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Bernegger investiert 60 Millionen Euro in revolutionäre Recyclingtechnologie im Rohstoffpark Enns

Thomas Lettner, 10.03.2022 07:34

ENNS/MOLLN. Nach jahrelanger Entwicklungsarbeit ist dem Forschungsteam der Bernegger Gruppe gemeinsam mit der Montanuniversität Leoben, der RWTH Aachen und der Firma Küttner mit der Methode der thermischen Metallgewinnung (TMG) ein wichtiger Durchbruch gelungen.

  1 / 2   Die Fertigstellung der thermischen Metallgewinnung (TMG) ist Ende 2023 geplant. (Foto: Bernegger GmbH)

Die TBS, 100-prozentige Tochter der Bernegger Gruppe, betreibt seit 2006 im Rohstoffpark Enns eine Anlage zur Aufbereitung von Rückständen aus dem Recycling von Altautos. 60 Millionen Euro werden in die Weiterentwicklung des Rohstoffparks Enns - genauer gesagt in die thermische Metallgewinnung - investiert. Die Fertigstellung der TMG ist Ende 2023 geplant. Am Ennser Standort wurden im Rahmen des UVP-Verfahrens noch weitere Abfallbehandlungsanlagen wie z.B. eine Kunststoffsortieranlage und eine thermische Verwertungsanlage genehmigt, in welche in den nächsten Jahren investiert wird. Insgesamt beläuft sich das Ausbau-Projekt auf 200 Millionen Euro.

Rohstoffkreislauf schließen

Jedes Jahr entstehen in Österreich rund 71 Millionen Tonnen Müll. Trotz aktiver Mülltrennung und modernster Recyclinganlagen bleiben immer Reststoffe, die bisher verbrannt oder deponiert werden müssen. In den überwiegend feinen Rückständen sind oft noch wertvolle Materialien – insbesondere Metalle – enthalten, deren Gewinnung aufgrund mangelnder Technik bis jetzt nicht möglich ist. „Durch intensive Forschungsarbeit ist es uns gelungen, hier den Rohstoffkreislauf zu schließen und auch feinste Metalle wiederzugewinnen“, erklärt Geschäftsführer Helmut Lugmayr. Ressourcenknappheit, steigende Rohstoff- und Energiepreise und Anspruch an nachhaltiges Wirtschaften fordern ein Umdenken. „Viele Rohstoffe werden knapp und können in Österreich nicht gewonnen werden. Mit unseren Technologien werden bisher weltweit ungenutzte Potentiale zugänglich gemacht“, so Geschäftsführer Kurt Bernegger.

99 Prozent Recyclingquote

Die Methode der thermischen Metallgewinnung (TMG) ist weltweit einzigartig. Durch das innovative Verfahren wird es möglich, 99 Prozent der Rohstoffe aus Altautos sowie aus Elektro- und Elektronikschrott zu verwerten. Es verbindet erprobte Anlagentechnik aus der Metallurgie mit Techniken aus der modernen thermischen Abfallverwertung. Die thermische Metallgewinnung ermöglicht es, den „Rest vom Rest“ so aufzusplitten, dass daraus praktisch alle Metalle, aber auch mineralische Rohstoffe zurückgewonnen werden können. Selbst aus sehr feinen Abfällen mit einem geringen Metallanteil von nur 1 bis 2 Prozent lassen sich noch die Metalle lösen und der erneuten Verwendung steht nichts mehr im Weg. Rohstoffe wie Kupfer, Gold und andere Edelmetalle bleiben somit weiter im Materialkreislauf. Mit der neuen Technologie werden auch weitere Produkte wie z.B. Bindemittel für die Bauindustrie produziert. Durch den revolutionären Prozess der TMG entspricht die Qualität der neu gewonnenen Stoffe jener von Primärrohstoffen (natürliche Rohstoffe wie z.B. Metallerze), welche sich zur Weiterverarbeitung bis hin zu elektronischen Geräten eignen.

Fernwärme für Ennser Haushalte

Die frei werdende Energie wird als Nah- und Fernwärme genutzt sowie für die Stromproduktion. Die Fernwärme wird dem Betreiber des Fernwärmenetzes Enns zur Verfügung gestellt und dient der Versorgung von Haushalten im Raum Enns. Der produzierte Strom wird primär für den Betrieb der unterschiedlichen Anlagen am Werksstandort verwendet. Der Überschuss wird in das öffentliche Netz eingespeist. Eine Studie der Montanuniversität Leoben stellt fest, dass durch die thermische Metallgewinnung Umweltbelastungen im Vergleich zum aktuellen Stand der Technik massiv reduziert werden. „Im Vergleich zur Gewinnung von Primärrohstoffen verringern sich Treibhausgase und der Energie- und Ressourcenverbrauch massiv. Aber auch andere positive Umweltwirkungen wie die Reduktion des Flächenverbrauchs und die Schonung des Deponievolumens können erreicht werden“, erklärt Professor Roland Pomberger von der Montanuniversität Leoben.


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