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Stimmen zur Rückkehr der Wölfe: "Der Wolf hat ein Recht darauf, zurückzukommen!"

Mag. Claudia Greindl, 17.04.2018 19:00

BEZIRK FREISTADT. Der Wolf ist wieder da! Die Berichterstattung der vergangenen Wochen zum Thema hat die Wogen hochgehen lassen. Tips hat nun in Pro/Contra den Obmann des Naturschutzbundes OÖ., Josef Limberger, sowie den Unternehmer und passionierten Jäger Bernhard Kittel um ihre Meinung über die Rückkehr der Wölfe in unserer Region gebeten. Hier die Antworten von Josef Limberger:

Josef LImberger, Obmann des OÖ. Naturschutzbundes Foto: privat
Josef LImberger, Obmann des OÖ. Naturschutzbundes Foto: privat

Was assoziieren Sie mit dem Wort Wolf?

Der Wolf ist ein Teil der heimisches Faunenausstattung, welcher in der Vergangenheit durch den Menschen ausgerottet wurde. Ich verglorifiziere weder den Wolf noch halte ich ihn für eine gefährliche Bestie. Er ist schlicht und einfach ein heimischer Beutegreifer.

Welchen Stellenwert hat der Wolf im 21. Jahrhundert bei uns? Braucht die Natur den Wolf für den Erhalt des ökologischen Gleichgewichts?

Nach unserer Meinung hat der Wolf das Recht in seinen angestammten Lebensraum zurück zu kehren. Es liegt an uns Menschen Lösungen zu finden, die ihm das ermöglichen seine Haustierezu schützen. Der Tiroler Forstverein begrüßt zum Beispiel die Rückkehr des Wolfes.

Vertragen sich Wolf und Zivilisation? Wenn ja, wie viele Wölfe verträgt unsere Gesellschaft?

In Österreich sind außer des Rudel in Allentsteig bis jetzt nur Durchzügler unterwegs. Im Jahr 2002 wurde bei Bad Ischl ein Wolf an einer Wildfütterung geschossen . Für mich ein Zeichen dass das Phänomen durchziehender Wölfe durchaus schon länger besteht. Es aber kaum bemerkt wurde. Zahlen kann und will ich hier nicht nennen.

Geht vom Wolf eine Bedrohung aus?

Wahrscheinlich fürchten sich Wölfe mehr vor dem Menschen als umgekehrt. Gefährlich wird es erst, wenn sie gefüttert und damit vertraut mit den Menschen werden. Verhaltensauffällige Wölfe sollten meiner Meinung nach Vergrämt und im Notfall auch erlegt werden können. Das heißt aber nicht dass man jetzt, wie von manchen Meinungsmachern gewünscht, zum Hallali auf die Tiere bläst. Deutschland ist mit so einem Anliegen gerade bei der Europäischen Union abgeblitzt. Die Aktion des Naturschutzbundes „Akzeptanz für den Wolf“ zielt hier in die richtige Richtung. Eine Rückkehr, ohne diese zu fördern, muss (auch nach EU Richtlinie) akzeptiert werden. Betroffenen Tierhaltern muss aber die nötige Hilfestellung , Beratung und Unterstützung von öffentlicher Hand zu Teil werden und ich denke, die OÖ Landesregierung hat klug entschieden, indem sie nur Wölfe zum Abschuss freigeben will, die eine direkte Bedrohung für den Menschen darstellen und für nachweislich vom Wolf gerissene Tiere Entschädigung zahlt. Der Verhaltensauffällige Wolf, der immer wieder im Freiwald von sich reden macht, ist offensichtlich mit Menschen vertraut (Gefangenschaftsflüchtling). Wölfe sind klug und lernfähig, dass sollten auch wir Menschen in Beziehung zu Wölfen sein.

Ist ergo die Angst vor dem Wolf unbegründete Hysterie oder begründete Vorsicht?

