Farbenfrohe Malereien hinter Glas als echtes Sandler Original
SANDL. Leuchtendes Rot-Orange, feine Linien, schwarze Rahmen – die Hinterglasbilder sind weithin bekannt und ein echtes Original aus Sandl.
Sakrale Bilder sind die wichtigsten Motive auf den Hinterglasbildern, die man mittlerweile nicht nur in Sandl gut kennt. Tausende Bilder haben die Sandler Maler, unter ihnen Johann Pum, schon mit diesen Motiven gestaltet, die viele Räume in den heimischen Häusern zieren. Ein Jesus-Bild, ein Heiliger Florian oder ein Heiliger Georg finden sich in vielen (Bauern-)Häusern.
Bilder waren beliebt - und abwaschbar
Zur Eigenart der Hinterglastechnik gehört es, dass man vom Vordergrund zum Hintergrund malt, genau umgekehrt zur Malerei auf Leinwand. Begonnen wird mit dem Durchmalen der Konturen von der Risszeichnung auf die Glasplatte. Die entstehenden Flächen und der Hintergrund werden dann mit Ölfarben ausgefüllt.Charakteristisch für die Hinterglasbilder sind die vorwiegend schwarzen Rahmen und bunten Farben, die früher viele dunkle Bauernstuben verschönert haben. „Hinterglasbilder waren in verrauchten Stuben und Küchen sehr beliebt, weil man sie abwischen konnte, ohne das Bild zu zerstören“, erzählt Johann Pum, der erst nach seiner Heirat durch seine Schwiegereltern zur Kunst des Hinterglasmalens gekommen ist. „Als meine Schwiegereltern keine so ruhigen Hände mehr gehabt haben, habe ich nur Konturen gemalt. Risse habe ich zahlreich bei mir zu Hause.“
Motive wurden überliefert
Ordner voller sakraler Motive in unterschiedlichen Ausführungen stehen bei Johannes Pum in mehreren Aktenschränken. Die Risse wurden über die Jahre hinweg überliefert und getauscht. Zum perfekten Hinterglasbild gehört außerdem mundgeblasenes Flachglas, das dem Bild gewisses Leben einhaucht. Pum malt so gut es geht jeden Tag. „Ich mache das aus Spaß, es ist mein Hobby. Malen auf Druck wäre für mich nichts.“
Wissen weitergeben
In der Blütezeit der Hinterglasmalerei wurden rund 300.000 Bilder gefertigt. „Dort wurden sie dann für jeden leistbar. Sonst waren die Bilder nur für Klöster oder Herrenhäuser vorbehalten“, erzählt Pum. In Heimarbeit, zumeist im Winter, wurden die Bilder angefertigt und durch Hausierer in alle Länder, sogar bis nach Russland, getragen. Später sind die Bilder durch die modernen Drucke abgelöst worden, die Hinterglasbilder wurden eher wertlos.
Schüler beleben Brauchtum
Mittlerweile sind aber auch die Sandler Schüler Meister im Hinterglasmalen und bringen das Kunsthandwerk wieder vermehrt ins Gedächtnis zurück. Pum und Irmgard Quass setzen sich dafür ein, dass auch die Kinder und Jugendlichen in Sandl mit dem Weltkulturerbe etwas anzufangen wissen. „Es freut mich, dass die Kinder malen. Ich unterstütze sie gerne mit Material oder Wissen“, sagt Pum.
Symposium und Sonderausstellung
Ende Mai findet ein Internationales Hinterglas-Symposium im Hinterglasmuseum Sandl statt, mit vielen Vorträgen und bunten Bildern. Derzeit befindet sich übrigens im Hinterglasmuseum eine Sonderausstellung mit rumänischen Bildern des 20. Jahrhunderts. Das Museum hat von Mittwoch bis Sonntag jeweils von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Außerhalb der Öffnungszeiten wird um Voranmeldung und Terminvereinbarung unter der Tel. 07944/8255-0 oder gemeinde@sandl.ooe.gv.at gebeten.
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