Geschäftsführer des OÖ Landesjagdverbands, über aktuelle und kommende Herausforderungen in der Jagd.
„Auf Gesellschaftsjagden sowie gesellschaftliche Zusammenkünfte, Informationsveranstaltungen und Jagdleiterbesprechungen musste in der Corona-Zeit verzichtet werden. Bezirksjägertreffen fanden online statt“, berichtet Sieghartsleitner. Der gesetzliche Auftrag, die Abschusspläne einzuhalten und die Wildtierbestände zu regulieren, wurde jedoch genauso eingehalten wie die Versorgung der Wildtiere in Notzeiten. Hilfreich war, dass die Bundesregierung die Jagdausübung als „systemrelevant“ eingestuft hat.
Weniger Abschüsse in diesem Jagdjahr
Im Jagdjahr 2020/21, das von 1. April bis 31. März des Folgejahres geht, stehen in Oberösterreich 177.273 Abschüsse zu Buche. Das sind um 10,9 Prozent weniger als im Jagdjahr 2019/20. Während es beim Schalenwild (die dem Jagdrecht unterliegenden Paarhufer) bei den Abschüssen heuer (85.392) im Vergleich zum Vorjahr (86.274) kaum Unterschiede gibt, sind die Zahlen etwa beim Feldhasen und dem Schwarzwild (Wildschwein) coronabedingt kräftig abgestürzt. Im Jagdjahr 2019/20 wurden 46.515 Hasen erlegt, heuer waren es 31.841, was unter anderem am Verzicht auf Treibjagden liegt.
Wildschweine übertragen Afrikanische Schweinepest
Heuer wurden um fünfzig Prozent weniger Wildschweine erlegt (1.118 statt 2.230). „In Niederösterreich werden hingegen pro Jahr rund 30.000 Wildschweine geschossen“, sagte Böck. Der rasante Anstieg der Schwarzwildpopulation ist ein europaweites Phänomen und wirkt sich besonders auf die Landwirtschaft negativ aus. Wildschweine verbreiten außerdem die Afrikanische Schweinepest (ASP), die auch Hausschweine befallen kann. Für andere Tiere und den Menschen ist die Seuche aber ungefährlich. In Österreich hat es bisher keine Fälle gegeben. Problematisch sieht Sieghartsleitner, dass im Nationalpark Kalkalpen nur Reh-, Rot- und Gamswild, aber keine Wildschweine bejagt werden dürfen. Um oben genannte Probleme einzudämmen, brauche es eine Änderung des Managementplans im Nationalpark.
Klimawandel und Menschen stressen Wildtiere
Ein weiteres großes Problem stellt der Klimawandel dar, der das ökologische Gleichgewicht in den Alpen durcheinanderbringt. Durch die höheren Temperaturen schwinden die Lebensräume für die Wildtiere. Bei den Gämsen sterben Endo- und Ektoparasiten nicht mehr ab, was zu erhöhtem Stress und einer Abnahme des Durchschnittsgewichts führt. Für Stress bei Wildtieren sorgt auch das Freizeitverhalten der Menschen, die in der Corona-Zeit vermehrt den alpinen Raum aufsuchten. „Es braucht daher eine ökologische Raumplanung und ein einheitliches Regelwerk im Einvernehmen aller Raumnutzungsgruppen“, sagte Sieghartsleitner, der mit seinen Anliegen schon oft bei der Politik vorstellig wurde.
Heitere Jagdgeschichten
Wolfgang Marschall, PR-Berater des OÖ Landesjagdverbands, stellte anschließend sein neues Buch „Die Zeitung war der Oberjäger. Blatt und Schuss 1848“ vor. Marschall durchforstete vier oberösterreichische Wochenzeitungen von 1848 bis 1900 nach Jagdberichten. Herausgekommen ist ein Buch über 190 Seiten mit vielen heiteren Auszügen. Erhältlich ist es über die Buchhandlung Thalia und den Shop des OÖ Landesjagdverbands.
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