Honararkonsul Wolfgang Mayer: "Russland ist uns in vielen Dingen viel näher als andere Länder"
ASTEN. Wolfgang Mayer, Mitglied der Geschäftsleitung und Unternehmenssprecher bei backaldrin, wurde im Februar 2019 von der Russischen Föderation zum Honorarkonsul für Oberösterreich ernannt. Was seine Aufgaben sind und warum er Russland abgöttisch liebt, erklärte Mayer im Tips-Interview.
backaldrin ist wie die oberösterreichische Wirtschaft im Allgemeinen eng mit dem russischen Markt vernetzt und betreibt in und in der Nähe von Moskau zwei Produktionsstandorte. Viele Mitarbeiter am Firmensitz in Asten stammen aus dem flächenmäßig größten Land der Welt. „Wegen der guten Kontakte hat uns der russische Botschafter gefragt, ob wir Interesse daran haben, bei uns ein russisches Konsulat für Oberösterreich zu installieren“, sagt Wolfgang Mayer, der übrigens nicht der einzige Honorarkonsul im Hause backaldrin ist. Geschäftsführer Harald Deller ist Honorarkonsul von Jordanien und hat sein Büro gleich nebenan im selben Gebäude.
Unterstützung für Firmen und Auslandsrussen
Zu Mayers Aufgaben als Honorarkonsul gehören, die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Oberösterreich und Russland anzukurbeln, oberösterreichische Firmen in Russland (und umgekehrt) zu unterstützen oder sich um die Anliegen von Einzelpersonen zu kümmern. „In Oberösterreich leben 3.800 russische Staatsbürger. Manche wollen sich die Fahrt zur Botschaft in Wien oder zum Generalkonsulat in Salzburg ersparen. Ich unterstütze sie so gut es kann oder leite ihre Anfragen an die zuständigen Stellen weiter“, erklärt Mayer.
Vermehrt Anfragen zu Einreisebestimmungen
So erkundigte sich beispielsweise ein Österreicher, dessen verstorbener Vater in Russland geboren wurde, wie er sein Erbe in Russland antreten kann. Während der Corona-Zeit gab es viele Anfragen wegen der erschwerten Einreisebestimmungen. Eine Firma bat um Unterstützung, weil sie einen Spezialprogrammierer aus Russland benötigte. Mayer bearbeitet auch Anfragen bezüglich kultureller Veranstaltungen russischer Künstler, der Russischen Schule in Linz oder des Vereins Druzhba (russische Community in Oberösterreich).
Der Russe als Bösewicht
Voriges Jahr besuchte Mayer gemeinsam mit dem Generalkonsul aus Salzburg mehrere Kriegsdenkmäler in Oberösterreich. „Das Gedenken an die Toten aus dem Zweiten Weltkrieg wird in Russland sehr hoch gehalten. Selbst Kinder wissen, welche Opfer ihr Land damals bringen musste „, sagt Mayer, der schon über 50 Mal Russland bereiste. Die Kritik an Präsident Vladimir Putin und die oft negative Berichterstattung über außenpolitische Einmischungen sieht er gelassen. „Ein so großes Land wie Russland muss anders regiert werden wie ein kleines. Filme, in denen der Russe immer der Böse ist, sind Stereotypen“, sagt Mayer.
Guter Kontakt ist wichtig
Von der Schönheit und Weite des Landes und seinen vielen Gegensätzen ist er sehr beeindruckt. Dennoch ist er überzeugt, dass uns Russland in vielen Dingen - der Geschichte, Kultur, Kulinarik und teilweise auch in der Sprache – viel näher ist als andere Länder. „Es wäre schade, wenn wir keinen guten Kontakt pflegen würden“, meint er.
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