Ich glaube, dass vor allem Unwissenheit und mangelnde Erfahrung mit diesem Wildtier irrationale Ängste auslöst. Diese wird durch Meinungsmacher künstlich geschürt. So können zum Beispiel kranke Tiere ihr Verhaltensmuster ändern. Wie man inzwischen leidvoll erfahren musste kann auch von Kühen auf der Weide potenzielle Bedrohungen für den Menschen ausgehen, wenn sich dieser falsch verhält. Der Mensch muss lernen sich richtig zu verhalten dies trifft auch in Beziehung auf den Wolf zu.

 Hatten Sie persönlich schon mit Wölfen Kontakt?

Ich konnte Wölfe sehr intensiv in Großgehegen beobachten und in der Slowakei war ich mit Wolfsforschern in Wolfgebieten unterwegs, habe frische Spuren eines Rudels gesehen, Wolfslosung und vieles mehr. Auch die Hirtenhundekultur konnte ich dort kennen lernen und mit Hirten sprechen. Dort gibt es übrigens auch eine große Population von Braunbären und viele Menschen fahren extra in Gebiete, wo die Wahrscheinlichkeit besteht unter kundiger Führung Großbeutegreifer zu erleben. Das ist eine boomende Tourismusbranche. In Ländern wie Finnland oder Slowenien ist es zu einem lukrativen Geschäft geworden in Zusammenarbeit mit ortskundigen Jägern und Biologen Großbeutegreifer zu beobachten und zu fotografieren. Dies gelingt allerdings mit Bären viel leichter. Wölfen zu begegnen ist ungleich schwieriger.

Zeigen die Wölfe, die in unserer Region, dem Mühlviertel, auftauchen, arttypisches Verhalten?

Warum sollten sich die Wölfe im Mühlviertel anders verhalten als anderswo ? Ausnahmefälle, wie bei besagtem Gefangenschaftsflüchtling sind ein besonderes Ereignis und nicht die Regel.

Ist das Vergrämen von Wölfen, die sich Weidetieren und/oder Menschen nähern, eine gangbare und effektive Lösung?

Ja, solche Maßnahmen, die allerdings in Fachkreisen nicht unumstritten sind, können meiner Meinung nach, gepaart mit anderen Maßnahmen ein kleiner Teil eines Systems sein, welches verhindert, dass Wölfe die Möglichkeit erhalten Haustiere zu töten. Hier ist die öffentliche Hand gefordert, Betroffenen zu helfen. Wenn die Mehrheit der Bevölkerung für den Wolf ist, oder wenn es gesetzlich unabdingbar ist, dann muss diese Mehrheit, der Staat, die EU konkrete Hilfestellungen, ob finanziell oder praktisch zur Verfügung stellen. Ihre Botschaft an die Gegner der Wiederansiedlung des Wolfes?Eine Wiederansiedlung gibt es nicht, die bei uns auftauchenden Wölfe sind von selbst gekommen. Es ist also eine Wiederbesiedlung. Uns Menschen empfehle ich Ruhe zu bewahren und sachlich und fair nach Lösungen zu suchen mit denen alle leben können, der Mensch und auch der Wolf. In Oberösterreich gibt es ja einen Runden Tisch zum Thema. Hier gilt es solche Dinge zu klären und nach gangbaren, gemeinsamen Lösungen zu suchen. Jede Art von Populismus wirkt sich nur schädlich auf einen Dialog aus und steht vernünftigen Lösungen im Wege.Es ist eine kulturelle Leistung, die von unserem Entwicklungsstand zeugt, wenn wir andere Lebewesen neben uns akzeptieren. Wie sollten wir es sonst viel ärmeren Ländern in Afrika oder Indien abverlangen Großbeutegreifer zu schützen. Diese sorgen dort allerdings für steigenden Naturtourismus und bringen Devisen in die Länder. Etwas mehr Sachlichkeit im Bezug auf den Rückkehrer Wolf würde uns allen gut tun. Welche Anzahl von Wölfen „erträglich“ sind, gilt es aus Mangel an Erfahrung, sowohl von Befürwortern als auch von Gegnern, erst festzustellen.


