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„Die Milch-Liefermengen sind momentan überall überdurchschnittlich hoch“, sagt Josef Mühlbachler aus Liebenau. Der Landwirt und Obmann der Bezirksbauernkammer Freistadt ist auch stellvertretender Aufsichtsrats-Vorsitzender der Molkereigenossenschaft Berglandmilch. Tips sprach mit ihm über die schwierige Lage auf dem Milchmarkt.
 

Die Abschaffung der staatlichen Milchquote im Vorjahr stellt die heimische Milchwirtschaft vor gravierende Probleme. Foto: Greindl

Berglandmilch ist, ebenso wie Gmundner Milch, mit überdurchschnittlich hohen Milch-Anliefermengen konfrontiert.  Im Bezirk Freistadt zählt Berglandmilch derzeit rund 1000 bäuerliche Milchlieferanten. Die gesamte Berglandmilch-Gruppe umfasst rund 13.000 Lieferanten, die auch Eigentümer sind.  „Nachdem es ja nach der Abschaffung der Milchqoute 2015 keine gesetzliche Bremse mehr für die angelieferte Milchmenge mehr gibt, handeln derzeit viele bäuerliche Betriebe nach dem Motto „was wir produzieren können, liefern wir““, sagt Josef Mühlbachler. Das stelle die gesamte österreichische Milchwirtschaft vor gravierende Herausforderungen. „Hätten wir die gleiche Situation vor eineinhalb Jahren gehabt, als die Märkte florierten, wäre das überhaupt kein Problem gewesen“, so der Liebenauer. „Die Welt hat sich aber so gedreht, dass die Milchmengen ein Problem sind. Alles drängt auf den europäischen Markt. Ob Bergland, Gmunden oder deutsche Molkereien, alle schauen, dass sie in Europa die produzierte Milch unterbringen.“  Hintergrund dafür seien die Unruhen im Mittelmeerraum und die daraus folgende Instabilität von früher sicheren Absatzmärkten. Dazu komme das Lebensmittelembargo Russlands und der nicht im erhofften Ausmaß „angesprungene“ Markt in China. Josef Mühlbachler: „Bergland exportiert in Summe in um die 50 Länder, wo man Marktaufbau betreibt und versucht, Fuß zu fassen.  Der Weltmarkt ist heute nicht mehr sowie weit weg wie vielleicht vor 20 Jahren. Das macht es für alle schwierig, für die Urproduzenten ebenso wie für die Molkereigenossenschaften.“ Jeder müsse Antworten auf die Frage finden: „Wie kann ich Milch so verkaufen, dass ein Wert herauskommt?“ Laut dem stv. Aufsichtsrats-Vorsitzenden ist das von Gmundner Milch eingeleitete Liefermengen-Stabilisierungsmodell schlicht ein Hilferuf, dass zu viel Milch da ist. „Gmundner war immer eine gute  Molkerei mit relativ hohen Milchauszahlungspreisen. Momentan ist es aber so: Alles, was man nicht als verarbeitetes Produkt verkaufen kann, muss man am Spotmilchmarkt verkaufen, und der Preis liegt dort bei 15, 16, 17 Cent.“

Sieht man nun auch bei Berglandmilch die Notwendigkeit, die Produzenten zu weniger Milchanlieferung zu bewegen? „Wir haben momentan ein bisschen mehr Spielraum, weil die Käsereien intensiv ausgebaut worden sind. Für ein Kilo Käse verwerten wir rund zehn Kilo Milch, und wir verfügen über große Reifelager für länger gereiften Käse“, erklärt Josef Mühlbachler. „Man hat über uns gelacht, weil wir ständig investiert haben. Es sind auch immer wieder Lieferanten von uns weggegangen, weil es woanders besser war.“ Aber wie man heute sehe, waren die Investitionen richtig, um die steigenden Milchmengen unterbringen zu können. Berglandmilch könne rund 100.000 Tonnen Käse pro Jahr produzieren. „Trotzdem  beneide den Vorstand nicht, der Ende jedes Monats die Verkaufszahlen und Abschlüsse beurteilt und dann entscheiden muss.“

Bereits vor drei Jahren wurde für die Berglandmilch-Produzenten ein - bisher noch nie in die Praxis umgesetztes - Liefermodell erarbeitet, vom Vorstand beschlossen und den Mitgliedern präsentiert, das  jedem Betrieb eine Basisliefermenge zuteilt.  Mühlbachler: „Für alles, was darüber hinaus geliefert wird, könnte es sein, dass ein Verwertungabschlag  geltend gemacht wird.“ Dieser müsse jedoch im November des Vorjahres im Vorhinein vom Vorstand beschlossen werden. „Im November 2015 wurde kein Verwertungsabschlag beschlossen, daher ist auch für heuer keiner fällig“, so der Liebenauer.  “Aber wir sind nicht ewig davor gefeit, das hat der Vorstand den Mitgliedern auch ganz deutlich gesagt.“


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