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Donaubrücke „Wir klammern uns an jeden Strohhalm“

Norbert Mottas, 24.11.2023 16:05

ENNSDORF. Für die Bürgerplattform Pro Ennsdorf-Pyburg-Windpassing sind bei der Umweltverträglichkeitsprüfung der geplanten Donaubrücke viele Fragen offen geblieben.

Herbert Zittmayr, Maria Zittmayr, Plattformsprecher Herbert Pühringer, V-Bgm. Walter Forstenlechner, Ludwig Riedl (Bürgerinitiative „Verkehr 4.0“) und Dieter Schmidradler (Verein Verkehrswende.at) (Foto: mott)

Die UVP (Umweltverträglichkeitsprüfung) für die geplante neue Donaubrücke ist abgeschlossen. Der Bescheid wird in wenigen Wochen erwartet.

Die Bürgerplattform Pro Ennsdorf-Pyburg-Windpassing durfte sich bei der UVP einbringen, fühlte sich aber nicht ernst genommen.Auf viele Fragen habe es geheißen „nicht Gegenstand des Vorhabens“, keine Variantendiskussion“, „Stand der Technik“ oder „nicht Gegenstand der Verhandlung“.

Lebensqualität

Maria Zittmayr vergleicht die Aussage, die neue Brücke würde die Lebensqualität nicht beeinträchtigen mit den Projektunterlagen. Demnach würde die derzeit geplante Variante 12 die Orte belasten und die Autobahn entlasten.

Ennsdorfs Vizebürgermeister Walter Forstenlechner weist auf eine massive Belastung der Ennsdorfer Bevölkerung hin. Es gab wohl politischen Druck, den Verkehr zur B1 durch Ennsdorf laufen zu lassen. Demnach fordert die Bürgerplattform ein LKW-Fahrverbot durch Ennsdorf und ein Durchfahrverbot durch Windpassing.

Hochwasserschutz

Forstenlechner weist auch auf darauf hin, dass der geplante HQ30 – also auf ein 30-jährliches Hochwasser ausgerichteter Hochwasserschutz dem Raumordnungsgesetz unterworfen sei. Dieses sehe eine Grünlandfreihaltung und Retentionsflächen vor. Das ginge sich mit der geplanten Variante nicht aus

Warum für den Brückenbau so ein Zeitdruck besteht, erklärt Ludwig Riedl von der Bürgerinitiative Verkehr 4.0, damit, dass die Brücke 1961 als Provisorium gebaut wurde. Damals hat niemand mit einem derartigen Verkehrsaufkommen gerechnet, wie es derzeit der Fall ist. Es zeichne sich ab, dass 2027 das letzte Fahrzeug über die alte Brücke fahren werde.

Für Riedl sollte das Verfahren angesichts der bereits herrschenden Klima-Katastrophe dem Klimaschutzgesetz unterworfen werden. Allerdings existiere das Klimaschutzgesetz noch nicht.

Dieter Schmidradler vom Verein Verkehrswende.at spricht die zu erwartenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen an. „Hier hat der Mensch gegen das Auto verloren. Es gibt nicht einmal Platz für den Radverkehr und die Donauuferbahn wurde zerstört.“

Angesichts der zu erwartenden Vergrößerung der Lämbelastung formuliert Schmidradler drastisch: „Landeshauptfrau-Stellvertreter Udo Landbauer beschließt Maßnahmen, bei denen Menschen sterben werden.“ Schmidradler kritisiert, dass die Zunahme des Lärms im Gutachten, das der UVO vorgelegt wurde als irrelevant bezeichnet wurde.

Mittlerweile ist die Bürgerplattform für eine Einbrückenlösung. War bislang die Variante 2 die favorisierte Version so besteht nun die Forderung nach einer neuen Brücke am bestehenden Standort. Dies würde laut Berechnungen Schmidradlers ein Drittel der geplanten Variante kosten.

Bescheid erwartet

Nun warten alle auf den Bescheid der UVP. Walter Forstenlechner: „Wir werden uns den Bescheid gut ansehen. Wir klammern uns an jeden Strohhalm und hoffen, dass die Verantwortlichen ein Einsehen haben.“ Sollte die UVP zugunsten der geplanten Trassenvariante ausgehen, werde man diese beeinspruchen. Das bestätigt Blattformsprecher Herbert Pühringer.

Keine Variantendiskussion

Christof Dauda, Leiter der niederösterreichischen Abteilung Landesstraßenplanung erklärt, warum keine Variantendiskussion geführt werden konnte. Die UVP wird über das konkret eingereichte Projekt geführt und nicht über allfällige andere Projekte. Die gültige Variantenentscheidung ist intern entschieden worden. Dauda erklärt auch, was gegen die Variante 2 gesprochen habe. Durch diese wäre in Rems ein derart großer Kreisverkehr erforderlich geworden, dass Häuser abgerissen werden hätten müssen, etwa das Elan-Stübel und der ÖAMTC.

Seitens Niederösterreich sei anfangs auch eine Einbrückenlösung favorisiert worden, doch mittlerweile sind wir überzeugt, dass die zwei Brücken zukunftsfit sind. Eine Umleitung über Abwinden-Asten oder Wallsee-Mitterkirchen während der Bauzeit wäre nicht praktikabel. Da würden eher die Steyregger Brücke und die Greiner Brücke angefahren werden.

Radwege auf beiden Brücken

Dauda widerspricht auch der Aussage, dass kein Radweg vorgesehen sei. Auf beiden Brücken werde es Geh- und Radwege geben. Das sei auch der Auftrag.

30-jährliches Hochwasser

Zum Thema Hochwasser erklärt Dauda, dass die Trasse für ein 30-jährliches Hochwasser ausgerichtet sei. Ein größerer Hochwasserschutz, etwa ein HQ100, wie er auf Straßen üblich ist, ist technisch nicht möglich. „Ab einem 30-jährlichen Hochwasser ist die Trasse nicht befahrbar. Aber 30-jährliche Hochwasser sind sehr selten und meist fahren bei Hochwasser ohnehin weniger Autos.“

Zeithorziont

Einen konkreten Zeithorziont, wann die neue Brücke fertig ist, kann Dauda nicht nennen, zumal noch offen ist, welchen Instanzenweg die UVP noch nehmen werde. Danach erfolgen die Bauverhandlungen. Auch müsse es eine öffentliche Ausschreibung gebe n, um die bauausführenden Firmen zu finden. Dauda: „Wir halten an einem Baubeginn 2024 fest. Aber ich gebe zu: Das ist sehr ambitioniert.“ Was begonnen werde können sind Vorarbeiten wie Bodenerkundungen oder Vorbereitung der Wege.


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