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Ein Jahr Auszeit für Pfarrer Martin: "Priester machen schon heute täglich einen Spagat!"

Mag. Claudia Greindl, 26.06.2018 18:58

SCHÖNAU. Weder als Auszeit noch als Zeit der Untätigkeit möchte Pfarrer Martin Truttenberger (49) sein Sabbatjahr verstanden wissen, das er in drei Wochen antreten wird. „Meine Motivation, die Botschaft des christlichen Glaubens anzubieten, ist lebendiger als je zuvor.“

  1 / 8   Statt wie üblich nach Maria Zell führte Pfarrer Martin, ein passionierter Motorrad-Fahrer, die jährliche Biker-Wallfahrt am Wochenende zu seinem künftigen Stützpunkt nach Maria Schutz. Viele begeisterte Motorrad-Fans folgten ihm.

Erstaunlich sachlich, ja großteils verständnisvoll wohlwollend, haben die Menschen in Truttenbergers Pfarren Schönau und Pierbach auf seine Ankündigung, von 15. Juli 2018 bis 8.Juli 2019 ein Gebets- und Studienjahr zu nehmen, reagiert. „Mein Motiv dafür ist die persönliche geistliche Vertiefung, aber auch das Wecken von Bewusstsein für die Zukunftssituation unserer Pfarren“, sagt der gebürtige Steyregger, der als „früher Spätberufener“ nach einer Laufbahn im Maschinenbau zum Priesterberuf fand.

Kirche in der Krise

15 Jahre lang hat Martin Truttenberger seither „mit aller Freude und mit allem Engagement“ als Priester gearbeitet, seit 2011 als Pfarrer von Schönau und Pierbach, weiters als Provisor der Pfarre Kaltenberg, sowie als Dechant des Dekanats Unterweißenbach. „Wir Priester machen schon jetzt einen Spagat – bei der wachsenden Anzahl von zu betreuenden Pfarren und Menschen, oftmals mit einer Sieben-Tage-Woche“, beschreibt er die momentane Situation. Das kirchliche Leben befinde sich in einer wachsenden Krise. „Es gibt auch in Österreich immer weniger Nachwuchs, bei den Priesterberufungen, aber auch schon bei den hauptamtlichen Laiendiensten.“

Nie bereut, Priester geworden zu sein

Bereut hat es Pfarrer Martin trotzdem nie, Priester geworden zu sein. „Ich habe durch die Botschaft Jesu Christi den Sinn des menschlichen Lebens kennengelernt - das Glück zu entdecken, bedingungslos von Gott geliebt zu sein und die Aufgabe zu erfüllen, den Mitmenschen zu helfen, diese Liebe zu erfahren. Leider sehen viele Christen die Kirche als Serviceeinrichtung für sich selbst, dabei sollten die Getauften der Welt, das heißt den Menschen, die Gott noch nicht kennen, die Hilfen Gottes zu einem glückenden Leben weiterreichen.“

Sabbatjahr in Maria Schutz am Semmering

Sein Vertiefungsjahr wird Truttenberger nach der Feier des Goldenen Priesterjubiläums des Schönauer Altpfarrers Kurat Josef Zauner und nach 30-tägigen Schweige-Exerzitien im Kloster Maria Schutz am Semmering beginnen. „Ich werde mich nach hoch aktiven Jahren einüben im empfangenden Hinhören auf die stille Gegenwart Gottes. Und ich werde mich mit den Konzepten und Erfahrungen von bereits wieder aufblühenden christlichen Pfarren in unseren westlichen Wohlstandsländern beschäftigen. Es ist vorgesehen, nach diesem Jahr dort wieder anzusetzen, wo ich heute aufhöre“, sagt er, der sich selbst als „ungebrochener Optimist“ bezeichnet.

Motorrad-Wallfahrt

Statt wie üblich nach Maria Zell führte Pfarrer Martin, ein passionierter Motorrad-Fahrer, die jährliche Biker-Wallfahrt am vergangenen Wochenende zu seinem künftigen Stützpunkt nach Maria Schutz. Viele ebenso begeisterte Motorrad-Fans folgten dem Gottesmann. Im Wort Begeisterung steckt für Pfarrer Martin ohnehin die Zukunft der Kirche. „Wir haben so einen schönen Glauben und so einen schönen Gott, der sich uns gezeigt hat. Die Zukunft liegt in vielen Menschen, die sich für den Glauben begeistern lassen. Ich erlebe jedes Jahr im Religionsunterricht die Begeisterung der Erstkommunikanten, unabhängig von ihrem religiösen Familien-Hintergrund. Es liegt mir auch daran, diese Begeisterung in den Jung-Eltern zu wecken, die vielleicht noch kein regelmäßiges religiöses Leben führen.“

Und indem er auf ein Kruzifix an der Wand deutet, erklärt er: „Ich setze mich als Pfarrer gerne voll ein, habe aber jemanden, auf den ich stets zu verweisen habe. Es geht, wie Papst Franziskus betont, immer um die Verbindung mit Jesus Christus – dem Licht, das jedes Leben erleuchten kann!“


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