Dienstag 16. April 2024
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FREISTADT. Wenn einer den Titel „Freistädter Original“ verdient, dann wohl er: Johann „Hans“ Lubinger. Im Tips-Gespräch plauderte der 85-jährige Zuckerbäcker in unnachahmlicher Art über sein Leben.

Der Konditormeister blickt mit 85 Jahren zufrieden auf sein Lebenswerk. Foto: privat
Der Konditormeister blickt mit 85 Jahren zufrieden auf sein Lebenswerk. Foto: privat

Dank dem sprichwörtlichen Glück des Tüchtigen kann Konditormeister Hans Lubinger mit beinahe 86 Jahren voll Zufriedenheit auf sein Lebenswerk blicken.

„Ich habe soviel Herrgott-Segen gehabt in meinem Leben“, sagt Lubinger und fängt an zu erzählen. Als jüngstes von drei Kindern am 26. Jänner 1934 als Sohn eines gelernten Bierbrauers und einer Fabrikarbeiterin in Nettingsdorf geboren, schloss Lubinger die Pflichtschule in Perg ab.

„Zuckerbäcker war schon immer mein Traumberuf“, erzählt Hans Lubinger, dem ein Onkel eine Lehrstelle bei der damaligen Konditorei Koller in Steyr besorgte. Nach der Gesellenprüfung arbeitete der Zuckerbäcker in Wels und Linz, bevor er seinem um zehn Jahre älteren Bruder per Auswandererschiff nach Kanada folgte.

Mit 85 Dollar in der Tasche nach Kanada ausgewandert

„Als 20-Jähriger bin ich von Bremerhaven nach Halifax übergesetzt und mit dem Zug weiter nach Ottawa gefahren – mit nur 85 Dollar Startgeld in der Tasche.“ In einer kleinen deutschen Kuchenfabrik fand Hans Lubinger gleich Arbeit, doch der Lohn reichte nicht zum Überleben und so suchte er nach einer neuen Herausforderung. „Ein Freund meines Bruders verschaffte mir Arbeit als Bergwerkshelfer im Yukon Territory.“

Vom Nobody zum Lubricator

Dort brachte es der Oberösterreicher dank seines Fleißes recht bald zum Original, das vor Ort jeder kannte.

„Gekommen bin ich als Nobody und wegen meiner Körpergröße traute mir anfangs keiner was zu, aber bald war ich unter dem Spitznamen „lubricator“ ein gefragter Bergwerks-Mineur. Viele erfahrene Mineure sagten damals: „Look at that little guy. That“s lubricator, he is the biggest moneymaker of the Yukon!“ „, erzählt Lubinger lachend.

Nach fünf Jahren im Bergwerk heuerte Lubinger für zwei Jahre als Pâtissier im „King Edward“-Sheraton-Hotel in Toronto an.

Hans und Grete, ein tolles Team

Zurück in Oberösterreich legte er seine Meisterprüfung in der Linzer Konditorei Jindrak ab und lernte kurz darauf im Jahr 1962 seine Frau Grete – mit 20 Jahren damals jüngste Konditormeisterin Österreichs – beim Skifahren am Sternstein kennen und lieben. Ein Jahr darauf wurde geheiratet, die Söhne Max und Johannes, die später ebenfalls das Handwerk erlernten, machten die Familie komplett.

„1966 haben wir eine Konditorei in Horn übernommen, das stellte sich jedoch als Fehlschlag heraus und wir verließen die Stadt nach neun Monaten mit leeren Händen. Das Schicksal verschlug uns nach Freistadt.“

Glücklicher Zufall

Es ist wiederum einem glücklichen Zufall geschuldet, dass die Lubingers dank finanzieller Leihgaben des Bruders, eines Yukon-Freundes und der Bank in Freistadts Böhmergasse am 11. November 1967 ihre eigene Konditorei eröffnen konnten.

Diese übersiedelte 1977, nach elfmonatiger Umbauzeit, in das Haus Hauptplatz 10. „Das Heizhaus habe ich eigenhändig in den Granit gesprengt“, muss Lubinger noch heute schmunzeln.

Schauspielerei als Hobby

Neben dem Zuckerbäckerhandwerk fand Lubinger auch Zeit für die Schauspielerei. In drei Operetten spielte er Hauptrollen, etwa den „Frosch“ in der „Fledermaus“, in der er, der sich nie einen Rausch angetrunken hatte, den besoffenen Gefängniswärter zu seiner Paraderolle formte. Sein Schauspieltalent lebte Lubinger auch bei den ebenso legendären wie amüsanten Tortenpräsentationen aus.

Offiziell trat Hans Lubinger im Alter von 60 Jahren die Pension an, stand aber noch jahrelang in der Backstube und kochte oft für die ganze Familie. Momentan arbeitet er an der großen Lebkuchen-Ausstellung für das Jubiläumsjahr 2020.

Dankeschön an die Familie

Die Konditorei am Freistädter Hauptplatz wird von den beiden Söhnen Max und Johannes sowie Schwiegertochter Elisabeth erfolgreich geführt, die dritte Generation steht mit Enkel Stefan, seines Zeichens Konditor-Weltmeister, ebenfalls bereits mit beiden Beinen im Betrieb.

„Bei meiner Familie und unseren Mitarbeitern möchte ich mich auf das Allerherzlichste bedanken.“ Ganz besonderer Dank gebühre seiner Frau Grete. „Ohne meine liebe Grete hätte ich das alles niemals erreichen können. Sie hat mich in allem begleitet und immer tatkräftig unterstützt.“


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