AK-Jugend-Dialogtreffen: Teuerung führt zu Ausbildungsabbrüchen und psychischer Belastung
BEZIRK. Wohnen, Lebensmittel, Kleidung und Bildung: Viele der Grundbedürfnisse sind aufgrund der aktuellen Krisen deutlich teurer und für viele junge Menschen kaum noch leistbar geworden. Die Arbeiterkammer Oberösterreich (AKOÖ) und die Schuldnerhilfe OÖ luden deshalb zum Jugend-Dialogtreffen in der AK-Bezirksstelle Linz-Land ein, um diese Themen zu diskutieren.
Der Krieg im Nahen Osten und der Ukraine, Trumps Wahlsieg und die Nachwirkungen der Corona-Krise auf die Wirtschaft - dadurch sind viele Dinge des alltäglichen Lebens teurer geworden. „Vor allem für junge Menschen und (ihre) Familien ist das Leben kaum noch leistbar“, heißt es von Seiten der AK.
Gemeinsam mit Experten der Schuldnerhilfe OÖ und Jugend-Coaches widmete sich die AKOÖ deshalb beim Jugend-Dialogtreffen in der Linz-Land-Bezirksstelle der konkreten Frage: Wie wirkt sich die Teuerung auf das Leben junger Menschen aus und wie können Jugendliche im Umgang mit Geld bestmöglich unterstützt werden?
Teuerung führt zu Ausbildungsabbrüchen und psychischer Belastung
Mietpreise und Nebenkosten steigen besonders in urbanen Regionen, wo viele Ausbildungsplätze, Schulen und Universitäten angesiedelt sind. Für junge Menschen aus einkommensschwachen Familien ist es oft schwierig, die Kosten für eine eigene Wohnung oder fürs Pendeln zu tragen. Auch wenn manche Ausbildungen grundsätzlich kostenlos sind, können teilweise Kosten für Materialien, Bücher, Arbeitskleidung oder Prüfungen entstehen. Wenn die finanzielle Situation einer Familie sehr angespannt ist, fühlen sich Jugendliche oft gezwungen, die Ausbildung zugunsten einer Vollzeitstelle aufzugeben, um sofort ein Einkommen beisteuern zu können.
Auch die AK und die Schuldnerhilfe sind sich einig: „Finanzielle Unsicherheiten erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass eine begonnene Ausbildung abgebrochen wird. Dadurch sind Jugendliche noch stärker von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht.“ Wenn sich bestimmte Freizeitaktivitäten finanziell nicht mehr ausgehen, werden Jugendliche oft vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen. Das gefährdet die mentale Gesundheit und nagt am Selbstwertgefühl.
Schwieriger Einstieg in das Berufsleben
Junge Menschen, beziehungsweise Berufseinsteiger, erhalten in Österreich häufig einen befristeten Arbeitsvertrag aus mehreren wirtschaftlichen, rechtlichen und strategischen Gründen. Diese Praxis hat jedoch weitreichende Auswirkungen auf die Sicherheit und Perspektive junger Menschen im Berufsleben. Laut AK gelingt es Jugendlichen zunehmend schwerer, ein unbefristetes Arbeitsverhältnis zu finden - selbst nach absolvierter Ausbildung. „Für einen gelungenen Start ins Berufsleben ist Sicherheit besonders wichtig. Befristungen führen zu Zukunftsängsten und sind in diesem Zusammenhang kontraproduktiv“, so AK-Präsident Andreas Stangl.
Verschuldung durch Online-Konsum
Ein weiteres Problem sieht die AKOÖ und die Schuldnerhilfe OÖ in Online-Käufen. Per Mausklick und Ratenzahlung sind Produkte und Dienstleistungen schnell und einfach verfügbar. Besonders Jugendliche, die sich ohnehin wenig leisten können, geraten durch den Wunsch nach sozialer Zugehörigkeit und Konsum in die Schuldenfalle.
Zahlreiche Anrufe dazu erhält die Schuldnerhilfe OÖ. „Wir leben in einer Konsumgesellschaft. Viele Jugendliche häufen mit Online-Käufen enorme Schuldenberge an. Finanzielle Bildung ist ein Muss. Als staatlich anerkannte Schuldenberatung ist uns die altersgerechte und lebensnahe Vermittlung von finanziellem Basiswissen ein besonderes Anliegen, um junge Menschen fit für ihre Alltagsentscheidungen zu machen und Schuldenprobleme zu vermeiden“, so Thorsten Rathner von der Schuldnerhilfe OÖ.
Vorschläge zur Unterstützung finanziell belasteter Jugendliche
Um junge Erwachsene im Umgang mit der Teuerung unterstützen zu können, braucht es aus Sicht der AK:
- Eine Reform der Wohnbeihilfe und zusätzliche Mittel für sozialen Wohnbau, um den Zugang zu bezahlbarem Wohnraum zu erleichtern.
- Die Abschaffung befristeter Mietverträge.
- Den Ausbau kostenloser psychosozialer Angebote für Jugendliche. Psychotherapie und Sozialarbeit vor Ort (beispielsweise in der Schule oder Lehrbetrieben) könne viel dazu beitragen, dass Probleme frühzeitig erkannt werden.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden