Bürgerplattform Pro Ennsdorf-Pyburg befürchtet Linzer Ostumfahrung durch die Hintertür
ENNSDORF/MAUTHAUSEN. Wie im Planungs-Jour-Fixe zur Neuen Donaubrücke Mauthausen bekanntgegeben wurde, soll nach der Errichtung der neuen Brücke von St. Pantaleon-Erla nach Mauthausen die bestehende alte Donaubrücke abgetragen und neu errichtet werden. Die Bürgerplattform Pro Ennsdorf-Pyburg wehrt sich gegen den Neubau.
Eine Generalsanierung der in die Jahre gekommenen Donaubrücke von Pyburg nach Mauthausen sei nach Meinung der Verkehrsplaner nur mit einer über mehrere Monate andauernden Totalsperre und einem unverhältnismäßig hohen Kostenaufwand möglich und somit aus wirtschaftlichen und verkehrstechnischen Gründen nicht sinnvoll (nähere Informationen dazu gibt es hier). Die Bürgerplattform Pro Ennsdorf-Pyburg befürwortet zwar den Neubau einer Donaubrücke bei St. Pantaleon-Erla nach Mauthausen, nicht aber einen Neubau von gleich zwei Donaubrücken innerhalb von 0,7 Kilometern. „Dieser Plan ist gerade zu absurd. Der Anschluss der beiden Brücken auf der niederösterreichischen Seite erfolgt durch eine auf vier Spuren ausgebaute Straße und einen Kreisverkehr in Ennsdorf, der verkehrstechnisch mit Bypässen für 50.000 Fahrzeugen pro Tag ausgelegt wird. Die Linzer Ostumfahrung soll anscheinend dann durch Ennsdorf führen“, meint Herbert Pühringer, der Sprecher der Bürgerplattform. Pühringer schlägt stattdessen den Neubau einer zweiten Donaubrücke von Enghagen nach Mauthausen vor. „In Enghagen wurden aufgrund der Hochwassergefahr alle Bewohner ausgesiedelt. So gibt es dort keine Ruhestörung, und der Verkehr könnte direkt den Ennshafen erreichen“, argumentiert er. Die alte Donaubrücke von Pyburg nach Mauthausen könnte man seiner Meinung nach für Radfahrer und Fußgeher erhalten.
Widerspruch zu Klimazielen
Ennsdorfs Vizebürgermeister Walter Forstenlechner (SPÖ) plädiert für den Neubau nur einer Brücke am jetzigen Standort. Die Planungen zur neuen Donaubrücke von St. Pantaleon-Erla sollten seiner Meinung nach eingestampft werden. „Mit einem Neubau einer Brücke neben der alten Brücke, die darauf abgetragen oder als Radweg genutzt wird, kann man die Zeit der Totalsperre auf ein Minimum reduzieren“, meint Forstenlechner. „Ennsdorf erträgt schon jetzt genug Verkehrslasten, und wir werden die drohende Verkehrslawine und das Projekt, das auch einen Ausbau der B123 in Ennsdorf auf vier Spuren vorsieht, mit allen Mitteln bekämpfen“, meint der Aktivist Herbert Weißenhofer. Im Neubau der alten Donaubrücke sieht auch er nichts anderes als eine weit östlich gelegene Lösung für die Linzer Ostumfahrung. „Das macht für mich wenig Sinn. Wenn ein Lkw von Tschechien Richtung Salzburg fahren will, wird er weiterhin durch Linz fahren, weil der Umweg über Mauthausen zu groß ist. Der Umweg steht auch im Widerspruch zu den österreichischen Klimazielen“, sagt er.
Sanierung wäre sehr teuer
„Der Neubau der alten Bestandsbrücke von Pyburg nach Mauthausen war von Anfang an Projektbestandteil. Es handelt sich dabei um keine neue Idee. In der unserseits ergangenen Medieninformation wurde lediglich auf die Dringlichkeit aufgrund der schneller fortschreitenden Zustandsverschlechterung hingewiesen“, heißt es aus dem Büro von Verkehrs- und Infrastrukturlandesrat Günther Steinkellner (FPÖ). Hinsichtlich der Brückenvariante in Enns gab es in der Vergangenheit verkehrstechnische Voruntersuchungen. Aufgrund mehrerer Defizite wurde diese Variante jedoch nicht weiter verfolgt. Der Standort östlich der bestehenden Donaubrücke stellte sich in einer Vorstudie von 2012 bis 2015 am zielführendsten heraus. Der Neubau einer neuen Brücke wie von Forstenlechner vorgeschlagen direkt neben der alten und danach Abtrag der alten Brücke wurde bei den Variantenstudien untersucht (Variante 13) und aufgrund mehrerer Faktoren nicht weiter verfolgt. Insbesondere der Abtrag der Bestandsbrücke zwischen der neuen Brücke und der ÖBB-Brücke sei höchst problematisch und das Risiko schwer abschätzbar. Für den Erhalt der alten Brücke nur für Busse und Radfahrer müssten umfangreiche Sanierungsmaßnahmen im Rahmen einer länger dauernden Totalsperre durchgeführt werden. Der Kostenaufwand stehe in keiner Relation zum Nutzen und würde auch verkehrstechnisch wenig Sinn machen.
Keine Linzer Ostumfahrung
Die Befürchtung der Bürgerplattform Pro Ennsdorf-Pyburg, die neue Donaubrücke könnte eine Linzer Ostumfahrung durch die Hintertür werden, wird verneint. „Zur Osttangente haben in den Jahren 2012 bis 2015 Korridoruntersuchungen zur Trassenfindung stattgefunden. Dabei erfolgte in einem zweistufigen Verfahren eine Abgrenzung des Planungsraums sowie die Entwicklung von Trassenvarianten. Der Planungsraum in Richtung Mauthausen schied bereits in der ersten Stufe aus. Der Grund dafür ist die Erkenntnis, dass, je stadtferner von Linz eine Trasse zu liegen kommt, desto geringer die Verkehrswirksamkeit ist „, so das Büro Steinkellner.
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04.02.2022 23:07
Reicht eine Brücke?
Im Linzer Zentralraum regt sich zunehmend Widerstand gegen das Ansinnen im Geist der 60er Jahre eine Autobahn direkt durch die Stadt zu führen. In Tschechien wird eine Autobahn Richtung Grenze gebaut und die S10 Lücke auf oberösterreichischer Seite geschlossen. Der kürzeste Weg zwischen Berlin und dem Balkan nimmt Gestalt an und wenn der Linzer Zentralraum zu ist wird sich das Navi den schnellsten Weg suchen. Die Topografie der B123 wird die LKW's genauso wenig ausbremsen wie sie es jetzt nördlich von Freistadt tut. Ein Autopendleranteil von über 80% und viele große Betriebe ohne Bahnanschluss im Bezirk Perg tun ihr übriges. Die Bestandsbrücke ist zu schmal und der oberösterreichische Brückenkopf vertrackt. Eine Neubau wird hier kaum Wunder bewirken. Ein Schalk wer denkt, dass hier die nächste Transit- und Pendlerroute entstehen soll.