Schwarzmüller stellt in allen drei Werken auf Fließproduktion um
FREINBERG. Die Schwarzmüller Gruppe drosselt im laufenden Jahr ihr Wachstum, um die eingeleitete Produktionsumstellung schneller umsetzen zu können. Zum Halbjahr liegt der Fahrzeughersteller leicht hinter den Produktionszahlen des Vorjahres. Am Jahresende soll ein Plus von 200 Fahrzeugen erreicht werden, das sind 9100 Anhänger und Aufbauten. Das gab Schwarzmüller CEO Roland Hartwig am Montag, 31. Juli, am Unternehmenssitz in Freinberg bekannt. Den Wachstumspfad bis 2020, an dessen Ende ein Umsatz von 450 Millionen Euro mit 10.000 Fahrzeugen geplant sei, werde der oberösterreichische Fahrzeughersteller nicht verlassen.
Schwarzmüller führe derzeit die größte Produktionsumstellung in seiner Geschichte durch, erläuterte Hartwig. Die drei Werke in Österreich, Tschechien und Ungarn werden von einer Stand- auf eine sequenzierte Fließproduktion umgestellt. Dadurch wird die Effizienz gesteigert und zugleich die Durchlaufzeit der Fahrzeuge verkürzt. „Wir haben versprochen, dass unsere Fahrzeuge um 50 Prozent schneller hergestellt werden. Das ist das oberste Ziel in dieser Planungsphase bis zum 150-jährigen Unternehmensjubiläum. Dafür nehmen wir auch in Kauf, dass wir in diesem Jahr nicht so stark wachsen und um etwa 400 Fahrzeuge weniger als geplant produzieren“, sagt Schwarzmüller CEO Roland Hartwig.
Getaktete Produktion trotz individueller Fahrzeuge
Die Umstellung auf eine getaktete Fließproduktion ist deshalb so komplex, weil Schwarzmüller 135 Fahrzeugtypen in rund 1000 Varianten herstellt. Mehr als 60 Prozent der Fahrzeuge weisen individuelle Komponenten auf. Die versprochene Beschleunigung in der Herstellung könne nur durch eine intelligente Fließproduktion erreicht werden, betont der CEO. Die große Verschiedenheit führe im Endeffekt auch dazu, dass die optimale Reihenfolge der Fahrzeuge an den Produktionsbändern nur noch über mathematische Modelle dargestellt werden kann. „Diese Sequenzierung kann der Mensch alleine nicht mehr planen“, sagte Hartwig. Die Schwarzmüller Gruppe ist der einzige Hersteller in der Nutzfahrzeugbranche, der seine gesamte Produktion sequenziert. Der Vollausbau – Fließproduktion und Sequenzierung – soll im ersten Halbjahr 2018 erreicht sein.
Jedes Werk ein vollwertiges Kompetenzzentrum
Schwarzmüller hat sich im laufenden Quartal entschlossen, den Umbau zu beschleunigen, um ihn früher abschließen zu können. Nicht nur die Produktion wird völlig neu organisiert, auch die drei Werke werden bereits jetzt zu selbstständigen Kompetenzzentren entwickelt, denen Fahrzeuggruppen von der Konstruktion bis zur Montage zugeordnet sind. Bisher wurde auf der Ebene von Baugruppen eine Spezialisierung durchgeführt. „Wir werden das Wachstum etwas zurückfahren und dadurch die Umstellungszeit verkürzen“, erklärt Hartwig. „Damit können wir unseren Kunden, früher als geplant, verkürzte Produktionszeiten in verschiedenen Fahrzeuggruppen anbieten.“
2017: Mit dem Markt wachsen
Die Schwarzmüller Gruppe werde dennoch 2017 weiter wachsen. Der CEO plant aktuell einen Umsatz von 360 Millionen Euro, nach 342 Millionen im vergangenen Jahr. Das ist ein Plus von fünf Prozent, im Vergleich zu zehn Prozent im Jahr 2016. Man werde mit dem Markt wachsen, stellte Hartwig fest. Aufgrund der Optimierungen in den neuen Produktionsbereichen sei das zu erwartende Ergebnis stabil positiv. Schwarzmüller ist seit der Verabschiedung der Wachstumsstrategie 2012 von 229 Millionen Euro auf 342 im Jahr 2016 organisch gewachsen. Das sind 49 Prozent innerhalb von vier Jahren.
Komplexe Fahrzeuge sehr gefragt
Marktseitig ist Schwarzmüller mit der Performance sehr zufrieden. In den wertschöpfungsintensiven Fahrzeugsegmenten für die Bau- oder die Entsorgungswirtschaft konnten deutliche Zuwächse beim Auftragseingang verzeichnet werden. Das gilt zum Beispiel für die Stahlkipper, die im tschechischen Zebrák hergestellt werden. Dort gingen im ersten Halbjahr um 50 Prozent mehr Aufträge als im Vergleichszeitraum des Vorjahres ein. Die in Tschechien bereits umgesetzten Produktionsprinzipien haben zu einer Termintreue bei der Auslieferung von 90 Prozent geführt, im Mutterwerk Hanzing hat sich der Output bei Schubbodenfahrzeugen durch die Produktionsumstellung bei gleichem Ressourceneinsatz um 40 Prozent erhöht.
Zuwächse in Deutschland fortgesetzt
Deutschland hat sich auch im ersten Halbjahr 2017 besonders gut entwickelt. Die Verschiebung der Produktsegmente hin zu den Baufahrzeugen ist in keinem Markt stärker ausgeprägt. Das zeigt sich beim Auftragseingang bis Ende Juni, der um 30 Prozent über dem des Vorjahres lag (2017: 1202 Stück, 2016: 902 Stück). Mit einer geplanten Gesamtstückzahl von 2400 Stück im Jahr 2017 wird Deutschland beim Absatz erstmals der stärkste Markt werden und Österreich überholen.
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