Geldkatze häkeln und Sessel flechten
KEFERMARKT. In der zweiten Staffel der Kreativ-Werk-Tage auf Schloss Weinberg hat der Projektverein Mühlviertel Kreativ wieder erstaunliche Handwerker gefunden, die ihr Wissen vom 2. bis 4. August weitergeben möchten.
Ein Ziel dieser Workshops ist die Bewusstseinsbildung. Die Projektträger wollen der heimischen Bevölkerung bewusst machen, wie wertvoll altes Handwerk ist. Handwerk, das in jedem Haushalt üblich war und schon fast unbekannt ist. „Ein weiteres Ziel der Projekttage ist die Dokumentation in Form von Seminarunterlagen und Fotos. Diese Informationen sollen allen zugänglich sein. Den Trainerinnen bei den Kreativ-Werk-Tagen haben wir Begleiter zur Verfügung gestellt, die für sie dokumentieren und Unterlagen erstellen“, erklärt Christa Oberfichtner, Obfrau des Vereins Mühlviertel Kreativ.
Fast vergessenes Handwerk
Die männlichen Besucher kommen heuer bei den Kreativ-Werk-Tagen auf ihre Rechnung. Sesselflechten kann man bei Gerhard Stöglehner aus Neumarkt lernen. Sensen mehen und dengeln lehrt Karl Katzinger aus Weitersfelden auf einer Wiese im Burggraben. Die alte Schrift Kurrent entdecken kann man bei Hans Pammer aus Hirschbach. Gemeinsam werden zum Beispiel alte Hauschroniken entziffert. Die bei den Frauen beliebteren Handwerkstechniken kommen ebenfalls nicht zu kurz: Wie man mit Fingerfertigkeit einen Weihnachtsschmuck mit der sogeanannten Klosterarbeit zaubert, zeigt Ulrike Glasner aus Freistasdt. Das Anfertigen von Trachtenzubehör wird in einem weiteren Seminar gelehrt. Mit Hedwig Huber aus Lasberg können die Teilnehmer eine Geldkatze häkeln. Das ist ein Geldbeutel, der an die Dirndlschürze gehängt werden kann. Rita Netzberger aus Freistadt erklärt noch das Froschgoscherl nähen und von Anna Schmidt aus Lasberg kann man die Verarbeitung von Stroh zu Schuhwerk lernen. „Unser langfristiges Ziel ist es, aus den Workshop-Teilnehmern selbst irgendwann Trainer zu machen“, sagt Christa Oberfichtner, die immer auf der Suche nach fast vergessenem Handwerk ist. Eine fast vergessene Technik ist zum Beispiel das Geldkatze nähen, das Hedwig Huber vorgestellt hat. Eine Geldkatze ist ein gehäkelter Schlauch, verziert mit Perlen, der als Geldbörse dient und den man an Dirndlschürze oder Lederhose befestigen kann. „Das Interesse an den Geldkatzen hat sich bei mir zufällig entwickelt, eigentlich begann alles mit Trachtensocken. Dadurch bin ich auf die Geldkatze gekommen. Mir ist es ein Anliegen, dass altes Handwerk belebt wird“, sagt die Trainerin.
Neues Veranstaltungsesign
Die Workshops im Schloss Weinberg gehen über zwei Tage, wobei ein komplettes Drei-Tages-Programm gebucht werden kann. Mit dabei ist eine Schlossbesichtigung, Abendessen und ein Besuch im Mühlviertel Kreativ Haus in Freistadt. „Wir wollten den Teilnehmern mehr Zeit zum Arbeiten und natürlich auch netzwerken geben, deshalb dauern die Workshops heuer länger beziehungsweise können sich die Teilnehmer beim gemeinsamen Abendessen weiter austauschen“, sagt Markus Ladendorfer, Geschäftsführer im Bildungs- und Veranstaltungszentrum Schloss Weinberg. Die Workshopteilnehmer kommen aus ganz Österreich. „Voriges Jahr hatten wir Besucher aus Südkärnten, heuer haben sich schon Teilnehmer aus dem Burgenland angesagt!“
Leader-Projekt
Die Kreativ-Werk-Tage sind ein gefördertes Leaderprojekt. Leader-Obmann Erich Traxler: „Langsam geraten viele alte Techniken in Vergessenheit, deshalb ist es notwendig, das Handwerk wieder unter die Menschen zu bringen. Uns ist für dieses Projekt um keinen Euro zu scahde. Die Auswirkungen auf den regionalen Tourismus sind dadurch auch nicht zu unterschätzen.“ Insgesamt wurden die Kreativ-Werk-Tage mit 34.617 Euro gefördert, den Rest bringt der Verein selbst auf. Gesamtkosten: 43.272 Euro.
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