Die Waldaistbühne bringt die "Mühlviertler Hasenjagd" als Theaterstück auf die Bühne der Burg Reichenstein
TRAGWEIN. Die „Waldaistbühne“ bringt in einer Uraufführung das Stück „Das Menschenmögliche“ von Regisseur und Autor Andreas Gruber über die sogenannte „Mühlviertler Hasenjagd“ auf die Bühne der Burg Reichenstein. Premiere des Stücks über eines der dunkelsten Kapitel Oberösterreichs ist am 2. Juni.
Was sich in den Tagen nach dem 2. Februar 1945 im Raum Mauthausen, Schwertberg, Pregarten, Gutau, Tragwein und Gallneukirchen zutrug, zählt zu einem der dunkelsten Kapitel in der Geschichte Oberösterreichs.
Am Lichtmesstag waren 500 russische Offiziere aus dem Konzentrationslager Mauthausen ausgebrochen, die in den Tagen danach von der SS und der Zivilbevölkerung wie die „Hasen“ gejagt wurden. Daher stammt auch der zynische Name: „Mühlviertler Hasenjagd“. Bis auf acht der ausgemergelten Ausbrecher, auf die ansonsten der sichere Tod im Lager gewartet hätte, wurden alle ermordet – oder sie erfroren im eisigen Schnee.
Familie Langthaler versteckte zwei russische Offiziere
Ein Lichtblick in dieser Zeit war Familie Langthaler aus Schwertberg, allen voran die Mutter, Maria Langthaler. Sie widersetzte sich dem Aufruf der SS, allen Ausbrechern Hilfe zu verweigern, sie zu jagen und zu ermoden, und versteckte mit ihrer Familie die zwei russischen Offiziere Michail Rybtschinskij und Nikolaj Cemkalo in ihrem Hof. Die beiden blieben dort bis zur Befreiung im Mai, und so wurde durch sie deren Überleben gesichert.
„Sie war eine unfassbar mutige Frau“, sagt Manfred Wolf, der gemeinsam mit Bernhard Mühlbachler die Gesamtleitung des Stücks über hat. „Mit dem Stück wollen wir sie – und auch die vielen Toten – in Erinnerung behalten.“ „Wir wollen sensibilisieren, damit sich solche Verbrechen nicht mehr wiederholen“, sagt Bernhard Mühlbachler. Dass diese „Menschenhatz“ in „unserer Gegend stattgefunden hat, viele unserer Vorfahren direkt oder indirekt daran beteiligt waren“ mache es zusätzlich relevant.
100 Menschen sind an der Aufführung beteiligt
Mehr als 100 Menschen – davon 50 auf der Bühne – sind an der Aufführung des Stücks „Das Menschenmögliche“ beteiligt. Geschrieben hat das Stück, das von der Pabneukirchnerin Eva Stockinger sensibel inszeniert wird, Andreas Gruber, der diese Thematik 1995 mit dem Film „Vor lauter Feigheit gibt es kein Erbarmen“ ins kollektive Gedächtnis gerufen hat.
Nimmermüde Zeitzeugin
Seither ist Anna Hackl auch Tausenden von Schülerinnen und Schülern bekannt. Die Tochter von Maria Langthaler war damals 13 Jahre alt, hat alles miterlebt, fährt seit nunmehr 28 Jahren durchs Land und erzählt als Zeitzeugin von Angst und Mut, den die Familie damals hatte. Und davon, was den Menschen möglich ist – im Guten, wie im Bösen. Ihre Erinnerungen hat Walter Kohl im Buch „Auch auf dich wartet eine Mutter – Die Familie Langthaler inmitten der Mühlviertler Hasenjagd“ (Verlag Steinmaßl, Edition Geschichte der Heimat, Grünbach 2005, ISBN 3902427248) verarbeitet.
Die „Waldaistbühne“ ist eine Kooperation der Theatergruppe Tragwein und der Theaterrunde Gutau, die nach 2013 (“Haym – Herrschaft und Untertan) zum zweiten Mal ein Stück oberösterreichischer Geschichte auf die Bühne bringt.
Karten auf waldaistbuehne.com Eintrittspreise: 24 Euro, 20 Euro (ermäßigt). Bei der Produktion handelt es sich um eine Freiluftaufführung, warme Kleidung, Decken und Regenschutz (keine Regenschirme!) werden wärmstens empfohlen.
Der Welser Andreas Gruber drehte 1994 den Film „Vor lauter Feigheit gibt es kein Erbarmen“ und brachte somit die sogenannte „Mühlviertler Hasenjagd“ ins kollektive Gedächtnis. Der Film gewann beim Filmfestival in San Sebastián 1994 einen der Hauptpreise. Am 1. Februar 1995 kam er in die österreichischen Kinos und wurde zum erfolgreichsten österreichischen Film des Jahres.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden