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Urbanek: "Manche finden ihre Erleuchtung beim Yoga - ich finde sie in 65 Meter Tiefe"

Maya Lauren Matschek, 30.07.2025 08:00

Enns/Zypern. Mit nur einem Atemzug auf über 65 Meter Tiefe – für viele unhaushaltbar, für Viktoria Urbanek ein Alltag voller Konzentration, Körpergefühl und innerer Ruhe. Die 32-jährige Ennserin zählt zu Österreichs besten Freitaucherinnen und wird im September 2025 bei der 35. AIDA Apnoe-Weltmeisterschaft auf Zypern für das Nationalteam antreten.

  1 / 3   Im Frühling verbrachte Viktoria Urbanek fünf Wochen auf der Insel Dominica, um dort unter optimalen Bedingungen zu trainieren. (Foto: Bingqian Gao)

Seit 2017 lebt Urbanek in Oberösterreich. Ihre Leidenschaft fürs Tauchen begann vor über 15 Jahren mit dem klassischen Tauchschein. Doch seit sie 2023 das Freitauchen – also Tauchen ohne Flasche – für sich entdeckt hat, ist sie völlig in den Bann dieses besonderen Sports gezogen worden. Statt schwerer Ausrüstung zählt hier allein die Fähigkeit, mit einem Atemzug so weit und so tief wie möglich zu tauchen.

Training zwischen Gugl und Karibik

Trainiert wird mehrmals wöchentlich im Olympiazentrum auf der Linzer Gugl oder in den Seen der Region. Erst vor wenigen Monaten verbrachte sie mehrere Wochen auf Dominica, um unter optimalen Bedingungen ihre Technik zu verfeinern. In gleich zwei Tiefendisziplinen zählt sie aktuell zu den besten drei Frauen Österreichs.

All das finanziert sie selbst: „Freitauchen ist in Österreich kein geförderter Sport“, erklärt die selbstständige Social Media Managerin und Trainerin. „Ein Monat auf Zypern, Training, Ausrüstung – das ist teuer. Aber es ist mein Traum.“

Im Interview mit Tips erzählt Viktoria Urbanek, wie alles begann, was sie unter Wasser erlebt – und warum das Freitauchen auch ihr Leben an Land verändert hat.

Tips:Erinnerst du dich an deinen allerersten Freitauchgang? Was hast du dabei gefühlt?

Urbanek: Das war 2023 in Mexiko – und tatsächlich Liebe auf den ersten Blick. Meine damalige Instruktorin Donna Schechter hat mich sofort mit ihrer Begeisterung angesteckt. Wir kannten uns schon aus dem Gerätetauchsport, daher war das Vertrauen von Anfang an da – was beim Freitauchen extrem wichtig ist. Dass ich einmal an einer Weltmeisterschaft teilnehmen würde, hätte ich mir damals nie vorstellen können!

Tips:Du hast eine große Leidenschaft für Unterwasserfotografie – hat dich das auch zum Freitauchen gebracht?

Urbanek: Absolut. Wenn man Delfine oder Wale fotografieren will, braucht man keine schwere Flasche. Die Tiere sind oft ganz nah an der Oberfläche. Da war für mich klar: Ich will richtig vorbereitet sein – auch aus Sicherheitsgründen. So bin ich dann beim Apnoetauchen gelandet – und geblieben.

Tips: Gab es einen besonders berührenden Moment unter Wasser?

Urbanek: Ja, gleich zwei. In Dahab, Ägypten, hatte ich eine Trainingssession kurz vor Sonnenuntergang. Auf 40 Meter habe ich meine Augen geöffnet – und direkt vor mir ist ein gefleckter Adlerrochen vorbeigeschwebt. Das war magisch. Und ein paar Tage später kam beim Training im berühmten Blue Hole ein Delfin ganz nah an uns vorbei. Solche Begegnungen berühren mich tief – genauso wie die Gemeinschaft mit meiner kleinen Trainingsgruppe in Oberösterreich.

Tips:Was geht dir durch den Kopf, wenn du dich in die Tiefe ziehst?

Urbanek: Gar nicht viel. Ich versuche, alle Gedanken loszulassen und einfach im Moment zu sein. Es ist ein Zustand tiefer Ruhe. Die Konzentration ist voll bei der Atmung, bei jedem einzelnen Armzug. Alles andere hat in diesem Moment keinen Platz.

Tips:Gab es auch Situationen, in denen nicht alles nach Plan lief?

Urbanek: Natürlich – und das gehört dazu. Ich habe keinen klassischen sportlichen Hintergrund, daher probiere ich viel aus. Manchmal geht ein Training super, manchmal gar nicht. Aber selbst aus den „Fehlschlägen“ lerne ich: Ich weiß dann, was für mich nicht funktioniert. Das ist auch viel wert.

Tips:Du beschreibst Freitauchen als meditativen Zustand – wirkt sich das auch auf dein Leben außerhalb des Wassers aus?

Urbanek: Sehr. Ich lebe viel bewusster, achte auf meine Ernährung, mein Umfeld, meinen Schlaf. Ich bin ruhiger geworden, kann besser mit Stress umgehen. Auch beruflich hilft mir das sehr – als Selbstständige, aber auch als Trainerin am WIFI. Ich erinnere mich besser daran, wie es ist, wenn man etwas zum ersten Mal lernt – das verbindet mich mit meinen Kursteilnehmern.

Riesen Vorfreude

Zum Zeitpunkt des Interviews war die 32-Jährige gerade in Griechenland auf Training. Bis zur WM sind ihre Wochen sehr durchstrukturiert: „Dass ich mal einen Trainingsabend im Pool aufgebe, passiert schon sehr selten“, so die Profi-Sportlerin. Im September geht es für die Ennserin nach Limassol, Zypern: „Ich freue mich riesig, für Österreich dabei zu sein. Es ist ein großer Traum, der wahr wird.“


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