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Gastuser
Gastuser
05.05.2018 08:33

Verantwortung

Es ist immer wieder erstaunlich wie aggressiv Wolfbefürworter, gegen Bauern, Tierhalter und Jäger argumentieren. Das sind Menschen die große Verantwortung für die Tiere tragen - egal ob Nutztiere, Hobbytierhaltung oder Wildtiere (Hege!). Wahrscheinlich haben Wolfbefürworter noch niemals solche Verantwortung tragen dürfen/müssen, sonst würden sie anders darüber denken!

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Gastuser
Gastuser
19.04.2018 09:27

Finde ich

weitaus sachlicher und lösungsorientierter als das andere Interview.

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Gastuser
Gastuser
21.04.2018 20:55

Haben Sie schon mal nachgeschaut wieviel Menschen durch Kühe nachweislich verletzt oder getötet wurden? Erst letztes Jahr eine Frau in Österreich beim überqueren eine Alm...Haben Sie scho nachgeschaut wieviele Menschen durch Jäger sterben? Die Chance daß man bei enem Waldspaziergang durch eine Kugel stirbt ist 1000 mal höher als durch einen Wolf zu sterben...Was sagen Sie dazu egal?

n
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Gastuser
Gastuser
18.04.2018 12:21

Stimmen zur Rückkehr der Wölfe

Immer wieder erstaunlich, was für Leute sich als "Experten" zu Wort melden. Gehegewölfe beobachtet, schön und gut. In der Wildnis Kotfunde, ja, nett. Aber Weidetierhaltung und Großprädatoren hat noch nirgends funktioniert ohne Bejagung, und es gibt keinen Grund, warum das hier funktionieren könnte. Zudem sind sie nicht so scheu, wie man uns glauben lassen will. In Deutschland wurden Kinder im Ort Bannetze direkt bedroht, ein Jogger im Gartower Forst an der Hand verletzt, Wölfe an Bushaltestellen und Kindergärten, letzterer zum Glück am Sonntag, es gibt Bürger-Initiativen, die wolfsfreie Dörfer fordern. Schande, dass man das fordern muss. Noch kurz zum Schadenersatz für gerissene Weidetiere: was es für die Tierhalter bedeutet, morgens an der Weide seine teilweise n noch lebenden Fohlen, Kälber oder Schafe aufzufinden, denen die Gedärme herausgerissen wurden, - ja, so töten Wölfe, und keineswegs immer mit Kehlbiss - daß ist für die Naturschutzverbände anscheinend nur Kollateralschaden. Vernachlässigbar.

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Gastuser
Gastuser
19.04.2018 23:47

Immer wieder erstaunlich, was manche Leute glauben

Interessanterweise werden freilebende Wölfe immer nur von Gegnern gesichtet. Der Wolf muss ja in der Tat eine schreckliche Bestie sein, wenn er sich nur seinen Feinden zeigt und ausgerechnet nur diesen Leuten Schaden zufügt, so als ob er diese aus dem Weg räumen möchte? Sehr clever! Besser schnellstmöglich beseitigen, bevor er noch die Menschheit ausrottet...
Die Kombi Weidetierhaltung und Großprädatoren funktioniert in anderen Gebieten sehr wohl! Wenn deutsche und österreichische Bauern toleranter und kompromissbereiter wären, würde das auch hinhauen. Aber wie so typisch für unser Land schreien alle erst mal ganz laut, bevor man es überhaupt versucht.
Für die Tierhalter muss es in der Tat sehr schlimm sein, tote Tiere aufzufinden. Dann kann man sie gar nicht selbst töten oder zum Schlachter bringen.
Bitte außerdem um Quellennachweise, wo und wann Menschen verletzt worden sein sollen.

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